Auch Wells Fargo und Citigroup stocken Risikovorsorge auf

Beide US-Banken verdienten im zweiten Quartal weniger und legen mehr Geld für möglicherweise ausfallende Kredite zurück.
Schriftzug von Wells Fargo | Foto: picture alliance/AP Images | Matt Rourke
Schriftzug von Wells Fargo | Foto: picture alliance/AP Images | Matt Rourke
Reuters/ Dpa

Hohe Rückstellungen für drohende Kreditverluste und ein schwaches Hypothekenkredit-Geschäft haben der US-Großbank Wells Fargo im Frühjahr einen Gewinneinbruch eingebrockt. Im zweiten Quartal sei der Überschuss im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 48 Prozent auf 3,1 Milliarden Dollar gefallen, teilte die viertgrößte Bank der USA am Freitag mit. Pro Aktie erwirtschaftete der Finanzkonzern 74 Cent nach noch 1,38 Dollar im Vorjahr.

”Wir erwarten, dass die Kreditverluste von den unglaublich niedrigen Niveaus aus steigen werden, aber wir haben noch keine nennenswerte Verschlechterung bei unseren Verbraucher- oder Handelsportfolios gesehen”, erklärte Bankchef Charlie Scharf. Das Geldhaus bildete im Quartal für drohende Kreditausfälle Rückstellungen im Volumen von 580 Mio. Dollar.

Vor einem Jahr hatte die Bank noch wegen des damaligen Konjunkturaufschwungs Risikovorsorge im Umfang von 1,26 Mrd. Dollar aufgelöst. Die Gesamterträge sanken um rund 16 Prozent auf 17,03 Mrd. Euro.

Hohe Kosten für Rechtstreitigkeiten und Sanierung

Bankchef Scharf, der das Ruder bei Wells Fargo 2019 übernommen hatte, kämpft darum, das Institut wieder auf einen ruhigeren Pfad zu führen. Unter seinen beiden Vorgängern hatte der Finanzkonzern noch Milliarden für Rechtstreitigkeiten und Sanierungskosten ausgegeben. Scharfs Strategieplan sieht unter anderem massive Kostensenkungen vor. Dazu soll das Hypothekengeschäft verkleinert und die Investmentbank ausgebaut werden. Die Vergabe von Hauskrediten sank im zweiten Quartal um 53 Prozent. Nach oben schießende Zinsen dämpften die Hypotheken-Nachfrage. Dagegen legten die Nettozinserträge um 16 Prozent zu. Die nichtzinsabhängigen Erträge fielen um 40 Prozent, was das Management unter anderem auf schwächere Venture-Capital- und Private-Equity-Geschäfte zurückführte.

Auch bei der Citigroup brechen die Einnahmen im Investmentbanking ein

Auch die Citigroup legte heute ihre Quartalszahlen vor: Die US-Großbank verbuchte ebenfalls höhere Kosten und nimmt Rückstellungen für ausfallbedrohte Kredite vor. In den drei Monaten bis Ende Juni fiel der Überschuss daher im Jahresvergleich um 27 Prozent auf 4,5 Mrd. Dollar, wie die Bank in New York mitteilte.

Dabei legten die gesamten Erlöse um überraschend starke 11 Prozent auf 17,8 Mrd. Dollar zu. Insgesamt übertrafen die Quartalszahlen die Erwartungen der Analysten aber deutlich. Die Aktie stieg vorbörslich um über 4 Prozent.

Wie die anderen großen US-Banken erhöhte Citi die Risikovorsorge aufgrund der gestiegenen Gefahr eines stärkeren wirtschaftlichen Abschwungs deutlich. Zudem brachen die Einnahmen im Investmentbanking ein, da Börsengänge und Fusionen rar waren.

Handel mit Wertpapieren boomt

Doch das Handelsgeschäft mit Wertpapieren florierte wegen der hohen Nervosität an den Börsen, viele Anleger passten ihre Portfolios angesichts von Inflations- und Rezessionsängsten an. Citi-Vorstandschefin Jane Fraser sprach von ”soliden Ergebnissen” in einem schwierigen Marktumfeld

Am Vortag hatten bereits die Großbanken JP Morgan und Morgan Stanley aufgrund von Milliarden-Rückstellungen für drohende Kreditverluste und mauen Geschäften mit Fusionen und Übernahmen kräftige Gewinnrückgänge für das zweite Quartal gemeldet.

Gewinn von JP Morgan schrumpft

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