Bundesbank rechnet mit Rezession und zehn Prozent Inflation in Deutschland

Bis Ende September wird die Wirtschaft nach Ansicht der Volkswirte auf der Stelle treten. Gut aufgestellt sind jedoch immerhin noch die Staatsfinanzen.
Gebäude der Bundesbank in Frankfurt. | Foto: Daniel Rohrig
Gebäude der Bundesbank in Frankfurt. | Foto: Daniel Rohrig
reuters, dpa, daniel rohrig

Die Bundesbank rechnet nach einer Stagnation im Sommer mit einer Rezession im Winter. Demnach dürfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland wegen der anhaltenden Energiekrise Ende 2022/Anfang 2023 schrumpfen, heißt es im Monatsbericht der Notenbank.

Ungünstige Entwicklung am Gasmarkt

”Die Wirtschaftsentwicklung in Deutschland wird im Sommerquartal und darüber hinaus von den ungünstigen Entwicklungen am Gasmarkt beeinträchtigt”, erklärten die Bundesbank-Volkswirte. Für Juli bis einschließlich September 2022 erwarten sie, dass die deutsche Wirtschaftsleistung ”erneut in etwa auf der Stelle treten” wird.

Die Aussichten für die deutsche Wirtschaft trüben sich demnach zunehmend ein. Eine sinkende Wirtschaftsleistung im Winterhalbjahr sei ”deutlich wahrscheinlicher geworden”, schreibt die Bundesbank in ihrem Monatsbericht August.

Mit Auslaufen der Entlastungsschritte der Regierung erwartet die Bundesbank - nach europäischer Messung (HVPI) - im Herbst Inflationsraten von rund zehn Prozent. Im Juli hatte sie nach dieser Rechnung 8,5 Prozent betragen.

”Ich würde nicht ausschließen, dass die Inflation kurzfristig weiter steigen wird”, sagt Isabel Schnabel

Bereits für das zweite Quartal hatte das Statistische Bundesamt eine Stagnation des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zum Vorquartal errechnet. Ausführliche Ergebnisse für den Zeitraum April bis Juni will die Wiesbadener Behörde an diesem Donnerstag veröffentlichen.

”Die hohe Unsicherheit über die Gasversorgung im kommenden Winter und die starken Preissteigerungen dürften die privaten Haushalte und Unternehmen deutlich belasten”, prognostiziert die Bundesbank.

Preissprünge bei Energie infolge des Ukraine-Krieges und steigende Lebensmittelpreise hätten die Teuerung seit Monaten angeheizt, hieß es weiter. Zwar kurbelt andererseits der Wegfall der Corona-Einschränkungen den privaten Konsum an. ”Zudem legen jüngste Daten nahe, dass die Industrie und der Außenhandel den belastenden Faktoren bis zuletzt trotzten”, analysiert die Bundesbank.

Schuldenbremse 2023 wieder einhalten

Die deutschen Staatsfinanzen sind nach Einschätzung der Bundesbank aber ”weiter gut aufgestellt, um auch bei einer ungünstigeren Entwicklung die Konjunktur stabilisieren zu können”. Zugleich mahnt die Bundesbank, im kommenden Jahr die Schuldenbremse wieder einzuhalten.

Dies werde auch nicht zu einer ”fiskalischen Vollbremsung” führen, ”die die Wirtschaftsentwicklung abwürgt”. Die seit 2009 im Grundgesetz verankerte Schuldenbremse erlaubt dem Bund nur in geringem Maße neue Kredite. 2020 und 2021 machte der Bund wegen hoher Pandemielasten von der Ausnahmeregelung Gebrauch, dieses Instrument in Notsituationen vorübergehend aufheben zu können.

Bundesbank-Präsident Joachim Nagel hatte zuvor trotz der zunehmenden Rezessionsgefahren in Deutschland die Notwendigkeit weiterer Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) bekräftigt. ”Bei den hohen Inflationsraten müssen weitere Zinsschritte folgen”, sagte er der ”Rheinischen Post”.

Bundesbank-Präsident unterstreicht Notwendigkeit weiterer Zinserhöhungen

Bundesbank-Präsident warnt vor Gefahr anhaltend hoher Inflation

Jetzt teilen

Zum Newsletter anmelden

Bleiben Sie mit unserem Newsletter immer auf dem aktuellen Stand der Entwicklungen Ihrer Branche.

Newsletter-Bedingungen

Lesen Sie auch