Bain-Studie sieht digitalen Nachholbedarf bei Banken aus der DACH-Region

Dabei winkt durch die Digitalisierung für Banken mehr Eigenkapital und Kundenzufriedenheit. Das Beratungshaus zeigt zudem beispielhafte Leuchttumprojekte anderer europäischer Institute auf.
Symbolbild | Foto: picture alliance / Klaus Ohlenschläger | Klaus Ohlenschläger
Symbolbild | Foto: picture alliance / Klaus Ohlenschläger | Klaus Ohlenschläger

Dass die Digitalisierung Kosten langfristig senkt, Prozesse vereinfacht und sicherer macht, stellt wohl niemand in Frage. Eine Studie des Beratungsunternehmens Bain & Company zeigt darüber hinaus auf, dass für Banken weitere Vorteile möglich sind.

Retail-Banken, die Vorreiter in puncto Digitalisierung sind, übertreffen laut der Studie mit einer Eigenkapitalrendite von 8,7 Prozent den Wettbewerb. Zudem ist ihre Cost-Income-Ratio mit durchschnittlich 58 Prozent niedriger als die des Rests mit 70 Prozent.

DACH-Region im Hintertreffen

Die Erhebung wurde unter 50 europäischen Retail-Banken vorgenommen, davon zehn aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Für die Institute aus der DACH-Region zeichnet sich ein ernüchterndes Bild ab, denn keines landete in der Top-10-Platzierung.

"Ein Großteil der Retail-Banken in der DACH-Region ist in puncto Digitalisierung im Vergleich zum europäischen Wettbewerb deutlich später gestartet", heißt es von den Studien-Autoren Jens Engelhardt und Patrick Blaser auf Nachfrage von FinanzBusiness. "Die eher kleineren Märkte Schweiz und Österreich waren für digitale Angreifer zunächst weniger attraktiv, sodass der externe Druck auf die Digitalisierung der traditionellen Banken anfangs nicht hoch genug war. Aber auch in Deutschland wurden die Vorstöße digitaler Angreifer lange unterschätzt."

Foto: Bain&Company
Foto: Bain&Company

Ermittelt wurde das Ranking auf Basis von 150 Kriterien. Sowohl seitens der Kunden als auch seitens der Belegschaft wurde eine Bewertung vorgenommen.

Mehr Kundenloyalität

So bewerten Angestellten diejenigen Banken, die Vorreiter in puncto Digitalisierung sind, positiver. Das gilt für die Weiterempfehlungsbereitschaft als Arbeitgeber ebenso wie für die Beurteilung der Zukunftsaussichten des Unternehmens aus Sicht der Mitarbeitenden.

Zudem liegt die messbare Kundenloyalität bei den digitalen Vorreitern unter den traditionellen Banken mit 21 Prozent über der des Wettbewerbs. Reine Onlinebanken schneiden noch besser ab und können ihre Kunden unter anderem durch niedrige Gebühren überzeugen.

"Im Rahmen unserer jährlichen Studien zur Kundenloyalität im Retail-Banking zeigt sich, dass die Menschen in der DACH-Region verglichen mit anderen Ländern weniger digital affin sind, was den Umgang mit Banken betrifft. Während beispielsweise in der Schweiz knapp 40 Prozent digitale Kanäle zur Produktsuche nutzen, sind es in Großbritannien nahezu 70 Prozent. In Deutschland sind es immerhin rund 55 Prozent", erläuterten Engelhardt und Blaser auf Nachfrage weiter.

Leuchtturmbeispiele der Digitalstrategie

Als Verbesserungsvorschläge spricht Bain sieben Säulen aus und gibt dazu Best-practice-Beispiele aus den Instituten:

  • Strategie, Ziele und Roadmap wird demnach besonders gut von der niederländischen ABN Amro umgesetzt.
  • Für das Produktportfolio solle man sich an der französischen Société Générale orientieren.
  • Das Kundenerlebnis ist laut Bain bei der polnischen "mBank" beispielhaft positiv zu bewerten.
  • Zum Aspekt moderne Kanäle werden keine Beispielhäuser benannt.
  • Das Kundenloyalitätssystem der niederländischen Garanzi BBVA sei außergewöhnlich.
  • Ein gutes Betriebsmodell sei bei der National Westminster Bank aus London zu beobachten.
  • Und die Banca Widida sei bei Technologie und Daten besonders fortschrittlich.

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