UBS legt Halbjahres-Bilanz vor: Was Sergio Ermotti macht, wird zu Gold

Die Übernahme der Credit Suisse hat sich für die UBS als Glücksfall erwiesen. Tatsache ist: Für den zweitgrößten Vermögensverwalter der Welt und seinen CEO Sergio Ermotti läuft es rund. 
Hat einen Lauf: UBS-CEO Sergio Ermotti. | Foto: picture alliance / EPA | ENNIO LEANZA
Hat einen Lauf: UBS-CEO Sergio Ermotti. | Foto: picture alliance / EPA | ENNIO LEANZA
Reuters, Hauke Rudolph

Die Notübernahme der Credit Suisse (CS) im März hat der UBS im zweiten Quartal dieses Jahres einen Rekordgewinn beschert. Unter dem Strich verdiente die Schweizer Großbank eigenen Angaben zufolge 29 Mrd. Dollar (Analysten hatten soar mit 34 Mrd. gerechnet) - und das nach 2,1 Mrd. Dollar in der Vorjahresperiode. 

Ein ”Schnäppchen”

Treiber war ein Buchgewinn (”Badwill”) aus der CS-Transaktion, denn der Kaufpreis entsprach nur einem Bruchteil des Credit-Suisse-Eigenkapitals. Die UBS kaufte den Rivalen für lediglich drei Milliarden Franken und damit einen Bruchteil des Eigenkapitals. Zum Verständnis: Die CS Schweiz galt wegen der vergleichsweise hohen und stabilen Gewinne als Kronjuwel der Credit Suisse, Analysten veranschlagten den Wert auf bis zu 16 Mrd. Franken.

Fleißig gesammelt

Aber auch im ”normalen” Geschäft lief es gut für die UBS: Im Global Wealth Management sammelte die Bank 16 Mrd. Franken an neuen Geldern ein, der beste Wert in einem zweiten Quartal seit über zehn Jahren (In den Monaten Juli und August kamen im kombinierten Vermögensverwaltungsgeschäft von UBS und CS acht Milliarden Dollar hinzu).

Gewinn winkt

Für das laufende - also das dritte - Quartal rechnet der Konzern mit einem bereinigten Vorsteuerergebnis um die Gewinnschwelle, im gesamten zweiten Halbjahr dürfte dann auf bereinigter Basis ein Vorsteuergewinn anfallen. Bis Ende 2026 peilt die UBS ein Aufwand-Ertrags-Verhältnis von unter 70 (Q2: 88,9) Prozent an und will sich einer Rendite auf dem harten Kernkapital von 15 Prozent annähern. 

Konzern-Chef Sergio Ermotti erklärte noch einmal die Ratio hinter der Übernahme des kleineren Wettbewerbers: ”Das Geschäftsmodell und der Geschäftsmix der Credit Suisse waren zutiefst fehlerhaft und ihr Ruf schwer beschädigt. Die Bank war nicht mehr in der Lage, aus eigener Kraft weiterzumachen.” Nun kehre das Vertrauen aber allmählich zurück. Hintergrund: Ende Oktober begannen Kunden, in großem Stil Einlagen und verwaltete Vermögen bei der Credit Suisse abzuziehen. Selbst von April bis Juni, also nachdem die Übernahme durch die UBS bekanntgegeben worden war, wurden weitere 39,2 Mrd.Franken abgezogen. Unter dem Strich stand im zweiten Quartal ein Nettoverlust von 9,3 Mrd. Franken.

CS Schweiz wird integriert

Fest steht: Ermotti nimmt die bisher weitreichendste Weichenstellung seit der Notübernahme vor: Die UBS integriert das Schweizer Geschäft der CS. ”Eine vollständige Integration ist für UBS, unsere Anspruchgsgruppen und die Schweizer Wirtschaft die beste Lösung”, hieß es in einer Pressemitteilung. Politiker und die breite Schweizer Öffentlichkeit hatten auf eine Abspaltung der Credit Suisse Schweiz, etwa über einen Börsengang, gehofft. Zum einen, um den Wettbewerb nicht zu gefährden, zum anderen, um ein Klumpenrisiko für das Land zu vermeiden, das über eine zwar äußert leistungsfähige, aufgrund der Einwohnerzahl von lediglich knapp neun Millionen jedoch verhältnismäßig kleine Volkswirtschaft verfügt (das BIP der Schweiz betrug 2022 767 Mrd. Euro, wobei der starke Franken die Zahl etwas aufbläht; zum Vergleich: Deutschland kam auf 3,88 Billionen). 

Kampf der Giganten

Inwiefern die Schweizer Politik Einfluss auf die Geschäfte der Bank nehmen wird, nehmen kann, wird spannend zu beobachten sein. Eine Reihe von Nationalratsmitgliedern - der Nationalrat ist das Schweizer Parlament - verlangen einen solchen Einfluss. Andererseits hat die UBS kürzlich auf ein staatliches Sicherheitsnetz im Gesamtvolumen von bis zu 209 Milliarden Franken verzichtete. Damit hat das Institut gegenüber der Politik viel Handlungsspielraum gewonnen.

Die beiden Schweizer Geschäfte werden bis zur für 2024 geplanten rechtlichen Integration separat geführt. Was mit der Marke Credit Suisse in der Schweiz passiert, ist noch nicht abschließend geklärt. Die UBS sagt, sie bemühe sich, die Markanteile in der Schweiz zu halten.

Kosten sparen ...

Hochgeschraubt hat der Mega-Konzern das Sparziel. Bis Ende 2026 will die UBS die Kosten um brutto mehr als zehn Milliarden Dollar drücken. Bisher hatte der nach JP Morgan weltweit zweitgrößte Vermögensverwalter für reiche Privatkunden ”nur” etwas mehr als acht Milliarden Dollar angepeilt. Der integrationsbedingte Aufwand dürfte weitgehend durch Wertsteigerungseffekte von rund zwölf Milliarden Dollar ausgeglichen werden. 

... Stellen abbauen

Wie viele Mitarbeiter-Stellen dem Sparkurs zum Opfer fallen, ist bislang unbekannt. Fest steht bisher nur dies: Die UBS entlässt in der Schweiz im Zuge der Übernahme der Credit Suisse rund 3000 Mitarbeiter. Rund 1000 Entlassungen gingen auf die Integration des Schweizer Geschäfts der Credit Suisse in die UBS zurück, sagte Ermotti Darüber hinaus werde die Notwendigkeit, andere Teile der Credit Suisse tiefgreifend umzubauen, zu rund 2000 zusätzlichen Entlassungen - ebenfalls in der Schweiz - führen. 

Diese Maßnahmen würden über die kommenden Jahre umgesetzt. Der größte Teil der Kostensenkungen erfolge durch natürliche Fluktuation, Pensionierungen und interne Verschiebungen von Personal. Angaben zu Entlassungen in anderen Teilen der Welt machte Ermotti nicht. Redburn Atlantic-Analyst Nicholas Watts schätzt, dass über die Jahre bis zu 30.000 Jobs wegfallen könnten.

Banker in Sorge: 30.000 Arbeitsplätze in Gefahr — FinanzBusiness

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