2020 war für Fintechs eine Achterbahnfahrt

Für Fintechs verlief 2020 über weite Strecken im Schatten des Wirecard-Skandals. Dabei entwickelte sich die Branche mehrheitlich positiv: Kooperationen mit anderen Fintechs und Banken wurden umgesetzt, Finanzierungsrunden gestemmt. FinanzBusiness lädt zum Jahresrückblick.
Diese Köpfe bestimmten 2020 u.a. die Fintech-Szene: Delia König (Solarisbank), Jessica Holzbach (Penta), Miriam Wohlfarth (Banxware), Jörg Diewald (Solarisbank) | Foto: Solarisbank (o.l., u.r.) / Penta (o.r.) / Banxware (u.l.)
Diese Köpfe bestimmten 2020 u.a. die Fintech-Szene: Delia König (Solarisbank), Jessica Holzbach (Penta), Miriam Wohlfarth (Banxware), Jörg Diewald (Solarisbank) | Foto: Solarisbank (o.l., u.r.) / Penta (o.r.) / Banxware (u.l.)

Viele deutsche Fintechs sind - Corona zum Trotz - im Jahr 2020 vorangekommen und haben Wachstum verzeichnet. Dies mag vor allem durch den Digitalisierungsschub bedingt sein, der vielen Industriezweigen infolge der Corona-Pandemie zusätzliche Impulse verlieh.

Überschattet indes wurde die aufstrebende Branche vom Wirecard-Skandal, der nicht nur Kritik an der Arbeitsweise von Wirtschaftsprüfungsgesellschaften und Aufsichtsbehörden auslöste, sondern ebenso der Diskussion darüber neue Nahrung lieferte, wie ein "Fintech" überhaupt definiert wird und es von anderen Geschäftsmodellen - etwa Payment-Anbietern oder Neobanken - abzugrenzen ist.

Solarisbank kooperiert

Eines der deutschen Vorzeige-Unternehmen im Fintech-Segment ist die Solarisbank, die auf Software-as-a-Service-Lösungen spezialisiert ist und über eine Banklizenz verfügt. Diese nutzen oftmals auch ihre Geschäftspartner, darunter das im Oktober gestartete Fintech Finom.

Finom möchte das Leben von 36 Millionen europäischen Unternehmern und Freelancern verändern

Ein Meilenstein für die Solarisbank war die Kooperation mit Samsung Pay zur Einführung eines eigenen mobilen Bezahlsystems. Die Solarisbank stellt auch hierfür eine Lizenz zur Verfügung. Für die Partnerschaft war Solarisbank-CCO Jörg Diewald gemeinsam mit seinem Team verantwortlich, die Solarisbank verlängerte seinen Vertrag frühzeitig bis 2024.

Für Jörg Diewald war Samsung Pay nur der Anfang 

Samsung und die Solarisbank haben noch viel vor 

Delia König, Managing Director der Identity Unit, ließ die Entwicklung des jüngsten BankIdent-Verfahrens, das auch bei Samsung Pay zum Einsatz kommt, im Gespräch mit FinanzBusiness Revue passieren. Besonders stolz ist die 29-Jährige auf die Geschwindigkeit, mit der das Verfahren entwickelt wurde und die Novität des Ansatzes.

Delia König von der Solarisbank sieht im Bank-Ident-Verfahren die Zukunft 

"Bank Ident über die Samsung Pay Kooperation war bereits ein wahnsinniger Erfolg – das sehen wir daran, wie gut die Conversion Rates im Vergleich zum Video-Ident-Verfahren sind. Wir würden das gern auch mit anderen Fintechs und Banken anbieten", stellte sie in Aussicht.

Zuvor hatte die Solarisbank in einer Serie-C-Finanzierungsrunde 60 Mio. Euro eingesammelt. Roland Folz, CEO der Solarisbank, kündigte an, mit dem frischen Kapital den Aufbau der paneuropäischen Plattform beschleunigen zu wollen.

Penta fokussiert sich auf deutschen Markt

Das Berliner Start-up Penta passte 2020 seine Expansionspläne an. Mit dem Rückzug aus dem Italiengeschäft rund sechs Monate nach dem dortigem Start und dem Weggang des ehemaligen CEOs, Marko Wenthin, kurz darauf leitete das Unternehmen eine Zäsur ein.

