Die Finanzierung der Transformation könnte am Bankensystem vorbeigehen, warnt Joachim Wuermeling

Der Vorstand der Deutschen Bundesbank fordert in einem Interview mit der "Börsen-Zeitung" Banken dazu auf, mehr Risiko zu nehmen und auch entsprechend zu bepreisen. Aber auch die Teuerung hat er im Blick.
Joachim Wuermeling | Foto: Deutsche Bundesbank
Joachim Wuermeling | Foto: Deutsche Bundesbank

Die Banken sollten bereit sein, höhere Risiken zu tragen, um die Transformation der Wirtschaft angemessen zu unterstützen. Das hat Bundesbank-Vorstandsmitglied Joachim Wuermeling in einem Interview mit der "Börsen-Zeitung" gefordert.

"Wir müssen uns darauf einstellen, dass die deutschen Banken zur Transformationsfinanzierung mehr Risiken übernehmen, und das müssen sie auch, um ihre volkswirtschaftliche Aufgabe zu erfüllen", sagte der Bundesbank-Vorstand.

Die Finanzierung einer Transformation sei etwas völlig anderes als das klassische Firmenkundengeschäft. Die Risiken seien dabei viel größer als bei herkömmlichen Finanzierungen, weil diese Investitionen einen viel längeren Zeithorizont hätten, argumentiert der Wuermeling im Interview. An einigen Stellen werde zudem gar kein klassischer Kredit gebraucht, sondern eher ein eigenkapitalähnliches Instrument.

"Möglicherweise sind die Banken nicht im Stande oder willens, diese Finanzierungsbedürfnisse zu erfüllen. Dies wäre nachvollziehbar, denn die klassischen Einlagen werden nicht für solche Wagnisfinanzierungen verwendet", sagte Wuermeling.

In der Konsequenz würden Kapitalmarkt-Investoren aus der ganzen Welt die Transformation alleine finanzieren, obwohl bei unseren Banken im Prinzip genügend Einlagen zur Refinanzierung vorhanden seien, so Wuermeling.

Fondslösung als Ausweg

Er schlug eine Fondslösung vor: "Die Hausbank vor Ort kennt den Kunden und vermittelt die Finanzierung durch einen Fonds. Dessen Anteile werden dann aber diversifiziert refinanziert, indem weitere Risikoträger dort hineingehen und bestimmte Tranchen nehmen. Die Seniortranche aber würden die Hausbanken ins Depot A nehmen, sodass sie das Geschäft indirekt machen, jedoch auf einer sicheren Grundlage und mit einer geringeren Eigenkapitalanforderung", skizziert der Bundesbank-Vorstand seine Idee.

Wuermeling forderte die Banken aber auch auf, die Risiken aus Transformationsfinanzierungen natürlich angemessen zu bepreisen. "Und da sehen wir in den vergangenen Jahren schon einen gewissen Verlust an Marktdisziplin. Ich würde mir wünschen, dass die Disziplin wieder auflebt und für höhere Risiken entsprechende Risikoaufschläge verlangt werden. Diese können dann auch die höheren Eigenkapitalkosten sowie eventuelle Ausfälle decken", sagte er der "Börsen-Zeitung".

Inflation im Fokus

In dem Interview warnte der Bundesbank-Vorstand auch vor den Folgen der steigenden Inflation für die Institute: "Ich sehe sogar eine gewisse Gefahr darin, dass man sich derart auf die Auswirkungen der Pandemie fokussiert, dass andere Risiken, die womöglich größer und auch längerfristig sind, zu wenig Aufmerksamkeit bekommen", sagte er der "Börsen-Zeitung".

So denke er "zum Beispiel an die Folgen einer möglicherweise länger anhaltenden Inflation und einen damit verbundenen Zinsanstieg, wie wir ihn in den USA und anderen Ländern bereits sehen. Hier können sich in der Folge Markt- und Zinsänderungsrisiken merklich materialisieren."

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