Deutsche Bank holt russische Programmierer nach Berlin

Die Bank hat allen Beschäftigten ihres russischen Technologiezentrums eine Stelle in Deutschland angeboten. Mehrere Hundert IT-Experten seien schon übergesiedelt.
Ein Standort der Deutschen Bank in Moskau | Foto: picture alliance / dpa | Vyacheslav Prokofyev
Ein Standort der Deutschen Bank in Moskau | Foto: picture alliance / dpa | Vyacheslav Prokofyev

Rund 1500 IT-Experten beschäftigt die Deutsche Bank in Moskau und St. Petersburg, und diese könnten nun in ein neues Technologiezentrum der Bank in Berlin wechseln.

Wie das ”Handelsblatt” unter Berufung auf Insider berichtet, hat bislang ”mehr als die Hälfte” der russischen Mitarbeitenden Interesse an dem Angebot gezeigt, nach Deutschland überzusiedeln.

Mit dem Schritt reduziere die Großbank das Risiko, Fachwissen zu verlieren, falls es wegen Verwerfungen zwischen der EU und Russland aufgrund des Angriffskriegs auf die Ukraine nicht mehr möglich sein sollte, das Technologiezentrum zu betreiben, schreibt das Handelsblatt. Dass ein solches Szenario realistisch sei, habe die Bank selbst in ihrem Quartalsbericht notiert. Offenbar hat die Deutsche Bank noch keine Entscheidung über die Zukunft des Standorts getroffen.

Die russischen Programmierer wären schwer zu ersetzen

Nach Angaben der Deutschen Bank vom März wäre der weltweite Geschäftsbetrieb bei einem Ausfall nicht gefährdet, allerdings hatte die ”Financial Times” berichtet, dass sich bei einer Schließung des Zentrums zumindest bestimmte Upgrades verzögern würden. Außerdem würden die russischen Programmierer als hochqualifiziert gelten - ihr Know-how sei für die Bank daher sehr wichtig.

Die gut 1500 Beschäftigten entwickeln und warten laut Handelsblatt intern verwendete Software und wären daher schwer zu ersetzen. Die IT-Experten aus Russland machen etwa ein Zehntel der gesamten IT-Mitarbeiter des Instituts aus.

Kein großes Aufhebens um die Umsiedelungsaktion

Dem Bericht zufolge kümmert sich ein 50-köpfiges Projektteam bei der Bank um die Umsiedlungsaktion. Die Deutsche Bank bemühe sich, möglichst wenig von ihren Plänen durchsickern zu lassen, um die Aktion nicht zu gefährden, heißt es. Denn es werde immer wieder berichtet, dass russische Behörden Unternehmen aus dem Ausland massiv unter Druck setzen, wenn sie Rückzugspläne öffentlich gemacht haben.

Neuer Arbeitsplatz der russischen IT-Experten soll das neue Technologiezentrum der Bank in Berlin werden. Die Eröffnung eines solchen Standorts in der deutschen Hauptstadt hatte die Bank bereits im vergangenen Jahr beschlossen.

Im Mai wurde bekannt, dass die Bank hierfür etwa 100 neue Mitarbeitende einstellen will. Wie ein Sprecher damals gegenüber FinanzBusiness sagte, sollte der Personalausbau neben einem Kompetenzzentrum der Unternehmensbank auch die Bereiche Risk & Compliance sowie IT umfassen.

Deutsche Bank baut den Standort Berlin aus

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