Auch Ex-Finanzvorstand von Wirecard wegen Betrugs angeklagt

Der Beschuldigte war zwischen 2006 und 2017 im Amt. Die Anwälte des ehemaligen CFO weisen die Anklagepunkte zurück.
Die frühere Wirecard-Zentrale | Foto: picture alliance / SvenSimon | Frank Hoermann/SVEN SIMON
Die frühere Wirecard-Zentrale | Foto: picture alliance / SvenSimon | Frank Hoermann/SVEN SIMON
Reuters

Die Staatsanwaltschaft München hat Anklage gegen einen weiteren ehemaligen Wirecard-Vorstand erhoben. Die Ermittler werfen dem langjährigen Finanzvorstand Burkhard Ley unter anderem Bilanzfälschung, Marktmanipulation, Betrug und Untreue vor. Ley habe als Finanzvorstand - und später noch als Berater des Vorstands - zusammen mit Ex-Wirecard-Chef Markus Braun und anderen Spitzenmanagern in großem Stil Umsätze manipuliert und Geschäft mit Drittkunden in Asien vorgetäuscht, erklärten die Ermittler.

Damit sollte nach Ansicht der Ermittler der Kurs der Wirecard-Aktie nach oben getrieben werden. Zugleich hätten die manipulierten Jahresabschlüsse dazu gedient, Geld von Banken einzuwerben. Insgesamt sei diesen ein Schaden von mehreren hundert Millionen Euro entstanden.

Leys Anwälte wiesen die Vorwürfe als unbegründet zurück. Die Staatsanwaltschaft versuche seit Juli 2020, Ley in ihre Verdachtsthese einer Bande einzureihen, die Geschäft vorgetäuscht haben soll, erklärten die Verteidiger. Dabei sei Ley aus dem Unternehmen ausgeschieden, bevor es zu den wesentlichen Vorgängen des Skandals gekommen sei. Anschließend habe er einen ”strategischen Beratungsvertrag” erhalten, ”der mit den operativen Vorgängen bei Wirecard nichts zu tun hatte” sagte Leys Anwalt Norbert Scharf der Nachrichtenagentur Reuters. ”Unser Mandant wird sich weiterhin aktiv verteidigen und darlegen, dass er sich nichts zuschulden kommen ließ.”

Elf Jahre im Wirecard-Vorstand

Ley war von 2006 bis 2017 für die Finanzen bei Wirecard verantwortlich. Er soll sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft seit 2015 an dem Betrug und der Marktmanipulation beteiligt haben; nach seinem Ausscheiden aus dem Wirecard-Vorstand habe er durch Beratungsdienstleistungen Beihilfe zu den Taten geleistet. 

Seit dem Zusammenbruch des Finanzdienstleisters 2020 habe ein Team aus mehreren Staatsanwälten zusammen mit einer Sonderkommission der Polizei umfangreiche und komplexe Ermittlungen durchgeführt. Mit der Anklage Leys sei ein Teilaspekt abgeschlossen werden. ”In zahlreichen weiteren Einzelkomplexen und neu hinzugekommenen Ermittlungssträngen werden die Ermittlungen unter Hochdruck weitergeführt”, erklärten die Staatsanwälte. Ley saß bereits in den Monaten nach dem Wirecard-Kollaps vorübergehend in Untersuchungshaft und kam im November 2020 wieder frei.

Jetzt teilen

Zum Newsletter anmelden

Bleiben Sie mit unserem Newsletter immer auf dem aktuellen Stand der Entwicklungen Ihrer Branche.

Newsletter-Bedingungen

Die jüngsten FinanzBusiness-Artikel

Lesen Sie auch