Schweizer Politik will Credit Suisse 2.0 verhindern

Der Aufsichtsrat könnte demnach mehr Macht bekommen. Die UBS hatte nach eigenen Aussagen schon 2016 überlegt, die Credit Suisse zu übernehmen. Man habe das Risiko gesehen.
Foto: Denis Balibouse
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dpa und Sonja Ingerl

Die UBS-Geschäftsleitung hatte 2016 bereits die Übernahme von Credit Suisse (CS) geprüft, sagt UBS-Chef Sergio Ermotti. All diejenigen, ”die sagen, es braucht unbedingt zwei Großbanken in der Schweiz, weil sonst ein Klumpenrisiko besteht, hätten zu kurz gedacht.

Dies sagte Ermotti im Interview mit der ”Sonntagszeitung”. ”Das wahre Risiko bestand darin, dass man es zuließ, dass eine Bank mit einer fehlgeleiteten Strategie in den Abgrund stürzte.” Die Konkurrentin ins Auge gefasst hatten sie, ”weil wir sahen, dass die CS ein falsches Geschäftsmodell hatte.” Zudem wollte UBS die Übernahme durch eine ausländische Bank verhindern.

Es habe sich schließlich gezeigt, wohin es führe, wenn eine Bank dauernd Verluste schreibe. Die Kunden verloren das Vertrauen und zogen ihr Geld ab. UBS habe ein ”gutes Geschäftsmodell” und sei profitabel, sagte er.

Die Schweizer Politik will ein Credit Suisse 2.0 verhindern, berichtet das ”Handelsblatt”. Auf diesem Grund hat ein Gremium aus Forschern, Bankern und Wirtschaftsvertretern die Lehren aus dem Credit-Suisse-Debakel und gleichzeitig Reformvorschläge veröffentlicht.

Sie plädieren für mehr Macht im Aufsichtsrat. „Im Vergleich zu ausländischen Aufsichtsbehörden verfügt die Finma über weniger Instrumente, um eine wirksame Aufsicht durchzusetzen“, heißt es vom Gremium. Ihr Vorschlag: die Finmal soll in Zukunft systemrelevanten Banken organisatorische Änderungen aufzwingen können.

Mehr Zusammenarbeit zwischen den Behörden

Außerdem müsse es eine verbesserte Liquiditätsversorgung geben. Liquiditätshilfen, die mit Staatsgarantien abgesichert sind, seien in anderen Währungsräumen Standard, die Schweiz solle hier nachziehen.

Des Weiteres stellen sie eine Reform bei Nachrang-Anleihen in den Raum. Der Hintergrund: Investoren haben durch die Abschreibung von Nachranganleihen, sogenannten AT1-Anleihen, im Zuge der Rettungsaktion rund 16 Milliarden Franken verloren.

Zu guter Letzt fordern sie ein verbessertes Krisenmanagement. Zwar hätten das Finanzministerium, die Finanzaufsicht Finma und die SNB mit der staatlich orchestrierten Notrettung durch die UBS die Krise gelöst, doch „der Entscheidungsprozess ist nicht nachvollziehbar“. Das Gremium bezeichnet ihn als „beunruhigend wenig institutionalisiert“. Ihr Lösungsvorschlag: Das Finanzministerium, die Finma und die SNB sollen in Zukunft die gemeinsame Verantwortung für eine Abwicklung der Bank oder die Krisenbewältigung tragen.

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