Wildwuchs bei ESG-Daten stellt Banken vor Probleme

Noch ist der Markt für ESG-Daten extrem heterogen. Doch eine Analyse der Unternehmensberatung Cofinpro sieht eine Konsolidierung und Oligopolisierung am Markt für ESG-Datenanbieter kommen.
ESG steht für ”Environment, Social, Governance” | Foto: Colourbox
ESG steht für ”Environment, Social, Governance” | Foto: Colourbox

Der Umgang mit ESG-Kriterien (”Environment, Social, Governance”, auf Deutsch: Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung) ist eine Herausforderung für die deutsche Finanzbranche - und das liegt auch daran, dass die Datenlage unübersichtlich ist.

Banken und Finanzdienstleister sind auf die Hilfe von speziellen Datenanbietern angewiesen - doch die arbeiten mit teils sehr unterschiedlichen Standards, wie die Unternehmensberatung Cofinpro in einer aktuellen Analyse darlegt.

Die ESG-Ratings und -Scores der Anbieter seien kaum vergleichbar, heißt es dort. Insbesondere bei den Faktoren S und G bestehen demnach große Unterschiede - was auch daran liegt, dass bei diesen Themen verschiedene gesellschaftliche Gruppen das Verhalten von Unternehmen sehr unterschiedlich bewerten.

Heterogener Markt

Außerdem habe die genaue Betrachtung der Datenanbieter gezeigt, ”dass es weitere große Unterschiede unter den Datenanbietern gibt, bspw. hinsichtlich der Anzahl an gecoverten Unternehmen”, heißt es von Cofinpro.

”Teilweise stellen Anbieter Daten für mehr als 200.000 Unternehmen bereit. Ermöglicht wird dies durch eine automatisierte Auswertung. Modernste Technologien der Künstlichen Intelligenz (KI) wie Machine Learning finden bei der Mehrzahl der Anbieter Anwendung. Diese zunehmende Konsolidierung und Oligopolisierung am Markt für ESG-Datenanbieter führt zu steigenden Eintrittsbarrieren”, schreiben die Autoren der Analyse.

Der Markt sei derzeit aber noch extrem heterogen, so liege etwa die Preisspanne für ESG-Daten zwischen wenigen Tausend und mehreren Millionen Euro pro Jahr. ”Die Preise sind bei allen Anbietern stark verhandlungsabhängig und werden individuell mit den Lizenznehmern abgestimmt,“ heißt es in der Studie.

Für die Banken und Finanzdienstleister, die auf die Daten angewiesen sind, ist das ein Problem: Sie müssen entscheiden, welcher Datenanbieter oder welche Kombination von Datenanbietern für sie das richtige Setup darstellt.

Dass der Markt gerade umgekrempelt wird, werde auch durch die steigende Summe von ESG-Investments belegt: So stieg in ersten Quartal 2022 nach Angaben des Bundesverband Investment und Asset Management e. V. (BVI) das in Publikumsfonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen investierte Vermögen auf 563 Mrd. Euro, was einem Zuwachs von 80 Prozent auf Jahresfrist entspricht. ”Dieser Trend wird voraussichtlich die kommenden Jahre anhalten und führt dazu, dass immer mehr Unternehmen auf ökologische, soziale sowie Governance Kriterien untersucht werden”, heißt es in der Analyse.

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