Bundesbank-Präsident rechnet mit Zinserhöhung noch in diesem Jahr

Wenn sich die anhaltend hohen Inflationsraten fortsetzen, will Joachim Nagel sich für eine Normalisierung der Geldpolitik einsetzen, wie er in einem Interview ankündigte.
Joachim Nagel | Foto: Bundesbank / Nils Thies
Joachim Nagel | Foto: Bundesbank / Nils Thies
reuters

Bundesbank-Präsident Joachim Nagel hält angesichts der hochschießenden Inflation eine Zinsanhebung noch in diesem Jahr für möglich. In seinem ersten Interview seit seinem Amtsantritt plädierte er dafür, dass die Europäische Zentralbank (EZB) rasch gegensteuert.

"Wenn sich das Bild bis März nicht ändern sollte, werde ich mich dafür aussprechen, die Geldpolitik zu normalisieren", sagte Nagel in einem Gespräch mit der Wochenzeitung "Die Zeit". Zunächst müssten dann die Anleihenkäufe aufhören. "Der erste Schritt ist, die Nettoankäufe von Anleihen im Lauf des Jahres 2022 zu beenden. Dann könnten die Zinsen noch in diesem Jahr steigen."

Nagel warnte davor, zu lange mit der geldpolitischen Normalisierung zu warten: "Nach meiner Einschätzung sind die ökonomischen Kosten deutlich höher, wenn wir zu spät handeln, als wenn wir frühzeitig handeln." Das zeigten auch Erfahrungen aus der Vergangenheit. "Später müssten wir nämlich kräftiger und in höherem Tempo die Zinsen anheben", führte er aus.

Die Finanzmärkte reagierten dann mit mehr Volatilität. "Wenn wir zu lange warten und dann massiver handeln müssen, können die Marktschwankungen stärker ausfallen."

EZB-Präsidentin sieht 2022 keine Zinserhöhung

EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte vergangene Woche nach der jüngsten Zinssitzung ihre frühere Einschätzung nicht mehr wiederholt, wonach eine Zinswende 2022 sehr unwahrscheinlich sei. Die Währungshüter beließen den geldpolitischen Schlüsselsatz auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent. Banken müssen zudem weiterhin Strafzinsen zahlen, wenn sie überschüssige Gelder bei der EZB parken.

Der sogenannte Einlagesatz bleibt bei minus 0,5 Prozent. Insidern zufolge wollten einige Währungshüter auf der Sitzung bereits Schritte zur Eindämmung der Inflation einleiten.

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