Der Preisauftrieb beschleunigt sich im März

Die Inflation liegt aktuell bei 1,7 Prozent. Vor allem die Preise für Haushaltsenergie und Sprit steigen, der Basiseffekt kehrt sich um.
Steigende Preise an der Zapfsäule | Foto: picture alliance / Daniel Kubirski | Daniel Kubirski
Steigende Preise an der Zapfsäule | Foto: picture alliance / Daniel Kubirski | Daniel Kubirski
dpa, Ulrike Barth

Gestiegene Energiepreise haben die Inflation in Deutschland im März weiter angeschoben. Die Jahresteuerungsrate lag bei 1,7 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag anhand vorläufiger Daten mitteilte. Das war der höchste Stand seit Februar 2020 - dem letzten Monat vor Ausbruch der Corona-Pandemie auf breiter Front auch in Deutschland - mit damals ebenfalls 1,7 Prozent.

Im Februar des laufenden Jahres hatte die Behörde noch eine Rate von 1,3 Prozent, im Januar von 1,0 und im Dezember 2020 von minus 0,3 Prozent gemessen. Gegenüber dem Vormonat stiegen die Verbraucherpreise im März um 0,5 Prozent.

Energie und Benzien werden teurer

Vor allem für Haushaltsenergie und Sprit mussten die Verbraucher tiefer in die Tasche greifen (plus 4,8 Prozent) als ein Jahr zuvor. Zu Beginn der Pandemie im März 2020 waren die Rohölpreise wegen geringer Nachfrage in der Wirtschaftskrise eingebrochen. Dieser Effekt kehrt sich nun im Zuge der globalen Konjunkturerholung um. Ökonomen führten den Inflationsanstieg im März vor allem darauf zurück.

Auch das Auslaufen der Mehrwertsteuersenkung Ende 2020 und die zu Jahresbeginn eingeführte CO2-Abgabe etwa auf Diesel, Benzin, Heizöl und Erdgas beeinflussten die Entwicklung der Verbraucherpreise. Die Bundesregierung hatte die Mehrwertsteuer im vergangenen Jahr im Kampf gegen die Folgen der Corona-Krise für ein halbes Jahr gesenkt.

Prognosen gehen von steigender Inflation aus

Volkswirte rechnen damit, dass die Inflation in Deutschland in diesem Jahr anzieht. Ob die Verbraucherpreise dauerhaft steigen, ist dagegen umstritten.

"Inflationsfurcht ist dennoch nicht angebracht. Es handelt sich lediglich um einen temporären mathematischen Effekt", meint Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank in Vaduz, Liechtenstein. "In den Sommermonaten ist dann der Spuk großteils vorbei", prognostiziert er.

Für ein nachhaltig höheres Preisniveau müssten vor allem die Löhne stärker steigen. "Doch in Anbetracht der Corona-Krise wird bei den kommenden Lohnverhandlungen wohl eher Schmalkost als Völlerei angesagt sein."

Gradmesser für die EZB-Geldpolitik

Die Inflationsrate ist ein wichtiger Gradmesser für die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Die Notenbank strebt für den gesamten Euroraum mit seinen 19 Ländern mittelfristig eine Jahresteuerungsrate von knapp unter 2,0 Prozent an - weit genug entfernt von der Nullmarke.

Trotz Nullzinspolitik und milliardenschwerer Wertpapierkäufe der Notenbank wird dieser Wert seit Jahren verfehlt. Dauerhaft niedrige oder auf breiter Front sinkende Preise sind ein potenzielles Risiko für die Konjunktur. Sie können Unternehmen und Verbraucher verleiten, Investitionen aufzuschieben.

Aufgrund des nur temporären Anstieges der Inflationsraten werde die EZB "gelassen durch diese Phase hindurchschauen", erwartet Gitzel. "Die europäischen Währungshüter werden mittelfristig nicht mit zu hohen sondern mit zu niedrigen Inflationsraten zu kämpfen haben", so Gitzel weiter.

Realzins bei minus 1,37 Prozent

In Deutschland lag der für die EZB-Geldpolitik maßgebliche harmonisierte Verbraucherpreisindex HVPI im März um 2,0 Prozent über dem Stand des Vorjahresmonats.

Für Sparer ist die wieder anziehende Inflation bitter. Nach Berechnungen der Commerzbank-Tochter Comdirect lag der Realzins - also der Zins für Spareinlagen nach Abzug der Teuerungsrate - im ersten Quartal 2021 bei minus 1,37 Prozent. Demnach verloren Sparer in Deutschland insgesamt 8,8 Mrd. Euro wegen niedrig verzinster Einlagen

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