UBS-Präsident Axel Weber drängt EZB zum Handeln

Die steigende Inflationsrate ist für den scheidenden Präsident der Schweizer Großbank UBS derzeit das Thema Nummer eins. Schuld sei die EZB, argumentiert er in einem Gespräch mit dem Handelsblatt. Letztlich habe sie sich ”selbst in diese schwierige Situation gebracht“.
Axel Weber, Verwaltungsratspräsident der UBS | Foto: picture alliance/KEYSTONE | GIAN EHRENZELLER
Axel Weber, Verwaltungsratspräsident der UBS | Foto: picture alliance/KEYSTONE | GIAN EHRENZELLER

Axel Weber, der scheidende Verwaltungsratspräsident der Schweizer Großbank UBS, erneuert seine Kritik an der Geldpolitik der EZB. Trotz des Krieges in der Ukraine und der wirtschaftlichen Folgen bleibt sie für ihn das Hauptthema.

Ex-Bundesbank-Präsident Axel Weber kritisiert Europäische Zentralbank

”Was mich im Moment ökonomisch am meisten beunruhigt, sind (...) nicht die Wachstumsaussichten, sondern die sehr hohen Inflationsraten“, erklärt er in einem Gespräch mit dem Handelsblatt.

Weber betont, ihm sei ”unverständlich, dass sich die Europäische Zentralbank, anders als die US-Notenbank, bei der geldpolitischen Wende so viel Zeit“, lasse. Die Volkswirte der UBS erwarteten die ersten Zinsschritte in der Euro-Zone im September bis Dezember. ”Ich halte es angesichts der aktuellen Teuerungsraten und der Inflationserwartungen nicht für hilfreich, damit noch so viele Monate zu warten“, sagt Weber. ”Insgesamt sehen wir gerade für Deutschland deutliche Aufwärtsrisiken bei der Inflation und deutliche Abwärtsrisiken bei der Wirtschaftsentwicklung.“

Weber sieht EZB im Rückstand

Die Ursachen für die hohe Inflationsrate sieht er in erster Linie bei der EZB – die sich, wie er sagt, letztlich ”selbst in diese schwierige Situation gebracht“ habe. Im Vergleich zur US-Notenbank Fed sei sie weiter im Rückstand. Weber, ehemals Präsident der Bundesbank, warnt im Handelsblatt vor den Folgen: ”Einige frühe präventive Schritte bereits im vergangenen Jahr hätten vielleicht weitreichendere Eingriffe verhindert, die jetzt notwendig werden könnten.“

Zur Situation im eigenen Haus so kurz vor seinem Abschied lautete seine Botschaft: Alles bestens – die Strategie werde auch in Zukunft funktionieren.

”Wir haben uns auf unsere traditionellen Stärken, die Vermögensverwaltung und unseren Heimmarkt, konzentriert, die Risiken im Investmentbanking abgebaut, uns mit Zukäufen zurückgehalten und alle Umbauten möglichst geräuschlos vollzogen“, machte Weber deutlich. ”UBS wurde manchmal vorgeworfen, langweilig zu sein. In meinen Augen ist eine langweilige Bank eine gute Bank.“

Interesse an der Deutschen Bank?

Gefragt nach seinem Interesse an der Deutschen Bank, antwortete er elegant und ohne allzu direkt zu werden – im Grunde aber mit einem klaren Nein. ”Ich glaube, dass der Schluss durchaus richtig ist, dass jede Bank, der man UBS hinzufügt, eine bessere Bank wird“, so Weber. Doch die Frage sei, ”ob jede Bank, die sie uns hinzufügen, uns zu einer besseren Bank macht“. Die wenigsten Konkurrenten in Europa hätten über die vergangenen zehn Jahre gesehen netto attraktive Erträge für ihre Aktionäre erzielt. ”Insofern denke ich, dass wir mit unserer jetzigen Strategie auf dem richtigen Weg sind.”

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