Penta zieht sich aus Italien wieder zurück 

CEO Marko Wenthin verlässt Penta aus persönlichen Gründen 

So startete das Fintech eine Kooperation mit der Plattform Weltsparen und erweiterte das Produktangebot zuletzt um die Integration der Datev-Software.

Im Interview mit FinanzBusiness stellte Mitgründerin und CCO, Jessica Holzbach, weitere Produkterweiterungen in Aussicht, darunter das Ermöglichen von Lastschrift-Einzügen für Penta-Nutzer. Aktuell können Lastschriften von Penta-Konten nur abgebucht werden.

"Die Bank der Zukunft wird eine Symbiose mit dem Besten aus beiden Welten", meint Jessica Holzbach von Penta 

Finleap erlebte 2020 eine Achterbahnfahrt

Auch die Berliner Fintech-Holding Finleap kann auf ein bewegtes Jahr zurückblicken. Im Oktober teilte eines ihrer Investments, das Insurtech Joonko, das zuletzt wohl auch Kreditvergleichsportalen Konkurrenz bieten wollte, die Einstellung des Geschäftsbetriebs zum 31. Oktober mit. Einer der Hauptgründe war laut Medienberichten eine geplatzte Finanzierungsrunde.

Doch es gab auch erfreuliches zu vermelden: So investierte Finleap in das Start-up DeineStudienfinanzierung. Bastian Krautwald, Mitgründer und CEO des Start-ups, erklärte im Gespräch mit FinanzBusiness das Geschäftsmodell und wie er Synergien durch Integration in das Finleap-Ökosystem künftig heben will.

Finleap investiert in DeineStudienfinanzierung

Banxware will den Markt für "Embedded finance" erobern

Im September startete mit Banxware ein weiteres Fintech - mitgegründet von Miriam Wohlfarth. Im Gespräch mit FinanzBusiness erläuterte Wohlfarth die Vision hinter dem Berliner Start-up. Durch Banxware soll Plattformen ermöglicht werden, vollautomatisiert und direkt Händlerkredite an Betreiber von E-Commerce-Shops zu vergeben. Die Technologie kommt von Banxware, momentan suche das Start-up nach Bankpartnern.

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Miriam Wohlfarth gründet Lending-Startup

Einen ersten Kooperationspartner hat Banxware mittlerweile gefunden: Die Vereinigte Volksbank Raiffeisenbank (VVRB) wird künftig 100 Mio. Euro an Krediten für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) über die Plattform vergeben.

Banxware holt erste Bank als Partner ins Boot

Auto1 im Gesellschafterstreit mit Auto1 FT

Neben Kooperationen gab es auch Streit in der deutschen Fintech-Landschaft. Das Unternehmen Auto1 FT etwa pocht auf gültige Verträge mit der Muttergesellschaft Auto1. Taimur Andre Rashid, Managing Director, CFO und COO von Auto1 FT, äußerte sich im Gespräch mit FinanzBusiness näher dazu. Auch Auto1 FT kooperiert mit der Solarisbank.

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Bei Scalable Capital wiederum sorgte eine Datenpanne im zweiten Halbjahr für erheblichen Unmut.

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Monedo wird abgewickelt

Neben der spektulären Wirecard-Pleite war im Dezember schließlich Schluss für das 2012 unter dem Namen Kreditech gegründete Fintech Monedo. Im Gespräch mit FinanzBusiness ging Insolvenzverwalter Christoph Morgen davon aus, dass Investoren durch die Insolvenz insgesamt einen dreistelligen Millionenbetrag verlieren.

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Wohin führt die Reise in 2021?

In den Gesprächen der vergangenen Monate ließen die Fintech-Manager überwiegend optimistische Töne anklingen. Zwar zeigte sich Banxware-Gründerin Wohlfahrt im Gespräch mit FinanzBusiness über den Finanzierungsmarkt für junge Fintechs im Zuge der Corona-Krise besorgt, doch durch Trends hin zu digitalen Produkten und Dienstleistungen, die bei Nutzern zunehmend an Bedeutung und Beliebtheit gewinnen, sollte der Trend auch im kommenden Jahr verstärkt in eine Richtung zeigen: aufwärts.

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