Datenleak: Credit Suisse hatte wohl Autokraten und Kriminelle als Kunden

Laut den internen Bankdaten waren zahlreiche Staats- und Regierungschefs, Minister und Geheimdienstchefs ebenso wie Oligarchen und Kardinäle Kunden der Credit Suisse.
Eingang der Credit Suisse in Zürich | Foto: picture alliance/KEYSTONE
Eingang der Credit Suisse in Zürich | Foto: picture alliance/KEYSTONE
Ulrike Barth, dpa, Reuters

Die Schweizer Großbank soll über viele Jahre hinweg korrupte Autokraten, mutmaßliche Kriegsverbrecher sowie Menschenhändler, Drogendealer und andere Kriminelle als Kunden akzeptiert haben. Das berichtet die "Süddeutsche Zeitung" (SZ) unter Berufung auf Daten aus dem Geldinstitut, die dem Blatt von einer anonymen Quelle zugespielt worden sind.

Die SZ hat die Daten zusammen mit dem Organized Crime and Corruption Reporting Project (OCCRP) und 46 Medienpartnern aus aller Welt, darunter dem britischen Guardian, Le Monde in Frankreich und der New York Times ausgewertet. In Deutschland waren NDR und WDR an der Recherche beteiligt.

Die Unterlagen sollen Aufschluss über die Konten von mehr als 30.000 Kunden aus aller Welt geben und auf mutmaßliche Versäumnisse der Bank bei der Überprüfung ihrer Kunden hinweisen. Kriminelle hätten demnach Konten eröffnen beziehungsweise Konten auch dann behalten können, "wenn die Bank längst hätte wissen können, dass sie es mit Straftätern zu tun hat".

Schweizer Bankgeheimnis als "Feigenblatt"

"Ich glaube, dass das Schweizer Bankgeheimnis unmoralisch ist", erklärte dem Bericht zufolge die Quelle der Daten, die der "SZ" und ihren Recherchepartnern nicht bekannt ist. "Der Vorwand, die finanzielle Privatsphäre zu schützen, ist lediglich ein Feigenblatt, um die schändliche Rolle der Schweizer Banken als Kollaborateure von Steuerhinterziehern zu verschleiern."

Die Bank wies die Vorwürfe vehement zurück. Es gehe meist um weit zurückliegende Fälle bis in die 1940er Jahre. "Die Darstellung (...) basiert auf unvollständigen, ungenauen oder selektiven Informationen, die aus dem Zusammenhang gerissen wurden, was zu tendenziösen Interpretationen des Geschäftsgebarens der Bank führt", teilte die Bank am Sonntagabend mit.

Credit Suisse: Konten längst geschlossen

Rund 90 Prozent der angeführten Konten seien heute bereits geschlossen, ein Großteil der Schließungen sei bereits vor 2015 erfolgt. "Wir werden die Angelegenheit weiter analysieren und gegebenenfalls weitere Schritte einleiten", so die Bank weiter. Das betrifft wohl auch die Frage, wie es zu dem Leak kommen konnte.

So berufen sich die Medienberichte laut der Bank auf eine grosse Anzahl externer Quellen – "darunter die bereits bekannten, sowie auf ein mutmassliches Leck", so die Credit Suisse. "Die Bank nimmt dies sehr ernst und wird ihre Untersuchungen mithilfe einer internen Task Force, die auch externe Fachleute umfasst, fortsetzen." Man verfüge über "robuste Kontrollen in Bezug auf Datenschutz und die Verhinderung von Datenlecks", um Kunden zu schützen.

Ex-Siemens-Manager bunkerte Millionen

In den Daten finden sich laut den Recherchen unter anderem ein früherer Siemens-Manager. Dieser habe zeitweise sechs Konten bei der Credit Suisse gehabt. Auf einem davon sei laut den Daten im Jahr 2006 als Höchststand ein Vermögen im Wert von mehr als 54 Mio. Schweizer Franken (aktuell rund 51,66 Mio. Euro) eingetragen gewesen - eine Summe, die mit seinem Siemens-Gehalt nicht zu erklären sei. Auf Anfrage der Journalisten stritt der Ex-Manager den Angaben zufolge Fehlverhalten ab, ohne zu erklären, woher die Millionen stammen.

Die Credit Suisse wollte nach Darstellung der Medien konkrete Fragen zu diesem Fall und auch zu den anderen fragwürdigen Konten nicht beantworten, versicherte aber, "höchste Verhaltensstandards" zu befolgen.

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