Initiative Finanzwende geht mit nachhaltigen Fonds ins Gericht
In einer Analyse zeigt der Verein auf, dass zwischen konventionellen und als nachhaltig beworbenen Fonds oft keinen großen Unterschiede bestehen. Die in der Studie auch erwähnte Fondsgesellschaft Deka reagiert prompt.
Das Geschäft mit nachhaltigen Fonds boomt. Innerhalb der letzten zwei Jahre hat sich das Vermögen von Publikumsfonds und ETFs, die sich als "nachhaltig" bezeichnen, fast verdoppelt. Doch nicht alles, was nachhaltig daher kommt, entspricht auch im Kern den Prinzipien, die hinter dem ESG-Kürzel (Environmental Social Governance) stehen.
Viele "grüne" Fonds unterscheiden sich laut einer Analyse der Initiative Finanzwende aber gar nicht wesentlich von konventionellen Finanzprodukten. Die Initiative hat 314 in Deutschland angebotene Fonds mit einem Anlagevolumen von etwa 100 Mrd. Euro näher untersucht. Das Ergebnis bezeichnet sie als "vernichtendes Zeugnis für den Boom grüner Geldanlagen".
Demnach werden in den grünen Fonds oft weder besonders problematische Unternehmen noch schädliche Sektoren ausgeschlossen. Zudem wird zu wenig in Sektoren wie Transport und (erneuerbare) Energie finanziert, die für eine soziale und ökologische Transformation der Wirtschaft wichtig wären. "Die Verpackung der Fonds ist hui, doch der Inhalt viel zu oft pfui", sagt Magdalena Senn, Referentin für nachhaltige Finanzmärkte bei Finanzwende.
Investitionen in Shell, Gazprom und Rio Tinto
Besonders deutlich zeige sich das Problem, wenn man die Einzelaktien betrachtet, die in den als nachhaltig beworbenen Fonds vorkommen. So investieren viele Fondsgesellschaften mit ihren Ökoprodukten rund 1,9 Mrd. Euro in Öl- und Gasaktien, aber nur 828 Millionen in erneuerbare Energien.
Viele umstrittene Energiekonzerne wie Exxon, BP oder Shell stecken ebenfalls in den grünen Fonds, ebenso wie wie der russische Gas- und Ölkonzern Gazprom (1,7 Mio. Euro) oder Bergbaukonzerne wie Rio Tinto, BHP oder Vale, in die rund 100 Mio. Euro investiert wurden. Das allerdings sind immerhin 50 Mio. Euro weniger als noch 2019.
Das "G" in ESG
Die Aktivisten von der Finanzwende stören sich aber auch daran, dass das "G" in ESG offenbar noch eine sehr untergeordnete Rolle spielt. So fließt über die als nachhaltig klassierten Fonds auch viel Geld in Unternehmen, die wegen ihrer Unternehmensführung in der Kritik stehen.
Beispiel Amazon, mit 563 Mio. Euro das am stärksten vertretene Unternehmen aus dem Einzelhandel, dort gibt es aber immer wieder Kritik an den Arbeitsbedingungen und am Vorgehen gegen Gewerkschaften. Und auch bei Apple und dessen Zulieferer Foxconn wird der Umgang mit Arbeitern und Geschäftspartnern kritisch gesehen.
Dabei machen die Digitalkonzerne die gewichtigste Branche in den Ökofonds aus, fast 20 Prozent der knapp 100 Mrd. Euro Aktieninvestitionen nachhaltiger Fonds fließen in IT-Firmen.
Kritik am Deka-Fonds
Ihre Kritik macht die Initiative an einem Beispiel fest: Dem "Deka Nachhaltigkeit Global Champions". So seien die größten 10 Positionen des nachhaltigen Deka-Fonds (Stand: Mai 2021) identisch zum konventionellen Produkt Deka GlobalChampions. Die Finanzwende kritisiert unter anderem, dass in dem nachhaltigen Fonds auch Aktien von Amazon und Johnson & Johnson enthalten sind. Letztere werden auch mit der Opioide-Krise in den USA in Zusammenhang gebracht.
Die Deka ihrerseits wehrt sich - zuerst über Twitter: "Kritik an der gesamten Fondsbranche mit einem einzigen, unpassenden, Beispiel der Deka Investment zu belegen, ist auch methodisch äußerst fragwürdig", heißt es dort. Zudem geht man auf die Kritik an der Aufnahme einzelner Aktien ein "Johnson & Johnson ist ein wesentlicher Player bei der Covid-Impfstoffentwicklung. Jetzt ausschließen? Ernsthaft?", schreibt die Deka unter anderem auf Twitter.
Die Vorwürfe der "Studie" in Bezug auf die Deka könne man nicht nachvollziehen, heißt es zudem auf Nachfrage von FinanzBusiness von einem Sprecher. "Richtig ist, dass im Deka-Nachhaltigkeit GlobalChampions auch Werte enthalten sind, in die der Deka GlobalChampions investiert. Denn erklärtes Ziel dieses Produktes ist es, den Investmentansatz seines konventionellen Pendants beizubehalten, darüber hinaus aber zusätzliche nachhaltige Ausschlusskriterien zu definieren", so der Sprecher.
Deshalb gebe es keine Veranlassung, Unternehmen wie Visa, Walt Disney oder PepsiCo auszuschließen. Aktuell halte der Fonds ca. 80 Prozent des Volumens der konventionellen Variante. Ausgeschlossen sind aber beispielsweise Exxon Mobil, Royal Dutch Shell oder Petroleo Brasileiro, Philip Morris und Walmart, ebenso Meta, aber auch deutsche Dax-Unternehmen wie VW, Bayer und BASF.
"Darüber hinaus verweisen wir darauf, dass die Deka Investment eine aktive Engagement-Strategie verfolgt, bei der Nachhaltigkeitsthemen einen hohen Stellenwert haben", so der Sprecher.
Bei der Finanzwende rät man zu einer eingehender Beschäftigung mit der Studie. "Das mag im Sinn der Deka-Krisenkommunikation sein. Wer unsere Studie kennt, könnte angesichts einiger Aussagen aber leicht den Eindruck gewinnen, die Deka habe die Studie nie gelesen. Es wäre schön, wenn die Deka die berechtigten Vorwürfe im Hintergrund ernster nimmt", so eine Sprecherin der Finanzwende auf Nachfrage von FinanzBusiness.
Forderung: Bessere Definion und ein Verbraucherlabel
Der Schlagabtausch zeigt, wie schwer es nicht nur Verbraucher haben, ESG-konforme Investments vom Rest zu unterscheiden.
Um für die Situation zu verbessern, fordert die Finanzwende einen einheitlichen und strengen europäischen Standard für nachhaltige Geldanlagen, wobei die derzeit angedachten Regelungen in Brüssel schon in die richtige Richtung gehen, wie Magdalena Senn meint.
"Es braucht eine europäisch einheitliche Definition von Nachhaltigkeit und darauf aufbauend ein Verbraucherlabel, das nachhaltige Geldanlagen klar kennzeichnet", sagt Senn auf Nachfrage von FinanzBusiness.
Doch gerade scheine es, dass Brüssel Atomkraft und Gas aus nicht erneuerbaren Quellen als nachhaltig einstufen könnte. "Das würde die Glaubwürdigkeit des europäischen Standards gerade in Deutschland beschädigen, wie eine repräsentative Umfrage von uns zeigt", warnt Senn.
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