Privathaushalte und Unternehmen haben unterm Strich weniger Vermögen

Privatpersonen sparen zwar mehr, doch das kann Bewertungsverluste nicht kompensieren. Ähnlich ist die Lage bei den produzierenden Unternehmen und Dienstleistern. Laut Bundesbank haben sie im zweiten Quartal auch mehr Kredite aufgenommen als zuvor.
Foto: picture alliance / pressefoto_korb | Micha Korb
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Anja Hall mit Material von dpa

Das Geldvermögen der nichtfinanziellen Unternehmen - also den produzierenden Unternehmen und Dienstleistern mit Ausnahme der Finanzdienstleister - sinkt erstmals seit dem ersten Quartal 2020 wieder: Nach Zahlen der Bundesbank lag es zum Ende des zweiten Quartals 2022 bei 6097 Mrd. Euro und somit 26 Mrd. Euro niedriger als noch im Vorquartal. Zwar haben Transaktionen das Geldvermögen um 36 Mrd. Euro erhöht. Dem stehen aber massive Bewertungsverluste, insbesondere bei den Aktien und Anteilsrechten, in Höhe von 97 Mrd. Euro gegenüber.

Die Außenfinanzierung der Unternehmen legte laut Bundesbank im zweiten Quartal dieses Jahres nach einem deutlichen Rückgang zu Jahresbeginn wieder zu. Sie lag bei 82 Mrd. Euro nach 75,9 Mrd. in den ersten drei Monaten 2022.

Die Firmen nahmen mit 39 Mrd. Euro insbesondere mehr Kredite auf als im Vorquartal (33 Mrd. Euro). Wie die Bundesbank mitteilt, hängt die höhere Kreditaufnahme teilweise mit den neuen Hilfskrediten der Bundesregierung für Unternehmen, die von der Energiekrise besonders betroffen sind, zuammen.

Die Verschuldung steigt

Obwohl die Verschuldung der Unternehmen insgesamt steigt, ging ihre Verschuldungsquote, die in Relation zum nominalen Bruttoinlandsprodukt berechnet wird, leicht von 80,4 Prozent auf 79,8 Prozent zurück.

Vergleichbar ist die Lage bei den Privathaushalten: Auch deren Verschuldungsquote sank auf 55,8 Prozent (Vorquartal: 56,1 Prozent), obwohl sie mehr Schulden machen. Die Bundesbank erklärt dies damit, dass im zweiten Quartal die gesamtwirtschaftliche Leistung noch gestiegen sei und die verfügbarem Einkommen höher waren. Die Verbindlichkeiten der privaten Haushalte lagen zum Ende des zweiten Quartals bei 2090 Mrd. Euro; das ist eine Zunahme von 30 Mrd. Euro gegenüber dem ersten Quartal.

Vermögen privater Haushalte sinkt so stark wie seit zwei Jahren nicht

Das Geldvermögen der Privathaushalte aus Bargeld, Wertpapieren, Bankeinlagen sowie Ansprüchen gegenüber Versicherungen ist im zweiten Quartal um 98 Mrd. Euro auf 7496 Mrd. Euro gesunken. Das ist laut Bundesbank das zweite Mal in Folge und der stärkste Rückgang seit mehr als zwei Jahren. Im vergangenen Jahr 2021 hatte das Geldvermögen noch einen Rekordwert erreicht.

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Für das deutliche Minus sind vor allem die Kursrückgänge an den Börsen verantwortlich: Der Notenbank zufolge betrafen die Bewertungsverluste fast alle marktbezogenen Anlageklassen. Aktien und sonstige Anteilsrechte verloren 89 Mrd. Euro an Wert, die Anteile an Investmentsfonds 77 Mrd. Euro und die Schuldverschreibungen sieben Milliarden Euro - insgesamt 170 Mrd. Euro.

Privathaushalte legen mehr Geld zurück

Trotz der hohen Inflation haben die Menschen in der Summe wieder mehr Geld gespart: Die Bestände an Bargeld und Sichteinlagen etwa auf dem Giro- und dem Tagesgeldkonto stiegen im zweiten Quartal um rund 36 Mrd. Euro auf 2197 Mrd. Euro. Zu Jahresbeginn hatte der Zuwachs lediglich 12,5 Mrd. Euro betragen.

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Abzüglich der Schulden sank das Nettogeldvermögen der privaten Haushalte im zweiten Quartal gegenüber dem Vorquartal deutlich um 127 Mrd. auf 5406 Mrd. Euro. Immobilien werden von den Daten nicht erfasst.

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