"Waffenhersteller dürfen nicht als Spekulationsobjekte an der Börse dienen", sagt Georg Schürmann

Der Geschäftsleiter der Triodos Bank in Deutschland kritisiert anlässlich des Kriegs in der Ukraine die bisherige Energiepolitik der Regierung - die negativen Folgen einer Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen würden nun deutlich. Zudem nimmt er zur Finanzierung der Rüstungsindustrie Stellung.
Georg Schürmann, Geschäftsleiter der Triodos Bank in Deutschland. | Foto: Triodos Bank
Georg Schürmann, Geschäftsleiter der Triodos Bank in Deutschland. | Foto: Triodos Bank

Georg Schürmann, Geschäftsleiter der deutschen Niederlassung der Triodos Bank, hat zum Krieg in der Ukraine und den Folgen für die weitere Strategie des Instituts deutlich Stellung bezogen.

Schwachpunkt offenbart: Energiesicherheit

Zum einen bekannte er sich erneut zur Finanzierung erneuerbarer Energiequellen, die Triodos in der Vergangenheit bereits stark vorangetrieben hatte. ”Diese Strategie ist auch weiterhin zukunftsfähig. Wir finanzieren den Ausbau der erneuerbaren Energien zur Bekämpfung des Klimawandels. Dabei wurde ein wichtiger Aspekt bisher nicht so wahrgenommen, der durch den Krieg nun deutlich wurde: die Energiesicherheit”, sagte Schürmann während der Vorstellung der Geschäftszahlen 2021.

Dazu benötige man erneuerbare Energien hier vor Ort. ”Gas als Interimslösung ist nachvollziehbar”, so Schürmann. ”Wir unterstützen den Energiewende-Plan der Bundesregierung zu 100 Prozent. Das geht nur mit einer Reduktion des Verbrauchs. Hätten wir stärker auf den Ausbau nachhaltiger Energien gesetzt - was die Regierung leider in den letzten Jahren gebremst hat, etwa bei den On-shore-Kapazitäten - wären wir jetzt nicht so abhängig von fossilen Energien und Lieferanten wie Russland. Das bedauern wir”, sagte der Geschäftsleiter.

Durch den militärischen Konflikt in der Ukraine sehe er aber durchaus einen positiven Effekt für die Gesellschaft, den Bereich erneuerbarer Energien auszubauen. ”Wir sehen ja auch, dass die Inflation durch fossile Brennstoffe angetrieben wird, nicht durch erneuerbare Quellen”, fügte er hinzu.

Keine Finanzierung von Waffenherstellern

Zudem äußerte sich Schürmann zur Finanzierung von Waffenherstellern und der Rüstingsindustrie, die nun durch staatliche Investitionen wie die Stärkung der Bundeswehr durch Bundeskanzler Scholz angekurbelt wird. Dieser hatte im Rahmen des Russland-Angriffs auf die Ukraine Investitionen für die Bundeswehr in Höhe von 100 Mrd. Euro angekündigt.

”Wir sehen die Finanzierung dieser Industrien weiterhin nicht als Beitrag zum Erreichen der Nachhaltigkeitsziele für die Gesellschaft. Das lehnen wir genauso ab wie die Atomenergie. Die Waffenindustrie kann keinen positiven Beitrag zur Gesellschaft leisten. Zur Verteidigung ist da der Staat gefordert.” Zudem lehne die Bank ab, dass private Unternehmen der Rüstungsindustrie vom Leid anderer profitierten. ”Waffenhersteller dürfen nicht als Spekulationsobjekte an der Börse dienen. Die Verteidigungsgewalt muss beim Staat liegen. Wir werden auch künftig keine Investitionen in Waffen tätigen oder als Intermediär für solche Unternehmen dienen”, machte Schürmann deutlich.

Der Krieg sei Anlass, Unternehmenswerte zu reflektieren

Die Triodos Bank hat kein Engagement in Russland, wie Schürmann bestätigte. ”Der Ukraine-Krieg ist ein guter Anlass für alle Finanzinstitute, um zu prüfen, mit welchen Partnern man eigentlich Geschäft machen will”, mahnte er.

Bereits Anfang März hatten nachhaltige Banken wie Triodos, die Umweltbank oder die Evangelische Bank in einem gemeinsamen Statement alle Akteure des Finanzmarktes aufgefordert, Verantwortung zu übernehmen und ein Zeichen zu setzen. ”Wir verurteilen jede direkte und indirekte Finanzierung dieses Angriffskrieges. Alle Wirtschaftsteilnehmer müssen jetzt ihre Geschäftsbeziehungen hinterfragen und genau prüfen, was vertretbar ist. Wir fordern außerdem, dass die Verantwortung der Finanzmarktakteure nicht mit der Umsetzung der Sanktionen endet. Sie muss darüber hinaus gehen”, heißt es in dem Statement.

Akteure, die in Deutschland aktiv sind, seien aufgefordert, auch auf ihre Muttergesellschaften einzuwirken, Geschäftsbeziehungen zu beenden, auch wenn keine Sanktionen erlassen wurden.

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