N26 schleppt viele Karteileichen mit sich herum

Die Neobank verdient längst nicht mit allen Kunden Geld. Das räumte sie im Konzernlagebericht 2019 ein, der in den nächsten Tagen im Bundesanzeiger veröffentlicht wird. FinanzBusiness liegt er bereits vor.
N26-CEO und Mitgründer Valentin Stalf | Foto: picture alliance / BARBARA GINDL / APA / picturedesk.com | BARBARA GINDL
N26-CEO und Mitgründer Valentin Stalf | Foto: picture alliance / BARBARA GINDL / APA / picturedesk.com | BARBARA GINDL

N26 hat auch 2020 einen Verlust im dreistelligen Millionenbereich geschrieben. Als Grund nannte die Neobank nicht zuletzt das starke Wachstum. Im Konzernlagebericht für 2019 muss das Berliner Fintech aber einräumen, dass es längst nicht mit allen Kunden Geld verdient. Das Dokument, das in den nächsten Tagen im Bundesanzeiger veröffentlicht werden soll, liegt FinanzBusiness bereits vor.

"Die Zahl der ertragsrelevanten Kunden stieg zum Jahresende auf ca. 2,3 Millionen", heißt es im Konzernlagebericht, der üblicherweise mit großer zeitlicher Verzögerung erstellt wird, und daher die Zahlen aus dem Geschäftsjahr 2019 abbildet.

Das heißt im Klartext, dass N26 mit knapp der Hälfte seiner Kunden kein Geld verdient. Am 23. Januar 2020 hatte das Fintech bekannt gegeben, die Marke von fünf Millionen Kunden geknackt zu haben. "Fünf Millionen Kunden sind eine große Leistung (...)", ließ sich Valentin Stalf, Mitbegründer und CEO von N26, in der jetzt ein Jahr alten Meldung zitieren.

Verwaltungsaufwand geht durch die Decke

Die Zahlen für 2019 zeigen einerseits, dass das Fintech seinen Zins- und Provisionsüberschuss deutlich auf 56,8 Mio. Euro von 18,9 Mio. Euro in 2018 steigern konnte. Andererseits explodierte der Verwaltungsaufwand regelrecht auf 244,7 Mio. Euro von 90,2 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum. Während die Personalaufwendungen um 48,3 Mio. Euro auf 76,0 Mio. Euro zulegten, stieg der Posten "Andere Verwaltungsaufwendungen" gar um 106,2 Mio. Euro auf 168,7 Mio. Euro.

So summierte sich der Betriebsfehlbetrag vor Risikovorsorge in 2019 auf 201,3 Mio. Euro, verglichen mit den 66,1 Mio. Euro in 2018. Eine mehr als verdoppelte Risikovorsorge von 15,6 Mio Euro resultierte in einem Jahresfehlbetrag von 216,9 Mio. Euro, das waren 143,7 Mio. Euro mehr als ein Jahr zuvor.

Verlust 2020 fiel geringer aus

Auch im zurückliegenden Geschäftsjahr 2020 schrieb N26 noch einen Verlust in dreistelliger Millionenhöhe. Allerdings fiel er mit 110 Mio. Euro deutlich geringer aus, als noch 2019. Die Zahl der Kunden bezifferte N26 in der gestern veröffentlichten Pressemeldung auf sieben Millionen, zwei Millionen mehr, als ein Jahr zuvor. Wie viele davon auch "ertragsrelevant" sind, dazu machte die Neobank in ihrer Mitteilung keine Angaben.

In Interviews, unter anderem im Handelsblatt, hatte Stalf am Donnerstag das Erreichen der Gewinnzone zum Ende diesen Jahres in Aussicht gestellt. Auch ein Börsengang ab 2022 sei denkbar, aber nicht zwingend, deutete er an.

N26 verbrennt 2020 abermals dreistelligen Millionenbetrag 

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