Wirecard-Skandal: Insolvenzverwalter verklagt Investmentbank

Das Institut soll einen Aktienrückkauf des Unternehmens abgewickelt haben, obwohl Wirecard sich das zu dem Zeitpunkt gar nicht mehr hätte leisten können.
Ex-Wirecard-Vorstand Markus Braun vor Gericht. | Foto: picture alliance/dpa | Matthias Balk
Ex-Wirecard-Vorstand Markus Braun vor Gericht. | Foto: picture alliance/dpa | Matthias Balk
Reuters

(Aktualisiert um Höhe der Klage gegen EY)

Wirecard-Insolvenzverwalter Michael Jaffe hält die jüngsten Theorien des ehemaligen Vorstandschefs Markus Braun zum vorgeblichen Drittpartner-Geschäft des Zahlungsabwicklers in Asien für abwegig. ”Dass Wirecard reales Geschäft ’gestohlen’ worden sein könnte, also solches, das zuvor bei Wirecard selbst in nennenswertem Umfang betrieben worden wäre, ist bislang nicht ersichtlich, schon weil es gar keine Strukturen und Ressourcen gab, mit denen ein solches Geschäft betrieben worden sein könnte”, heißt es im jüngsten Sachstandsbericht Jaffes an die Gläubiger von Wirecard, der der Nachrichtenagentur Reuters vorliegt.

Brauns Anwalt Alfred Dierlamm hatte im Betrugsprozess um die Pleite von Wirecard zuletzt vorgebracht, der flüchtige Wirecard-Vorstand Jan Marsalek und der mitangeklagte Asien-Statthalter Oliver Bellenhaus hätten das lukrative Geschäft mit Partnern in Asien zu anderen Dienstleistern umgeleitet und sich selbst daran bereichert. 

Insolvenzverwalter fordert Schadenersatz von EY in Milliardenhöhe

Jaffe hält die Wirtschaftsprüfer von EY für mitschuld daran, dass die jahrelangen Betrügereien bei Wirecard nicht früher aufgedeckt wurden. Kurz vor Weihachten war bekannt geworden, dass der Insolvenzverwalter die Bilanzprüfer deshalb auf Schadenersatz verklagt hat. 

Ein Sprecher des Landgerichts Stuttgart benannte jetzt den Streitwert der Schadenersatzklage mit 1,5 Mrd. Euro, die Jaffe kurz vor Weihnachten eingereicht hatte. Aufgabe des Insolvenzverwalters ist es, für die Gläubiger möglichst viel Geld herauszuholen. Sie haben nach der Pleite Milliardenforderungen gegen den ehemaligen Börsenstar angemeldet.

Wie aus dem Sachstandsbericht hervorgeht, hat Jaffe auch die US-Investmentbank Citi vor dem Landgericht München I auf 140 Millionen Euro verklagt. Sie hatte wenige Monate vor der Insolvenz einen Aktienrückkauf für Wirecard abgewickelt. 

Doch Wirecard hätte sich den Rückkauf zu diesem Zeitpunkt eigentlich nicht mehr leisten können, argumentiert Jaffe in der Klage. Das ”stellt einen Verstoß gegen aktienrechtliche Vorschriften dar, der wiederum zur Nichtigkeit der abgeschlossenen schuldrechtlichen Vereinbarungen führt”, heißt es in seinem Bericht. Die Bank habe die Ansprüche zurückgewiesen, weshalb er nun Klage eingereicht habe, um eine Verjährung zu verhindern.

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