"Unser Ziel als Sparkasse ist nicht, ein Portfolio von Start-ups anzuhäufen", sagt Pranjal Kothari

Der Digitalchef der Sparkasse Bremen hat mit seinem Team schon einen Chatbot gebastelt und den Robo Advisor Smavesto mitaufgebaut. Im Gespräch mit FinanzBusiness spricht er über das jüngste Fintech-Investment des Instituts - und die verschiedenen Wege zur Innovation.
CDO Pranjal Kothari und der neue Hauptsitz der Sparkasse Bremen im Technologiepark | Foto: Sparkasse Bremen
CDO Pranjal Kothari und der neue Hauptsitz der Sparkasse Bremen im Technologiepark | Foto: Sparkasse Bremen

"Der Kontakt zu Etvas kam über persönliche Kontakte zu den beiden Gründern zustande", erzählt Pranjal Kothari, Chief Digital Officer bei der Sparkasse Bremen im Gespräch mit FinanzBusiness. In der Fintech-Welt kennt sich der Digitalchef gut aus. Bevor er zur Sparkasse Bremen kam war Kothari selbst für verschiedene Fintechs wie die Deutsche Fintech Solutions und Finleap tätig.

Vor kurzem hat die Sparkasse gemeinsam mit dem High-Tech-Gründerfonds als Hauptinkubator und Plug and Play in das Fintech Etvas investiert. Bestandsinvestor ist dort auch "Next Commerce Accelerator", der von einer Reihe namhafter Investoren wie Haspa, Tchibo und Beiersdorf unterstützt wird. Die Sparkasse ist zudem der erste Kunde des Startups.

Hamburger Fintech Etvas erhält Anschubfinanzierung 

"Bei Etvas geht es uns darum, dem Kunden das Leben ein Stück leichter zu machen", sagt der Sparkassen-CDO. Das Start-up bündelt Mehrwert-Dienste auf einer Plattform, aktuell bietet man etwa ein Sicherheits-Ökosystem an, das Dienstleistungen von Sicherheitsservice-Anbieter wie der G Data CyberDefense AG vermittelt.

Drei Wege zur Innovation

"Unser Ziel als Sparkasse ist es nicht, ein Portfolio von Start-ups anzuhäufen. Wir entscheiden uns für den Einstieg in ein junges Unternehmen, wenn es für uns strategisch sinnvoll ist", erklärt Kothari die Entscheidung für Etvas. Solche Investitionen stellen einen von drei Wegen dar, mit denen die Sparkasse Bremen Innovationen ins Haus holen will. "Wir entwickeln auch selbst neue Ideen und Anwendungen, kooperieren mit Partnern und Fintechs oder kaufen gezielt ein - grundsätzlich sind wir offen für alle drei Wege", sagt Kothari.

"Beispielsweise haben wir vor kurzem mit unserem eigenen Team einen Chat-Bot gebaut, der einfache Fragen rund um die Uhr, also auch außerhalb unserer Service-Zeiten, beantworten kann", so der Digital-Chef der Sparkasse. Ein Beispiel für eine Kooperation sei unser Robo-Advisor Smavesto. "Das Angebot haben wir vor rund zweieinhalb Jahren aus dem Boden gestampft und stehen jetzt auf Nummer eins im Vergleichs-Ranking mit anderen digitalen Vermögensverwaltern. Da sind wir schon sehr stolz drauf", sagt Kothari. In einem Vergleichstest von Handelsblatt und der FMH-Finanzberatung unter 24 Robo-Advisors schnitt Smavesto am besten ab.

Den Algorithmus für Endkunden geöffnet

Smavesto ist ein Tochterunternehmen der Sparkasse Bremen und wurde von einem Projektteam der Sparkasse Bremen zusammen mit KI-Experten der Firma GET Capital AG entwickelt. "Bislang war der Algorithmus nur institutionellen Kunden zugänglich, wir haben die Technologie jetzt auch für unsere Retail-Kundinnen und Kunden geöffnet." Weiterer Partner bei der Umsetzung von Smavesto ist die Niiio Finance Group. Der Robo Advisor verfügt über eine BaFin-Erlaubnis, die Vermögensverwaltung unterliegt dem deutschem Recht und Datenschutz. Die Depots verwaltet die Baader Bank.

Vor dem derzeit harten Preiskampf im Neobroker-Markt haben die Bremer keine Angst. "Im Moment gibt es natürlich zu viele Anbieter im Markt. Am Ende werden zwei bis drei übrig bleiben - und wir glauben natürlich, das Smavesta eines davon ist", so Kothari.

Innovation entsteht an der Basis

Ein anderes Beispiel sei die Zusammenarbeit mit dem Team Neusta, einem Bremer IT-Dienstleister, mit dem die Bank "MANNI – Dein Finanzcoach" realisiert hat.  "Dazu haben wir gemeinsam mit Team Neusta 2019 das Joint Venture Überseehub GmbH gegründet. Experten von der Sparkasse Bremen und von Team Neusta haben dann gemeinsam an der Umsetzung gearbeitet", erzählt Kothari.

Grundsätzlich findet der Digitalchef es gut, wenn Ideen dort entstehen und umgesetzt werden, wo sie auch nachher zum Einsatz kommen sollen. "Der Innovationsbedarf in der Sparkasse Bremen ist hoch, und wir denken, dass alle unsere Mitarbeitenden hier gefordert und berufen sind."

Künftig soll die interne Kollaboration noch einfacher werden: Wenn die Sparkassen-Mitarbeiter den neuen Hauptsitz im Technologiepark an der Universität Bremen nach den Beschränkungen durch die Corona-Pandemie auch wirklich bevölkern dürfen. "Wir haben unseren neuen Hub so geplant, dass auch eine neue Art von Zusammenarbeit und Teambildung jenseits der klassischen Organisationsstrukturen möglich wird", sagt CDO Kothari.

Jetzt teilen

Zum Newsletter anmelden

Bleiben Sie mit unserem Newsletter immer auf dem aktuellen Stand der Entwicklungen Ihrer Branche.

Newsletter-Bedingungen

Die jüngsten FinanzBusiness-Artikel

Die GLS Bank ist bislang die einzige Bank, die Debitkarten aus Holz standardmäßig ausgibt. | Foto: GLS Bank

Zweifel an Nachhaltigkeit der neuen Genossen-Holzkarte

Für Abonnenten

Lesen Sie auch