"Wir sollten keine neue Finanzkrise herbeireden", fordert Stefan Wintels

Die Lage ist ernst, aber Banken und Unternehmen sind robuster als 2008 aufgestellt, sagt der KfW-Chef im Interview mit dem ”Handelsblatt”. Das Fördervolumen der Anstalt werde im zweiten Halbjahr gegenüber den ersten sechs Monaten zurückgehen.
KfW-Chef Stefan Wintels. | Foto: KfW
KfW-Chef Stefan Wintels. | Foto: KfW

Energiekrise, Krieg, Lieferkettenstörungen: Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos - so könnte man die Haltung des Vorstandsvorsitzenden der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zusammenfassen. Im Interview mit dem ”Handelsblatt” sagte Stefan Wintels mit Blick auf das kommende Jahr: ”Bei einer Zuspitzung der Lage gehen wir in einem adversen Szenario von einem Schrumpfen der Wirtschaft um 2,5 Prozent aus.”

Gleichzeitig warnte er vor Untergangsszenarien. ”Wir sollten keine neue Finanzkrise herbeireden. Die Banken, aber auch viele Unternehmen sind heute robuster als damals”, so Wintels.

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Die Lage sei durchaus ernst, so der KfW-Chef, was sich in der deutlichen Korrektur an den Märkten widerspiegele. ”In den kommenden sechs bis zwölf Monaten müssen wir uns auf eine hohe Volatilität einstellen – bei Währungen ebenso wie am Anleihe- und Aktienmarkt.

Im Vergleich zu 2008 ist die Lage durch das Zusammenspiel mehrerer Krisen komplexer und anspruchsvoller, zumal die notwendige grüne und digitale Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft noch hinzukommt.”

Die Notmaßnahmen zur Krisenbekämpfung, betonte der Vorstandschef, würden ”kurzfristig zulasten unserer klimapolitischen Ziele gehen”. Er mahnte deshalb höhere Anstrengungen beim Umbau zu einer nachhaltigen Wirtschaft an.

Das KfW-Fördervolumen werde im zweiten Halbjahr geringer ausfallen als in den ersten sechs Monaten, in denen die Summe von 95 Mrd. Euro - im Wesentlichen wegen der Hilfen für Uniper - zu Buche stand.

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”Der Förderbedarf wird im zweiten Halbjahr deutlich niedriger ausfallen”, sagte Wintels. Der deutliche Anstieg im ersten Halbjahr sei vor allem auf zwei Sondereffekte zurückzuführen gewesen: ”Es gab eine erhöhte Nachfrage wegen Veränderungen bei der Förderung energieeffizienter Gebäude. Zudem haben wir im ersten Halbjahr als Folge des Ukrainekriegs Zuweisungsgeschäfte durch die Bundesregierung in Höhe von 33,4 Milliarden Euro getätigt.”

Die Bundesregierung will der KfW einen Kreditrahmen beim Wirtschaftsstabilisierungsfonds einräumen. Auf die Frage, ob die Anstalt personell und bei der Refinanzierung an ihre Grenze stoße, antwortete Wintels eher ausweichend.

”Das Gesetzgebungsverfahren dazu läuft noch, deshalb möchte ich mich zu diesem Thema nicht im Detail äußern. Bisher können wir am Kapitalmarkt und am Geldmarkt genügend Mittel aufnehmen für alle Aufgaben, die wir absehen können. Aber es kann natürlich auch umfangreiche Aufgaben geben, die aktuell nicht abzusehen sind und die sich jetzt naturgemäß auch noch nicht beziffern lassen.”

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