Scalable Capital steigt zum Einhorn auf

Damit kommt der Robo-Advisor aus München aktuell auf eine Bewertung 1,4 Milliarden Dollar. Die Einführung des Derivatehandels auf der Plattform steht bevor.
Firmenchef und Mitgründer Erik Podzuweit | Foto: Scalable Capital
Firmenchef und Mitgründer Erik Podzuweit | Foto: Scalable Capital
Ulrike Barth, Reuters

Der digitale Vermögensverwalter Scalable Capital schafft den Sprung zum "Einhorn". Bei Investoren seien 180 Mio. Dollar (rund 148 Millionen Euro) eingesammelt worden, teilte das Fintech am Dienstagabend mit. "Damit wird Scalable Capital nun mit 1,4 Milliarden Dollar bewertet", sagte Firmenchef und Mitgründer Erik Podzuweit der Nachrichtenagentur Reuters.

Das frisch eingesammelte Geld soll in das weitere Wachstum, die internationale Expansion und weitere Produkt- und Technologieentwicklung fließen.

Mit einer Unternehmensbewertung in dieser Größenordnung steigt Scalable sieben Jahre nach Gründung in den Club der "Einhörner" auf, also jenen Kreis von Start-ups, die eine Bewertung von über einer Milliarde Dollar erreichen.

Der Kreis der Neuinvestoren ist prominent: Die neue Runde wurde vom chinesischen Technologiekonzern Tencent angeführt, der bereits in Fintechs wie N26 aus Berlin und Nubank aus Brasilien investiert hat. Auch bestehende Anteilseigner beteiligten sich weiter. Dazu gehört beispielsweise der US-Vermögensverwalter Blackrock.

Damit sind Altinvestor Blackrock, die verschiedenen Wagniskapitalgeber inklusive Tencent sowie Gründer und Mitarbeiter jeweils zu einem Drittel an dem Unternehmen beteiligt, wie Podzuweit im Gespräch mit der FAZ ausführt.

Mit Blick auf die Produktentwicklung hebt Florian Prucker, Co-CEO und Mitgründer in der Pressemitteilung hervor: "Als nächstes planen wir die Einführung des Derivatehandels."

Asien noch kein Thema

Ein Markteintritt in Asien sei derzeit nicht geplant. Dafür willl man weiter ins Produkt investieren. "Wir wollen mehr soziale Elemente in den Broker integrieren, seien es Chatplattformen, auf denen sich die Nutzer über bestimmte Aktien austauschen können oder seien es Erklär-Videos von Youtubern zu bestimmten Anlage-Themen", sagt Podzuweit in der FAZ.

Insgesamt hat das Unternehmen, das seit 2016 am Markt ist, damit 320 Mio. Dollar bei Geldgebern eingenommen. Mit der frischen Finanzspritze will Scalable Capital innerhalb Europas expandieren und nimmt dabei zunächst Frankreich, Italien und Spanien in das Visier. Zudem werde die Produktpalette ausgebaut, kündigte der frühere Goldman-Sachs-Mitarbeiter Podzuweit mit Blick auf das Kryptogeschäft an: "Beides soll aus einer Hand kommen."

Teamausbau im Blick

Das frische Geld soll auch den Personalaufbau ermöglichen: Das Team von Scalable Capital ist auf über 230 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angewachsen und wird sich in Zukunft deutlich vergrößern. Neben dem Hauptsitz in München und einem Büro in London hat Scalable Capital kürzlich einen Standort in Berlin eröffnet, um Talente, insbesondere in den Bereichen Engineering, Kundenservice und Marketing, zu gewinnen.

"Wir sind auch auf der Suche nach Talenten, die unsere internationale Expansion in Europa vorantreiben", sagt Erik Podzuweit in einer Mitteilung. Dabei zeigt sich das Fintech flexibel, Mitarbeiter können aus dem Büro, von zu Hause aus oder einen beliebigen Ort arbeiten – "eine Flexibilität, die sehr geschätzt wird und die wir beibehalten werden", so Podzuweit. Die Mitarbeiterzahl soll perpektivisch auf über 400 steigen, nach 150 Beschäftigten Ende 2020.

Einhorn-Alarm bei den Neobrokern

Investoren stehen im Moment bei Fintechs Schlange. In der Corona-Krise ist es für viele Menschen normal geworden, online selbstständig Geld anzulegen. Der Online-Broker Trade Republic überraschte in der vergangenen Woche mit einer Mega-Finanzierungsrunde, bei der das Unternehmen 900 Millionen Dollar einsammelte. "Früher war es gar nicht möglich, an diese Summen in Deutschland heranzukommen", sagte Podzuweit. Inzwischen glaubten Kunden und Investoren daran, dass Fintechs keine "Nischen-Teilnehmer" mehr seien.

Nach eigenen Angaben hat Scalable fünf Jahre nach dem Marktstart im Februar 2016 mehr als eine Viertelmillion Kunden und verwaltet ein Kundenvermögen von mehr als 4 Mrd. Euro. Dazu zählt auch das noch junge aber stark wachsenden Broker-Geschäft, in dem das Startup mit einer Art Netflix-Flatrate punkten will. Damit sei man eines der am schnellsten wachsenden europäischen Fintechs.

Jetzt teilen

Zum Newsletter anmelden

Bleiben Sie mit unserem Newsletter immer auf dem aktuellen Stand der Entwicklungen Ihrer Branche.

Newsletter-Bedingungen

Die jüngsten FinanzBusiness-Artikel

Die GLS Bank ist bislang die einzige Bank, die Debitkarten aus Holz standardmäßig ausgibt. | Foto: GLS Bank

Zweifel an Nachhaltigkeit der neuen Genossen-Holzkarte

Für Abonnenten

Lesen Sie auch