Kunden, Konten, Marketing - so sieht Flatexdegiro den Markt

Das Rennen um den europäischen Brokerage-Markt ist längst eröffnet, nun legt Flatexdegiro die Messlatte im Kampf um die europäische Vorreiter-Rolle ein Stück höher - auch um sich von der Konkurrenz abzugrenzen, die derzeit frisches Geld aufnimmt.
Muhamad Chahrour, CFO von FlatexDegiro | Foto: Flatexdegiro
Muhamad Chahrour, CFO von FlatexDegiro | Foto: Flatexdegiro

Flatexdegiro setzt sich neue Ziele. Das soll auch das eigene Selbstbild als Marktführer unterstreichen - wohl auch weil in der vergangenen Woche das Schlaglicht auf die Silicon-Valley-Millionen fiel, die Konkurrentin Trade Republic gerade eingesammelt hat.

Trade Republic's Geldspritze kommt aus dem Silicon Valley 

Beide Online-Broker erheben den Anspruch, sich ein großes Stück vom europäischen Markt abschneiden zu wollen - wenn auch mit recht unterschiedlichen Mitteln.

So sieht Flatexdegiros neue Fünf-Jahres-Vision vor, die europäischen Kundenbasis auf ein "konkurrenzloses Niveau von sieben bis acht Mio. Brokerage-Kunden" zu bringen, pro Jahr will man 250 bis 350 Mio. Trades abwickeln.

Flatexdegiro hebt Ziele bis 2026 markant an 

Zwar resultieren die neuen Ziele aus einer positiveren Einschätzung des Marktes. Doch die hat nur bedingt etwas mit solchen Phänomenen wie dem Gamestop-Hype oder dem derzeitigen allgemeinen Börsen-Hoch zu tun. Den eigentlichen Boost des Geschäfts erhofft sich der Online-Broker vom Aufholeffekt im europäischen Markt, der derzeit noch "absolut unzureichend durchdrungen" sei. 

"Fast die Hälfte der kontinentaleuropäischen Bevölkerung besitzt kein Online-Banking-Konto. Ich spreche nicht von Brokern, sondern von Banken. Die Hälfte der Menschen in Kontinentaleuropa geht immer noch in eine Filiale, um ihre Angelegenheiten zu erledigen", sagt Muhamad Chahrour, CFO von FlatexDegiro in einem Analysten-Call zu den neuen Zielen. 

Nach der Fusion von Flatex und Degiro sieht man sich in dem Feld daher bestens positioniert, um von einer digitalen Aufholjagd zu profitieren und geht davon aus, dass das erwartete beschleunigte Wachstum einen signifikant positiven Einfluss auf Umsatz, Ergebnis und Free Cashflow haben wird. Der operative Cashflow soll im genannten Fünfjahreszeitraum kumuliert bei über 1 Mrd. Euro liegen.

Dabei setzt Flatexdegiro anders als viele Wettbewerber gerade nicht auf ein Zero-Cost-Modell. "Ich sage seit Jahren, dass es kein "Zero Trading" gibt. Es ist absolut unmöglich, Kunden Umsonst-Trading zu bieten. Entweder verdient man kein Geld damit oder hat Kosten in seiner Struktur, die Kunden buchstäblich abzocken", sagt Chahrour. "Wir generieren heute weniger als ein Viertel unserer Gesamteinnahmen aus einer auf Umsatzbeteiligung basierten Vergütung, während andere Broker das zu 100 Prozent machen."

Zudem gebe es ein "erhöhtes Interesse von großen institutionellen Fonds, die nach Europa kommen", so der Flatexdegiro-CFO. Das sei grundsätzlich "perfekt für das Brokerage-Geschäft", weil es den Wachstums-Zyklus anheize. CEO Frank Niehage sprach gar von einer "Phase des Hyperwachstums im Online-Brokerage".

Flatexdegiro setzt sich große Ziele, ohne zu träumen 

Konservative Prognose

Man rechnet bei Flatexdegiro konservativ mit einem rein organischen Wachstum, dass dem Online-Broker über die kommenden Jahre im Durchschnitt jeweils eine Millionen Neukunden plus x bescheren soll. Pro Tag sollen 3000 neue Kunden an Bord geholt werden.

"Als Online-Broker wissen wir alle, dass wir im ersten Quartal des Jahres die meiste Aktivität sehen. In den vergangenen Wochen lagen wir allerdings im Schnitt bei 5000 neuen Kunden pro Tag und damit deutlich über dem Wert, den wir in den kommenden Jahren im Durchschnitt annehmen."

Die Marketingstrategie von Flatexdegiro setze nicht darauf "Beitragszahler für Google" zu sein, so CFO Chahrour. "Andere Wettbewerber lieben es, mit Tausenden von Kunden zu wachsen, für die sie pro Kunde zwei- bis dreihundert Euro ins Marketing investieren", sagt der CFO.

Bei Flatexdegiro setze man lieber auf eine "dezidierte" Zielgruppe, also darum "echte Kunden" zu finden - nicht solche, die nur drei Mal im Jahr handeln oder gar Karteileichen sind. Pro Neukunden gibt man 50 Euro im Marketing aus.

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