Privatkundenchef der Commerzbank kündigt Kryptoverwahrgeschäft ab Sommer an

Das Angebot ist zunächst institutionellen Kunden vorbehalten, wie Thomas Schaufler im Interview mit dem ”Handelsblatt” sagte. Er sprach außerdem über seinen Plan, die Digitalisierungsquote voranzutreiben - auch wenn er 100 Prozent in seiner ”Karriere nicht mehr erleben” werde.
Thomas Schaufler | Foto: Commerzbank
Thomas Schaufler | Foto: Commerzbank

In seinem ersten Interview seit Amtsamtritt berichtet Commerzbank-Privatkundenchef Thomas Schaufler im ”Handelsblatt” von seinen Vorstellungen zur Digitalisierung der Bank. Mitte 2022 will man beispielsweise die Verwahrung für Krypto-Assets an den Start bringen - in einem ersten Schritt für institutionelle Kunden.

”Die Vorbereitungen dafür laufen und ich hoffe, dass wir sie bis Sommer abgeschlossen haben”, sagte Schaufler der Zeitung. Auch für Privatkunden sei ein solches Angebot perspektivisch denkbar. ”Allerdings wollen wir hier abwarten, bis der Bereich besser reguliert ist und es mehr Klarheit beim Thema Verbraucherschutz gibt.” In den Kauf und Verkauf von Krypto-Assets will die Bank allerdings nicht einsteigen, da es bereits etablierte Handelsplattformen gebe. ”Hier macht ein eigenes Angebot aus meiner Sicht wenig Sinn”, meint der Commerzbank-Vorstand.

Filialkonzept wird angepasst

Von Vorgängerin Sabine Schmittroth hat Schaufler auch die Aufgabe geerbt, das Filialnetz der Commerzbank auf Vordermann zu bringen.

Commerzbank-Vorstand beschließt Restrukturierungsplan

Dabei wird er deren ursprünglichen Plan wohl nicht eins zu eins umsetzen, da man ”eine Strategie nie losgelöst von den Rahmenbedingungen” umsetzen könne. ”Entscheidend ist für mich dabei der Dreiklang aus physischer Beratung in der Filiale, ortsunabhängiger Betreuung aus unseren Beratungs-Centern sowie der Möglichkeit, über das Smartphone einen Großteil des Bankgeschäfts selbst zu erledigen. Wir schauen jedes Quartal, wie stark unsere Kunden welche Kanäle nutzen – und passen unsere Ausrichtung dann entsprechend an”, sagt er.

Wie die Commerzbank das Filialnetz weiterentwickelt, hänge deshalb davon ab, wie sich die Kundennachfrage und die Bargeldnutzung in Deutschland entwickeln. ”Aktuell wird Cash in Deutschland noch deutlich häufiger genutzt als in anderen Ländern”, sagt Schaufler.

Anteil des Privatkunden soll weniger stark sinken

Bis Ende 2024 hat sich die Commerzbank zum Ziel gesetzt, den Anteil der Privatkunden um 73 Prozent steigern. Der neue Vorstand will das möglich machen, indem er ”bessere digitale Angebote” bauen lässt.

”Es gibt auch Menschen, die trotz aller Garantien immer noch an der Sicherheit des Onlinebankings zweifeln. Daran müssen wir arbeiten. Wir könnten ihnen beispielsweise eine Art Vollkaskoversicherung anbieten. Es gibt aber auch eine Generation, die nie Onlinebanking genutzt hat und diese Möglichkeit auch nicht mehr nutzen wird. Eine Digitalisierungsquote von 100 Prozent werde ich deshalb in meiner Karriere nicht mehr erleben”, glaubt er.

Kundenwachstum um jeden Preis strebt er aber nicht an. ”Jede Kundenbeziehung muss profitabel sein – unabhängig davon, ob die Zinsen nun steigen oder nicht”, sagt Schaufler. Aktuell hat die Commerzbank 8,5 Millionen Kunden, bei der Online-Tochter Comdirect sind es 2,5 Millionen.

Die eigene, prognostizierte Zahl, dass die Commerzbank mit ihrer neuen Strategie bis Ende 2024 brutto 1,7 Millionen Kunden verlieren wird, will er trotzdem unterschreiten. ”Dazu müssen wir den Kunden auf unseren Kanälen den Service bieten, den sie erwarten. Kunden zu verlieren entspricht nicht meinen Vorstellungen.”

Digital statt Filiale

Im Zuge der Pandemie hätten viele Menschen gemerkt, dass sie auch ohne eine Filiale um die Ecke auskommen. ”Das ist ein entscheidender Grund dafür, dass wir 2021 deutlich weniger Kunden verloren haben als ursprünglich geplant. Nun müssen wir die Kunden überzeugen, dass sie auch dauerhaft nicht immer eine Filiale benötigen. Das machen wir mit einem exzellenten mobilen Angebot und einer guten telefonischen oder digitalen Betreuung durch die Beratungscenter”, sagt Schaufler.

Die Onlinetochter Comdirect soll dabei als eigenständige Marke erhalten bleiben. ”In Österreich haben wir immer neidisch auf Comdirect geschaut, weil es uns nicht gelungen ist, ein derart schlankes Institut mit Fokus auf Onlinebanking und das Wertpapiergeschäft zu etablieren”, sagt der Privatkundenvorstand, der vor seinem Einstieg bei der Commerzbank im Herbst 2021 bei der Erste Group Bank tätig war, die zum österreichischen Sparkassensektor gehört.

Thomas Schaufler rückt in den Commerzbank-Vorstand auf

Die Integration der Comdirect in ihre Systeme hatte die Commerzbank zuletzt auf 2025 verschoben. Schaufler sagt dazu: ”Wir schauen deshalb auch intensiv, welche Dinge wir abschalten können.” Dabei stellt er auch die derzeit angebotenen Konto- und Depotmodelle in ihrer Vielzahl auf der Prüfstand. ”Ich gehe davon aus, dass wir auf einige gut verzichten können – und so an anderer Stelle Geld einsparen. Wesentliche Teile der Integration sind zudem bereits umgesetzt. Und wir werden viele Dinge gemeinsam entwickeln. Insgesamt geht es darum, Komplexität zu reduzieren.”

Commerzbank verschiebt IT-Integration der Comdirect Bank

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