Lagarde lässt Zeitpunkt einer Zinserhöhung weiter offen

Die EZB wird ihre Anleihekäufe aber schneller beenden als ursprünglich geplant - das ist eine Voraussetzung für einen Zinsschritt. Geht es nach dem BdB-Hauptgeschäftsführer, handelt die EZB trotzdem zu zögerlich.
EZB-Präsidentin Christine Lagarde | Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Daniel Roland
EZB-Präsidentin Christine Lagarde | Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Daniel Roland
Archibald Preuschat, Reuters

Wann die von Banken und Sparkassen herbeigesehnte Zinserhöung der Europäischen Zentralbank (EZB) kommt, ist weiter unklar. Immerhin fasste der Rat der Notenbank auf seiner geldpolitischen Sitzung eine Entscheidung, die den Weg heraus aus der ultralockeren Geldpolitik ebnet.

So sollen die Anleihenkäufe der Notenbank im dritten Quartal auslaufen. "Einige Zeit danach" könne dann ein Zinsschritt folgen. Das könne eine Woche oder auch einige Monate danach bedeuten. Lagarde räumte zugleich ein, dass es unterschiedliche Ansichten im EZB-Rat gegeben habe. "Wir haben sehr intensive Gespräche über die aktuelle Wirtschaftslage geführt, über die Aussichten, über die Ungewissheit", sagte sie.

Dem Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes, Christian Ossig, geht das nicht schnell genug: "Auch wenn die Europäische Zentralbank ihre Anleihekäufe schneller zurückfährt, als noch vor kurzem geplant: Sie darf auch bei den Leitzinsen nicht mehr länger zögern. Sie muss noch in diesem Jahr die Negativzinspolitik beenden," forderte er.

Der Krieg in der Ukraine führe zu einem Preisschock bei den Rohstoffen. Das werde über kurz oder lang die Wirtschaft mit Wucht treffen, begründete Ossig seinen Standpunkt. "Die ohnehin zu hohe Inflation zieht weiter an, die Unsicherheiten wachsen. Es droht sogar Stagflation. Darunter leiden Wirtschaft und Verbraucher", fügte der BdB-Hauptgeschäftsführer hinzu.

Jan Pieter Krahnen teilt Ossigs Meinung nicht

"Die in den vergangenen Wochen vielfach geäußerte Forderung danach, jetzt die Finanzierungskonditionen zu verändern, interpretiert den akuten Preisschock als Teil eines sich gegenseitig befeuernden Steigerungsprozesses von Löhnen und Preisen, der sogenannten Lohn-Preis-Spirale", sagte Jan Pieter Krahnen, Direktor des Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung ("Safe").

Der Wissenschaftler fügt hinzu: "Dieser Interpretation lässt sich allerdings widersprechen, weil es bisher nur geringe Bewegung auf der Lohnseite gibt, wohl aber eine drastische Veränderung relativer Preise. Der Preisschock allein, vor allem bei den Energiepreisen, stellt noch kein Inflationssignal dar, denn Inflation beschreibt die ständige Veränderung des Preisniveaus und nicht einen einmaligen Preisschock."

TLTRO-Verlängerung weiterhin möglich

Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING Deutschland, wies in seiner Stellungnahme zur EZB-Sitzung darauf hin, dass die Option, die gezielten langfristigen Refinanzierungsgeschäfte (TLTROs) zu verlängern, weiterhin offen gehalten wurde. 

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