EZB-Notenbanker dringen auf Neubewertung der Anleihenkäufe

Die billionenschweren Anleihenkäufe der Zentralbank ab dem Jahr 2014 hätten mehr geschadet als genutzt, sagen mehrere Insider. 
Mehrere Währungshüter kritisieren die Anleihenkäufe der Zentralbank heftig. | Foto: picture alliance/dpa | Frank Rumpenhorst
Mehrere Währungshüter kritisieren die Anleihenkäufe der Zentralbank heftig. | Foto: picture alliance/dpa | Frank Rumpenhorst
Reuters

Mehrere Währungshüter der Europäischen Zentralbank (EZB) dringen darauf, die Folgen der jahrelangen aggressiven Stützungsmaßnahmen aus der Zeit der ultralockeren Geldpolitik zu überprüfen. Die billionenschweren Anleihenkäufe, die viele Jahre lang zur Bekämpfung einer sehr niedrigen Inflation zum Einsatz gekommenen waren, hätten mehr Schaden als Nutzen gebracht, sagten sechs Insider der Nachrichtenagentur ”Reuters”. 

”Wir erwarben Billionen über Billionen an Vermögenswerten und brachten immer noch nicht die Inflation zurück zum Zielwert”, sagte einer der Insider. Auch nach dem Ende dieser Stützungsmaßnahmen gebe es immer noch rund drei Billionen Euro an Überschussliquidität. Diese Politik habe die Hände der Notenbank für Jahre gebunden.

Anleihenkäufe sollten Konjunktur beleben

Die EZB hatte in den Jahren nach 2014 mit billionenschweren Käufen von Staatsanleihen und Firmenanleihen versucht, gegen eine sehr niedrige Inflation vorzugehen und eine äußerst schwache Konjunktur zu beleben. 

Die Schlüsselzinsen setzte die EZB zudem damals immer weiter nach unten, um die Finanzierungsbedingungen in der Wirtschaft günstig zu halten. Der Einlagensatz wurde schließlich sogar tief in den negativen Bereich gesenkt. Noch im Juni 2022 lag der Satz bei minus 0,5 Prozent - das bedeutete Strafzinsen für Banken, wenn sie bei der Notenbank überschüssige Gelder parkten.

Debatte über Kosten und Nutzen der Anleihenkäufe

Die Währungshüter wollen den Insidern zufolge in diesem Zusammenhang über die Änderung einer Klausel in ihrer geldpolitischen Strategie diskutieren, die besonders kraftvolle und nachhaltige geldpolitische Schritte dann als erforderlich einstuft, wenn die Zinsen bereits nahe an ihrem Tiefpunkt liegen. 

Jüngste Aussagen der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), die als Denkschmiede für die internationale Notenbankwelt gilt, hatten die Debatte um Kosten und Nutzen der billionenschweren Anleihenkäufe kürzlich neu entfacht.

Die BIZ liege richtig, es müsse überprüft werden, wie die Euro-Notenbank einige ihrer Instrumente einsetze, sagte einer der Insider. Ein EZB-Sprecher lehnte eine Stellungnahme zu den Informationen ab. Es wird erwartet, dass diese Themen bei der nächsten Strategieüberprüfung der Notenbank, die im nächsten Jahr ansteht, angesprochen werden. 

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