S&P: Banken der Eurozone könnten 2023 rund 400 Milliarden Euro Kundeneinlagen verlieren

Die Finanzierungskosten für europäische Banken werden wegen zunehmenden Wettbewerbs bei Einlagen steigen. Laut Standard & Poor’s erreichen Zinsmargen und -erträge in diesem Jahr ihren Höhepunkt. 
Die Deutschen-Bank-Tower in Frankfurt. | Foto: picture alliance / Schoening | Schoening
Die Deutschen-Bank-Tower in Frankfurt. | Foto: picture alliance / Schoening | Schoening

Der Wettbewerb bei den Einlagen zeigt Spuren: Laut eines Berichts von S&P Global Ratings werden die Finanzierungskosten ”unweigerlich weiter steigen, da der Einlagenmarkt enger wird” . Deshalb würden Nettozinsmargen und -zinserträge der großen europäischen Banken mit Rating im Laufe dieses Jahres ihren Höhepunkt erreichen.

Zwar hätten die Institute die zunehmend restriktive Geldpolitik der Zentralbanken in den vergangenen zwölf bis 18 Monaten bisher gut verkraftet. 

Allerdings werde der Bilanzabbau der Zentralbanken weiterhin Liquidität aus dem Finanzsystem abziehen ”und wahrscheinlich zu einem gewissen Abfluss von Einlagen führen”. 

400 Mrd. Euro könnten abfließen

Wörtlich heißt es in dem Bericht von Standard & Poor’s: ”Auf der Grundlage des derzeitigen Marktkonsenses erwarten wir, dass die quantitative Straffung bis Ende 2023 zu einem Abfluss von Einlagen in Höhe von rund 400 Mrd. Euro aus den Banken der Eurozone führen könnte, was 3,2 Prozent aller Kundeneinlagen entspricht.”

Das sei aber eher eine Kostenherausforderung für die Banken als ein Problem bei der Verfügbarkeit von Finanzmitteln, wie Nicolas Charnay, Kreditanalyst bei S&P Global Ratings, sagte. Das Tempo der Straffung der Geldpolitik und die Auswirkungen auf den Abfluss von Einlagen seien aber eine Hauptursache für Unsicherheiten bei Banken. 

Große Unterschiede bei Einlagen-Beta

Der innereuropäische Vergleich zum sogenannten Einlagen-Beta ist interessant. Dabei handelt es sich um den Anteil des Leitzinsanstiegs, den die Banken an die Einlagenzinsen weitergeben. Im Schnitt liegt dieser bei 20 Prozent - so hätten die europäischen Banken ihre Refinanzierungskosten seit Mitte 2022 trotz steigender Leitzinsen weitgehend niedrig gehalten. 

Laut Studie gibt es Unterschiede zwischen den Ländern - in Zypern, Irland und Spanien liegt das Einlagebeta nur bei fünf Prozent, in Frankreich und Luxemburg bei mehr als 30 Prozent. Die deutschen Banken liegen bei etwa 18 Prozent, also auf einem Mittelfeldplatz. 

Die Gründe der Banken laut Standard & Poor’s für diese Unterschiede: Die Ausgangsliquidität der Banken, und das Profil der Einlagenbasis der Banken, ”wobei Banken, die über ein starkes Girokonten- und Einlagengeschäft mit privaten Haushalten verfügen, weniger wahrscheinlich von einem Repricing der Einlagen betroffen sind”, wie es in der Studie heißt. Auch staatliche Eingriffe, der Wettbewerb zwischen Banken und das Kundenverhalten spielten eine Rolle.

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