Licht und Schatten bei den US-Banken

Im vierten Quartal 2022 ergibt sich ein gemischtes Bild bei den Geschäftszahlen der Institute. JPMorgan und die Bank of America steigerten den Gewinn, bei Wells Fargo und der Citigroup lief es weniger rund.
Bei US-Banken geht es meist um hohe Milliardensummen. | Foto: picture alliance/dpa | Silas Stein
Bei US-Banken geht es meist um hohe Milliardensummen. | Foto: picture alliance/dpa | Silas Stein
Daniel Rohrig mit Material von dpa und Reuters

Bei den US-Banken zeigt sich zum Ende des vierten Quartals 2022 ein gemischtes Bild. Während JPMorgan und die Bank of America Gewinnsteigerungen bekanntgaben, mussten Wells Fargo und die Citigroup Verluste hinnehmen

BoA: Höhere Zinseinkünfte und ein florierendes Handelsgeschäft

So hat die Bank of America (BoA) beispielsweise zum Jahresende dank höherer Zinseinkünfte und eines florierenden Handelsgeschäfts mehr herausgeholt. Unterm Strich verdiente das zweitgrößte US-Geldhaus im Schlussquartal nach eigenen Angaben 7,1 Mrd. US-Dollar (6,6 Mrd. Euro) - rund zwei Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Erträge stiegen um elf Prozent auf 24,5 Mrd. Dollar.

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Dem Institut kam dabei der rege Betrieb an den Finanzmärkten zugute. Aufgrund von Inflations- und Rezessionsängsten ließen viele Anleger ihre Portfolios umschichten, was das Handelsgeschäft mit Wertpapieren beflügelte. Außerdem profitierte das Geldhaus aufgrund der strafferen US-Geldpolitik von stark gestiegenen Zinsen, die es bei der Kreditvergabe einstreicht.

Die Provisionseinnahmen aus dem Geschäft mit M&A-Deals halbierten sich allerdings auf 1,1 Mrd. Dollar. Die BoA plane zur Zeit dennoch keine Massenentlassungen, sagte Bankchef Brian Moynihan in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Das Institut legte im Zeitraum von Oktober bis Dezember 1,1 Mrd. Dollar als Risikovorsorge für potenzielle Kreditausfälle zurück.

JPMorgan: Hoher Überschuss trotz hoher Risikovorsorge

Sprudelnde Zinserträge haben der größten US-Bank JPMorgan im Schlussquartal 2022 überraschend viel Gewinn beschert. Jetzt sieht JPMorgan-Chef Jamie Dimon die Bank in der Lage, im ersten Quartal den Rückkauf eigener Aktien wieder aufzunehmen, den sie im Juli ausgesetzt hatte. Trotz einer milliardenschweren Risikovorsorge lag der Überschuss mit gut elf Milliarden US-Dollar im vierten Quartal rund sechs Prozent höher als ein Jahr zuvor, wie das Institut in New York mitteilte. 

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Der Zinsüberschuss legte um fast die Hälfte und damit ebenfalls stärker als gedacht auf mehr als 20 Mrd. Dollar zu. Schwach entwickelte sich aber die hauseigene Investmentbank. Hier brachen die Erträge stärker ein als von Experten erwartet.

Trotz der Gewinnsteigerung im vierten Quartal verdiente JPMorgan im Gesamtjahr mit 37,7 Mrd. Dollar rund 22 Prozent weniger als 2021. Damals hatte die Bank Risikovorsorge für drohende Kreditausfälle von fast neun Milliarden Dollar aufgelöst, was dem Gewinn zugutekam. Im Jahr 2022 legte sie hingegen 6,4 Mrd. Dollar für solche Zwecke zurück.

Citigroup: Gewinn schrumpft um 21 Prozent

Die amerikanische Großbank Citigroup hat im vierten Quartal angesichts der Konjunktursorgen und der Flaute im Geschäft mit Übernahmen und Fusionen deutlich weniger verdient. Der Nettogewinn schrumpfte binnen Jahresfrist um 21 Prozent auf 2,5 Mrd. Dollar, wie das Finanzinstitut mitteilte. Pro Aktie erwirtschaftete die Citigroup einen Gewinn von 1,16 Dollar nach 1,46 Dollar ein Jahr zuvor.

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Die Übernahme- und Fusionstätigkeit hatte sich im vergangenen Jahr deutlich abgeschwächt, da viele Unternehmen angesichts steigender Zinsen, des Kriegs in der Ukraine sowie wachsender wirtschaftlicher Unsicherheit vor Transaktionen zurückschreckten. Die Erträge im Investmentbanking brachen bei der Citigroup im vierten Quartal um 58 Prozent ein. Dank eines starken Märktegeschäfts nahmen die Konzernerträge allerdings insgesamt um sechs Prozent auf 18 Mrd. Dollar zu.

Die Konjunktursorgen waren mit ein Grund dafür, dass die Citigroup ihre Risikovorsorge für mögliche Kreditverluste im vierten Quartal um 640 Mio. Dollar aufstockte. Noch vor Jahresfrist hatte die Bank 1,37 Mrd. Dollar an Vorsorge aufgelöst, weil im Zuge der Corona-Pandemie erwartete Kreditverluste nicht eingetreten waren.

Wells Fargo: Gewinneinbruch im Schlussquartal

Die US-Großbank Wells Fargo verbuchte im Schlussquartal einen Gewinneinbruch. Der Nettogewinn schrumpfte im Vorjahresvergleich um 50 Prozent auf 2,86 Mrd. US-Dollar. Hauptgrund hierfür war offenbar eine Milliardenstrafe an die US-Behörden wegen Missmanagements im Dezember.

Auch Wells Fargo und Citigroup stocken Risikovorsorge auf

Die US-Investmentbank Goldman Sachs wiederum hat mit ihren Gehversuchen auf dem Privatkundenmarkt bereits eine Milliardensumme verbrannt. Allein die Sammlung von Geschäftsbereichen, die kürzlich in der Sparte Plattform Solutions zusammengefasst wurden, kam in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres auf einen Vorsteuerverlust von 1,2 Mrd. US-Dollar (1,1 Mrd Euro), wie die Bank in einem Bericht an die Aufsichtsbehörden veröffentlichte. Von Anfang 2020 bis Ende September 2022 summierte sich der Verlust vor Steuern des neuen Segments sogar auf bis zu drei Milliarden Dollar.

Goldman Sachs: Zwei Milliarden Dollar Verlust befürchtet

Zusammen mit den Zahlen des vierten Quartals wird sich der kumulierte Verlust der drei Jahre laut Insidern auf etwa vier Milliarden Dollar belaufen. Auf 2022 entfielen zwei Milliarden Dollar, vor allem wegen Risikovorsorge für drohende Kreditausfälle, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Den Unterlagen zufolge belief sich die Risikovorsorge für die ersten neun Monate bereits auf 942 Mio. Dollar. Die Bank will ihre Jahreszahlen am 17. Januar veröffentlichen.

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Die Sparte Plattform Solutions umfasst Angebote wie Goldmans Apple Card und eine deutlich verkleinerte Version dessen, was die Investmentbank einmal als neue Privatkundensparte geplant hatte. Im Oktober war das Management von seinem Plan abgerückt, ein eigenes Bankangebot für normale Privatkunden aufzubauen.

Die Zahlen von Morgan Stanley kommen - ebenso wie die von Goldman Sachs - in der kommenden Woche.

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