HVB-Chef Michael Diederich ist zurzeit gegen Fusionen

Der CEO bemängelt in einem Interview schlechte Rahmenbedingungen für Fusionen - weist aber gleichzeitig darauf hin, dass es in Zukunft starke europäische Finanzhäuser brauche. Außerdem äußert er sich zu weiteren Auswirkungen durch den Krieg in der Ukraine und Verwahrentgelten.
Michael Diederich, CEO der Hypo-Vereinsbank. | Foto: picture alliance / picture alliance | P0009
Michael Diederich, CEO der Hypo-Vereinsbank. | Foto: picture alliance / picture alliance | P0009

Es war das Gerücht schlechthin: Wird die Hypovereinsbank (HVB) mit der Commerzbank fusionieren? Vorerst sieht es trotz neuer Annäherungsversuche zu Jahresbeginn nicht danach aus und auch der Vorstandschef der HVB, Michael Diederich, ist wenig optimistisch.

”Eine Übernahme muss grundsätzlich zur Strategie passen, das Geschäft stärken und sich langfristig auch positiv auf die Rendite und die Ausschüttungspolitik der Unicredit auswirken. Im Moment ist dafür kein guter Zeitpunkt”, sagte er in einem ”Handelsblatt”-Interview. Dabei brauche Europa starke europäische Finanzhäuser.

Langen Ukraine-Konflikt würde gesamte Wirtschaft spüren

Als ein Grund für die vorerst geplatzte Fusion wird der Ukraine-Krieg und die noch nicht absehbaren Auswirkungen genannt. Auf die Frage, wie sehr die HVB betroffen sein wird, sagt Diederich: ”Wenn ich heute auf unser Kreditbuch blicke, dann gibt es noch keine Verwerfungen.” Wenn der Konflikt länger andauere, dürfte das aber die ganze Wirtschaft spüren, gibt er zu Bedenken.

Fusionspläne durchkreuzt: Unicredit strebte Gespräche mit der Commerzbank an

Bei der HVB komme noch hinzu, dass sie einige deutsche Konzerne und Mittelständler mit großem Russlandgeschäft zu ihren Kunden zählt, diese hätten jetzt Probleme. ”Manche Unternehmen müssen finanzielle Engpässe überbrücken, da Lieferketten und Absatzmärkte gestört sind. Wir spielen hier mit vielen unserer Kunden verschiedenste Szenarien durch, um gemeinsam den individuellen Bedarf zu analysieren”, sagt Diederich.

Er sieht auch die Politik in der Pflicht, zum Beispiel, wenn das Gas rationiert werde, entsprechende Notfallprogramme vorzubereiten. ”Sie müssen ja nicht gezogen werden, sollten aber für den Ernstfall in der Schublade liegen.”

Dazu kämen weitere Herausforderungen für mittelständische Unternehmen. Das sei zum einen die Digitalisierung, dann die langfristigen Folgen der Pandemie und die Dekarbonisierung. Jetzt komme noch die Inflation dazu. ”Die Inflation ist stark durch die Energiepreise getrieben, deswegen ist sie kein temporäres Phänomen. Wir sehen im Moment kein Unternehmen, das sich nicht mit der Frage beschäftigt, wie es seine Kostenstrukturen an die neuen Realitäten anpassen kann.”

Inflation zwingt auch HVB zum sparen

Ob seitens der Bank eine Entlastung für die Kunden durch das Streichen der Negativzinsen kommt, hält er offen. ”Aktuell verhandeln wir das mit unseren Kunden individuell.” Aber man behalte den Markt und die EZB im Blick.

Zumal auch auf dem Plan steht, eigene Kosten zu deckeln. Dazu gehöre auch der Abbau von 1100 Stellen. Davon sei die Hälfte erreicht. ”Gerade vor dem Hintergrund der anhaltenden Inflation versuchen wir, das Projekt so schnell wie möglich voranzutreiben.” Außerdem werde weiterhin geschaut, welche Filialen noch sinnvoll sind.

Zu guter letzt sprach Diederich auch über die deutsche Immobiliensparte Wealthcap. ”Mit Blick auf unsere strategische Ausrichtung sind wir für Wealthcap nicht mehr der richtige Eigentümer. Der Verkaufsprozess ist aber noch nicht abgeschlossen.”

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