Alexanders Wynaendts übernimmt bei der Deutschen Bank

Noch ist der neue Aufsichtsratschef der Deutschen Bank hierzulande ein recht unbeschriebenes Blatt. Doch schon zum Amtsantritt sieht er sich Kritik ausgesetzt. Die Fondsgesellschaft Union Investment wirft ihm Ämterhäufung vor.
Alexander Wynaendts | Foto: Deutsche Bank
Alexander Wynaendts | Foto: Deutsche Bank
dpa, Ulrike Barth

Alexander wer? Mit der Nominierung von Alexander (Alex) Wynaendts als künftigem Aufsichtsratschef überraschte die Deutsche Bank im November. Der Niederländer Wynaendts (61) also soll nun Deutschlands größtem Geldhaus Orientierung geben.

Ein überzeugter Europäer als künftiger Deutsche-Bank-AR-Chef

Deutsche Bank nominiert Alexander Wynaendts zum Nachfolger von Paul Achleitner

Paul Achleitner (65) räumt nach zehn Jahren mit Ablauf der diesjährigen Hauptversammlung einen der wichtigsten Posten der deutschen Wirtschaft. Wynaendts stellt sich bei dem Aktionärstreffen an diesem Donnerstag zur Wahl in den Aufsichtsrat. Vorgesehen ist, dass das Kontrollgremium ihn dann kurz nach der Hauptversammlung zu seinem neuen Vorsitzenden macht.

Paul Achleitner, ab morgen Aufsichtsrat a.D.

Die Deutsche Bank begründete die Auswahl damit, dass Wynaendts ”über umfassende Expertise und jahrzehntelange Erfahrung im Finanzsektor weltweit” verfüge. Wynaendts begann seine Laufbahn bei der ABN Amro, wo er 1984 bis 1997 im Geschäft mit vermögenden Privatkunden sowie im Investmentbanking in Amsterdam und London tätig war. Anschließend wechselte er zum niederländischen Versicherungskonzern Aegon. Dort stieg er zum Vorstandsvorsitzenden auf (2008 bis 2020).

Während seiner Amtszeit baute Wynaendts den Versicherungskonzern um und trieb das Digitalgeschäft voran. Erfahrungen in den Kontrollgremien internationaler Konzerne sammelt beziehungsweise sammelte der Niederländer unter anderem beim Fahrdienst Uber, der Fluggesellschaft Air France-KLM sowie der US-Großbank Citigroup.

Union Investment sieht Ämterhäufung kritisch

Uneingeschränkt positiv wird die Nominierung des Niederländers nicht aufgenommen. Schon im November monierte die Fondsgesellschaft Union Investment, aus Wynaendts’ bisherigen beruflichen Stationen sei ”nicht erkennbar, dass er mit der deutschen Corporate Governance vertraut ist”. Kurz vor der Hauptversammlung kündigte Fondsmanagerin Alexandra Annecke dann im ”Handelsblatt” an, Union Investment werde sich bei dem Aktionärstreffen gegen die Wahl von Wynaendts als Nachfolger von Aufsichtsratschef Achleitner aussprechen: ”Der Grund dafür ist Ämterhäufung, er hat aus unserer Sicht zu viele Mandate.”

Die Fondsgesellschaft Deka stärkte dem designierten neuen Aufsichtsratschef allerdings den Rücken. In einem Statement im Vorfeld der Hauptversammlung sagte Andreas Thomae, Portfolio Manager bei Deka Investment: ”Mit Herrn Wynaendts beginnt für die Deutsche Bank eine neue Ära. Wir halten ihn für den richtigen Mann an der Aufsichtsratsspitze. Er hat das Potenzial, die neue Strategie mit voranzutreiben.”

Deka spricht sich für designierten Aufsichtsratschef der Deutschen Bank aus

Der verheiratete Vater zweier Kinder ist viel herumgekommen: Moskau, Beirut, Brüssel sind nur einige der Stationen, an denen sich der Sohn eines Diplomaten mit Eltern und Geschwistern in jungen Jahren einleben musste.

”Ich bin ein echter Beta.”

Gerne zitiert wird eine frühere Aussage von Wynaendts aus einem Interview 2010. Gefragt, warum er nicht Diplomat geworden sei wie sein Vater, antwortete Wynaendts: ”Ich bin ein echter Beta.” Diplomatie sei ”etwas für Alphas”.

Sieht sich der designierte Aufsichtsratschef des größten deutschen Geldhauses also als Mann aus der zweiten Reihe? Im Gespräch mit der Wochenzeitung ”Die Zeit” klärte Wynaendts kürzlich auf, was es mit den Begrifflichkeiten auf sich hat: In den Niederlanden nennt man demnach Menschen ”Alphas”, die sprachlich begabt sind. Wer eher mathematische Fähigkeiten hat, werde als ”Beta” bezeichnet. Ihr Vater sei ein ”Mathe-Boy”, sagte Wynaendts’ Tochter der ”Zeit” zufolge kürzlich einer niederländischen Zeitung - also vielleicht doch ganz gute Voraussetzungen für den Job bei der Deutschen Bank.

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