BdB-Präsident Christian Sewing drängt auf mehr Privatwirtschaft
Sewing fordert einen Richtungswechsel beim Thema Staatsverschuldung. Mit einer Welle an Firmenpleiten infolge der Corona-Krise rechnet der BdB-Präsident nicht.
DPA, Erhard Krasny
Bankenpräsident Christian Sewing hat nach den Milliardenhilfen in der Pandemie die Rückkehr zu mehr Privatwirtschaft angemahnt.
"Staatsgeld war als Akutmedizin für die Wirtschaft während der Pandemie richtig, darf aber nicht zur Droge werden", sagte der Deutsche-Bank-Chef in seiner Funktion als Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
"Wir müssen zusammen wieder zu mehr privatwirtschaftlichen Lösungen zurückfinden. Deswegen sind auch unsere Forderungen nach einer Kapitalmarktunion, nach Wettbewerb, nach mehr Privatkapital so wichtig."
Keine Insolvenzwelle in Sicht
Mit einer Welle an Firmenpleiten infolge der Corona-Krise rechnet Sewing nicht: "Wir werden sicherlich mehr Insolvenzen sehen, aber ich bin sehr zuversichtlich, dass es zu keiner großen Welle kommt. Denn der Staat hat in der Pandemie schnell reagiert, und die Banken haben dabei geholfen und ihre Kunden möglichst gut unterstützt."
Sewing, der seit Juli als BdB-Präsident amtiert, bekräftigte seine Forderung nach Fortschritten bei der Vereinheitlichung der Kapitalmärkte in Europa. "Jetzt müssen wir es durchfechten", sagte er.
In Zwischenschritten zur Kapitalmarktunion
"Wir wissen auch, dass die Kapitalmarktunion ein Projekt ist, was noch einige Jahre dauern wird. Deswegen ist es so wichtig, dass wir über Zwischenschritte wie beispielsweise mehr Verbriefungen nachdenken, damit wir das überbrücken können." Für Deutschland allein wäre es sonst schwierig auf Dauer, gibt Sewing zu bedenken. "Auch wir Banken müssen unseren Heimatmarkt europäisch definieren."
Mit Blick auf die Geldpolitik der EZB erhoffe er sich ein Ende der negativen Zinsen, sagte Sewing. "Das muss unser Ziel sein." Er verwies auf die Thematik der Altersvorsorge, die positive Zinsen voraussetze.
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