Insolvenzverwalter fordert Millionen von Wirecard-Chefetage

Die Klage des Wirecard-Insolvenzverwalters beschäftigt das Landgericht München. Außerdem sind mehr als 4000 neue Klagen im Jahr 2023 gegen die Unternehmensprüfer EY eingegangen.
Das ehemalige Gebäude von Wirecard | Foto: picture alliance / SvenSimon | Frank Hoermann/SVEN SIMON
Das ehemalige Gebäude von Wirecard | Foto: picture alliance / SvenSimon | Frank Hoermann/SVEN SIMON
dpa, Sonja Ingerl

Das Landgericht München verhandelt am Donnerstag über eine Zivilklage des Wirecard-Insolvenzverwalters gegen Ex-Vorstandschef Markus Braun sowie weitere Ex-Vorstände und -Aufsichtsräte. Der seit Sommer 2020 mit der Sicherung der Wirecard-Vermögenswerte beschäftigte Insolvenzverwalter Michael Jaffé wirft der einstigen Führungsriege des Konzerns vor, ihre Pflichten verletzt zu haben. Deswegen will der Anwalt die Manager persönlich für die immensen Verluste haftbar machen.

Dabei geht es besonders um 140 Millionen Euro Darlehen, die der Wirecard-Vorstand wenige Monate vor der Pleite einem Partnerunternehmen namens OCAP gewährt und der Aufsichtsrat abgesegnet hatte. Da sogar die hauseigene Wirecard-Bank wegen fehlender Sicherheiten gegen die Kreditvergabe war, hätten Vorstände und Aufsichtsräte nicht zustimmen dürfen - so jedenfalls die Argumentation des Insolvenzverwalters.

EY als Hauptgegner

Dieses Zivilverfahren läuft parallel zu dem im Dezember 2022 eröffneten Strafprozess. Anders als im Strafprozess muss Braun bei Zivilverfahren nicht persönlich erscheinen. Der österreichische Manager weist sämtliche Vorwürfe zurück.

Außerdem muss das selbe Landgericht sich mit mehr als 4000 neuen Zivilklagen aus dem Jahr 2023 beschäftigen, die sich in erster Linie gegen die Wirtschaftsprüfer EY richten. Das sind fast doppelt so viele Klagen wie im Jahr davor. Das berichtet das ”Handelsblatt”. EY prüfte das Betrugsunternehmen mehr als ein Jahrzehnt lang und gab sämtliche Berichte bis einschließlich 2018 uneingeschränkt frei. 

Erst kurz bevor die Machenschaften von Wirecard aufflogen - im Jahr 2019 - verweigerte EY das Testat. Den erlittenen Milliardenschaden wollen sich Anleger deshalb von den Wirtschaftsprüfern zurückholen.

4140 der rund 4300 Verfahren aus 2023 gehen gegen die ehemaligen Wirecard-Prüfer, sagt eine Gerichtssprecherin.

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