Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing plädiert für einen integrierten Kapitalmarkt in Europa. Auch mit Blick auf den von der EU ausgerufenen "Green Deal" zum mittelfristigen Erreichen der Klimaneutralität sei dieser unerlässlich, sagte er am Dienstag auf dem Tag der Industrie hinzu.
"Wenn wir die Nachhaltigkeit finanzieren wollen, brauchen wir den Kapitalmarkt." 80 Prozent der Finanzierung des Green Deals liefen über die Bankbilanzen: "Das ist auf der einen Seite schön. Aber es ist nicht ausreichend, wenn wir über die nächsten zehn Jahre rechnen." Deutschland habe wirtschaftlich ein goldenes Jahrzehnt hinter sich. Es gelte nun, aus der Pandemie heraus diese Stärke beizubehalten.
Europa im Wettbewerb mit den USA
Dafür sei es nötig, dass Europa auch im Wettbewerb mit den USA einen eigenen starken Heimatmarkt bekomme: "Es muss ganz-europäisch sein, das geht über die Finanzindustrie hinaus", fügte er hinzu.
Bundesfinanzminister Olaf Scholz betonte, er unterstütze diese Position: Ein "großer Kampf" werde in diesem Zusammenhang die Schaffung einer Bankenunion sein. Das sei für die Kapitalmärkte von allergrößter Bedeutung. Er habe dazu einen Gesamtansatz in Europa vorgestellt: "Wir müssen jetzt einen Durchbruch erreichen", forderte der SPD-Kanzlerlandidat.
Nach der Finanz- und Staatsschuldenkrise hat Europa bereits die Aufsicht über die großen Banken verstärkt und Möglichkeiten zur Abwicklung maroder Institute geschaffen. Im Konzept eines einheitlichen Bankenmarktes fehlt aber noch eine gemeinsame Einlagensicherung. Als strittig gilt in diesem Zusammenhang der Umgang mit hohen Anteilen von Staatsanleihen in den Bilanzen bestimmter Banken. Das ist vor allem in Italien ein Problem.