Rot, gelb, grün: Die Bunq-Mitarbeiter tragen ihren Corona-Komfortstatus am Handgelenk

Mit farbigen Armbändern können die Mitarbeiter der niederländischen Neobank ausdrücken, wie viel Nähe und Distanz sie am Arbeitsplatz okay finden. Doch die Aktion stößt auch auf Kritik.
Die Farbarmbänder von Bunq | Foto: Bunq
Die Farbarmbänder von Bunq | Foto: Bunq

Die Corona-Maßnahmen werden vielerorts lockerer, die Mitarbeiter kehren langsam ins Büro zurück, aber Fragen bleiben: Ist es jetzt wieder okay, sich die Hand zu geben? Oder warum guckt der Kollege so verkniffen, wenn ich ihm auf die Schulter klopfe? Kurzum: Wieviel Nähe und Distanz sind jetzt angemessen?

Abseits der Diskussionen um 3G oder 2G gibt die niederländische Neobank Bunq Mitarbeitern nun die Möglichkeit, ihre Komfortzone in Sachen Corona-Abstandsregeln selbst zu definieren - ohne große Worte, mit einer Art Ampel-System. Mit einem Farbband am Handgelenk zeigen die Mitarbeiter an, welche Art von Abstand sie sich von ihren Kollegen wünschen.

Die "Unicorns" zeigen rot, gelb, grün

Wofür welche Farbe steht, hat die Neobank, die ihre Mitarbeiter gerne als "Unicorns" bezeichnet - in die Armbänder einstanzen lassen. Das rote steht für: "Bitte halte immer ein Unicorn zwischen uns. Ja, ein Unicorn ist 1,5 Meter lang".  Das gelbe Armband bedeutet: "Dieses Unicorn beißt nicht, es redet gerne, aber nicht anfassen". Das grüne soll sagen: "Happy Unicorn Farmer: Umarmungen und High Fives sind willkommen."

Wie kam Bunq darauf? "Das ist eine Idee, die wir im Internet aufgeschnappt haben und die uns sehr gut gefallen hat, weil wir wollen, dass sich jeder in seinem Arbeitsumfeld wohl und sicher fühlt. Bunq hat mehrere Niederlassungen in verschiedenen Ländern, die alle ihre eigenen nationalen Vorschriften haben, die bei der Umsetzung einer solchen Maßnahme zu berücksichtigen sind", sagt Sprecher Antony Underwood auf Nachfrage von FinanzBusiness.

Man wisse, dass in Deutschland die 3G-Regel üblich sei, so Underwood. Die meisten Bunq-Mitarbeiter seien aber in den Niederlanden und in Bulgarien beschäftigt, wo andere "Regeln und Gepflogenheiten" herrschen.

Ob die Mitarbeiter ins Büro zurückgerufen werden, hängt ebenfalls von den Regierungsrichtlinien in jedem Land ab. "Da wir als kritische Infrastruktur gelten, müssen wir sicherstellen, dass wir unserer Verantwortung gegenüber der Gesellschaft gerecht werden und gleichzeitig unser Bestes tun, um unsere Mitarbeiter sicher und zufrieden zu halten", sagt Underwood. Wie viele Mitarbeiter schon bei rot, grün oder gelb zugegriffen haben, will er aber nicht verraten.

Der eigene Wunsch zählt

Mitarbeiterin Vera Veldscholten findet auf jeden Fall, die Bändchen sind eine "gute Sache", würden dadurch doch unangenehme oder komplizierte Gespräche und Regelwerke obsolet.

"Mit der Einführung dieser Armbänder können wir selbst unsere Wünsche in Bezug auf die Distanzierung zum Ausdruck bringen, während wir im Büro sind oder gemeinsam an einem Projekt arbeiten", kommentiert die Senior Compliance Agentin bei Bunq auf Linkedin.

Erzeugt "grün" sozialen Druck?

Doch unter dem Post gibt es durchaus auch kritische Stimmen zu der Aktion. Sie unterlaufe die Corona-Maßnahmen der niederländischen Regierung - und erzeuge durch die rot-gelb-grüne Farbwahl Druck auf die Mitarbeiter, sich für das "gute", gleich grüne Armband zu entscheiden.

Veldscholten verteidigt die Idee. "Die Armbänder sind kein Druckmittel. Sie sollen zum Ausdruck bringen, dass wir auf die Wünsche der anderen Rücksicht nehmen, damit wir alle in einem sicheren Umfeld im Büro arbeiten können. Und die grünen Armbänder bedeuten nicht, dass wir uns gegenseitig auf dem Schoß sitzen werden. Zum Glück haben die Mitarbeiter von Bunq genug Grips, um zu wählen und auszudrücken, wofür sie eigentlich stehen."

Sprecher Underwood stellt auf Nachfrage klar, dass die Armbänder den offiziellen niederländischen Corona-Maßnahmen entsprechen, da die 1,5-Meter-Regel nicht mehr verbindlich sei.

"Und ihr ganzer Grundgedanke ist, dass sich unsere Mitarbeiter bei der Arbeit glücklich und sicher fühlen sollen, daher akzeptieren wir auch die zweite Kritik nicht", so Underwood.

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