Hypoport profitiert von anziehender Nachfrage nach Wohnungskrediten

Die hauseigene Kreditplattform Europort legt im ersten Quartal um über ein Viertel zu. Eine Flaute oder gar eine Krise ist für Hypoport-Chef Ronald Slabke absolut nicht in Sicht. Erstmals seit 2016 sinkt indes die angefragte Baukreditsumme.
Hypoport-Chef Ronald Slabke. | Foto: Hypoport SE
Hypoport-Chef Ronald Slabke. | Foto: Hypoport SE
Daniel Rohrig, dpa

Eine hohe Nachfrage nach privaten Immobilienkrediten hat dem Finanzdienstleister Hypoport einen starken Start ins Jahr beschert. Auf der hauseigenen Kreditplattform Europace legte das Transaktionsvolumen im ersten Quartal um mehr als ein Viertel zu und überschritt erstmals in einem Jahresviertel die Marke von 30 Mrd. Euro, wie Hypoport in Berlin mitteilte.

”Die Inflation, steigende Preise am Bau, die Zinserhöhung der Banken und das zwischenzeitliche Aussetzen zahlreicher KfW-Förderprogramme bewegen den Markt. Die Nachfrage nach Immobilienfinanzierungen ist dennoch weiterhin hoch”, erklärte Stefan Münter, Co-CEO und Vorstand von Europace, gegenüber FinanzBusiness.

Auch Vorstandschef Ronald Slabke sieht sich in seiner Einschätzung bestätigt, dass der Anstieg der Kreditzinsen das Geschäft seines Unternehmens nicht bremsen wird. Der Manager verwies auf den allgemeinen Anstieg der Kreditzinsen, den vorübergehenden Stopp der Bundesförderung für effiziente Gebäude, höhere Risikopuffer der Banken für Wohnimmobilienkredite und eine angebliche Blase bei den Immobilienpreisen.

”Wir haben sehr deutlich gemacht, dass wir - entgegen Aussagen einzelner Marktbeobachter - aus diesen Themen keine negativen Auswirkungen auf unsere Geschäftsmodelle der privaten Immobilienfinanzierung sehen.” Im Gegenteil erwarte Hypoport für 2022 eine starke Entwicklung.

Bundesbank warnt vor erhöhten Risiken bei Immobilienkrediten

Das Analysehaus Pareto Securities bewertete Hypoports Geschäftszahlen als sehr stark, zumal das Unternehmen schon ein Jahr zuvor kräftige Zuwächse erzielt hatte. Allerdings sei die Entwicklung keine Überraschung gewesen, schrieben die Experten am Morgen. Nach ihrer Einschätzung dürfte die Nachfrage nach Immobilienkrediten weiter steigen, da die Menschen mit einem Ende der extrem niedrigen Zinsen rechneten.

Im ersten Quartal erreichte das Transaktionsvolumen bei Europace 33,8 Mrd. Euro - 26 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Vor der Corona-Pandemie im Jahr 2019 habe Europace für die Vermittlung eines solchen Kreditvolumens noch ein halbes Jahr benötigt, sagte Slabke.

Zahl der langen Zinsbindungen steigt

Die Zinsbindungsdauer der Wohnimmobilienkredite ist entsprechend im langfristigen Bereich (Laufzeit von 16 bis 35 Jahre) im ersten Quartal 2022 von einem Anteil von 20,06 Prozent im Vorquartal auf 24,13 Prozent gestiegen. Die Kunden rechnen offenbar ebenfalls mit stark steigenden Zinsen.

Deutlich angezogen ist derweil der Zins für Baufinanzierungen. Lag er im Dezember 2021 noch bei 1,24 Prozent, waren es Ende März bereits 1,9 Prozent, wie aus Zahlen von Europace hervorgeht. Erstmals seit 2016 ist ein rückläufiger Trend bei der Darlehenssumme erkennbar. Betrug der Anteil der Kreditsummen von über 300.000 Euro im vierten Quartal 2021 noch 36,39 Prozent, waren es jetzt nur noch 35,21 Prozent.

Mehr Geschäft mit Genossenschaftsbanken und Sparkassen

Europace ist die größte Hypoport-Sparte und eine Plattform für Immobilienfinanzierungen, Bausparprodukte und Ratenkredite. Das Unternehmen arbeitet auch mit Genossenschaftsbanken und Sparkassen zusammen. In diesem Bereich zog das Geschäft im ersten Quartal besonders deutlich an.

Außerdem gehören der Finanzvermittler Dr. Klein, eine Immobilienplattform sowie eine Versicherungsplattform zum Unternehmen. Bei Dr. Klein stieg das Vertriebsvolumen im ersten Quartal um 34 Prozent.

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