Wirecard-Kronzeuge kommt aus Untersuchungshaft frei

Oliver Bellenhaus ist mehr als dreieinhalb Jahre im Gefängnis gewesen. Nun ist nur noch einer der drei Angeklagten in Haft.
Darf das Gefängnis verlassen: Wirecard-Kronzeuge Oliver Bellenhaus | Foto: picture alliance/dpa | Matthias Balk
Darf das Gefängnis verlassen: Wirecard-Kronzeuge Oliver Bellenhaus | Foto: picture alliance/dpa | Matthias Balk
Reuters, dpa

Der angeklagte Wirecard-Manager Oliver Bellenhaus kommt nach mehr als dreieinhalb Jahren aus der Untersuchungshaft frei. Das Landgericht habe den Haftbefehl außer Vollzug gesetzt und die Haftentlassung angeordnet, sagte ein Sprecher des Gerichts am Dienstag in München. 

Der 50-jährige ehemalige Statthalter des Zahlungsabwicklers in Dubai werde die Justizvollzugsanstalt in München-Stadelheim voraussichtlich noch am Dienstag verlassen. Bellenhaus gilt in dem Prozess um die Pleite von Wirecard als Kronzeuge. Er hatte sich kurz nach der Insolvenz im Juni 2020 den Behörden gestellt und eingeräumt, dass ein Großteil des Asien-Geschäfts von Wirecard praktisch erfunden gewesen sei - was der damalige Vorstandschef Markus Braun bestreitet. 

Anklage spricht von Scheingeschäften in Milliardenhöhe

Seit Dezember 2022 steht Bellenhaus gemeinsam mit Braun und dem früheren Chefbuchhalter vor Gericht, letzterer war schon vor Prozessbeginn auf freien Fuß gekommen.

Die Anklage wirft den drei Managern vor, gemeinsam mit mehreren weiteren Komplizen in einer kriminellen Betrügerbande Scheingeschäfte in Milliardenhöhe erfunden zu haben. Bellenhaus hat eingeräumt, Verträge, Dokumente und Geschäftszahlen gefälscht zu haben. Dabei beschuldigte er auch Ex-Vorstandschef Braun.

Nur Markus Braun bleibt im Gefängnis

Grund für die Freilassung seien die lange Haftdauer, sein Geständnis und seine Bemühungen um eine Wiedergutmachung des Schadens, sagte der Sprecher. Bellenhaus muss nun unter anderem dem Gericht innerhalb einer Woche eine Meldebestätigung über einen Wohnsitz vorlegen und sämtliche Ausweisdokumente bei der Staatsanwaltschaft abgeben. Weiter hat die Kammer ihm verboten, Kontakt zu Mitangeklagten und potenziellen Zeugen aufzunehmen.

Damit verbleibt Braun als einziger der drei Angeklagten hinter Gittern, auch der Österreicher hat bereits dreieinhalb Jahre Untersuchungshaft hinter sich. Der einstige Börsenstar weist sämtliche Vorwürfe zurück, seine Anwälte werfen Bellenhaus Lügen vor. Brauns Verteidiger Alfred Dierlamm kritisierte die Freilassung des Kronzeugen ungewöhnlich scharf: ”Ein schmutziger Deal hinter verschlossenen Türen”, erklärte der Anwalt.

Jetzt teilen

Zum Newsletter anmelden

Bleiben Sie mit unserem Newsletter immer auf dem aktuellen Stand der Entwicklungen Ihrer Branche.

Newsletter-Bedingungen

Lesen Sie auch