Banken beschleunigen die Automatisierung ihrer Prozesse

Die Erträge sollen steigen, die Kosten sinken: Jede zweite Bank investiert deshalb gerade massiv in Technologien und Abläufe, zeigt der "Branchenkompass Banking 2021" von Sopra Steria.
Ein Roboter bei der Arbeit (Symbolbild) | Foto: picture alliance / Zoonar | Alexander Limbach
Ein Roboter bei der Arbeit (Symbolbild) | Foto: picture alliance / Zoonar | Alexander Limbach

Strategisch sind Banken längst über den Punkt hinweg, in der Digitalisierung bloß einen weiteren Kostentreiber zu sehen. Im Gegenteil: Mehr denn je gilt der Einsatz von Technologien als Erfolgsfaktor. Zu dem Ergebnis kommt auch der "Branchenkompass Banking 2021" von Sopra Steria, für den 100 Entscheider befragt wurden.

Automatisierung als Investitionsschwerpunkt

Jede zweite Bank in Deutschland investiert demnach massiv in automatisierte Geschäftsprozesse. Ein weiteres Ergebnis: Ihre Prozesse in immer größerem Umfang zu digitalisieren, halten viele mittlerweile für genauso wichtig wie die Neukundenakquise. Auch die Produktentwicklung soll davon profitieren.

"In den kommenden zwei Jahren werden Banken im Vorteil sein, die ihre IT-Systeme mithilfe von RPA (robotergesteuerte Prozessautomatisierung, d.R.), antrainierten Regeln und einer Datenstrategie mit einer gewissen Entscheidungskompetenz ausstatten - kontrolliert vom Menschen", ist Tobias Keser, stellvertretender Leiter des Geschäftsbereichs Banking bei Sopra Steria, überzeugt.

Keser warnt allerdings davor, hier technologisch allzu einseitig zu agieren. In einer Mitteilung betont er: "Um Erträge mit Automatisierung zu erzielen, ist es wichtig, die Disziplinen Data Analytics, RPA und Künstliche Intelligenz zusammen einzusetzen."

Dass Kunden künftig komplett digital und robotergesteuert mit ihrer Bank zusammenarbeiten, sehen die meisten Teilnehmer der Umfrage allerdings nicht. Nur 38 Prozent glauben, dass künftig immer mehr Kunden komplett automatisierte digitale Beratungsangebote nachfragen.  

Ein Teil der befragten Entscheider ist in dieser Richtung aber bereits unterwegs. Die Studie verweist hier unter anderem auf Projekte zum Bau von Ökosystemen für die Baufinanzierung, wie sie derzeit etwa bei Münchener Hyp, Pilotbank auf der Kreditplattform Interhyp, und bei der Sparda-Bank Baden-Württemberg in Kooperation mit der Hypoport-Tochter Eurospace laufen.

"Beide Plattformen arbeiten an einem digitalisierten und automatisierten Prozess für Immobilienkredite, der nicht nur den Antrag, sondern auch die Kreditentscheidung einschließt", heißt es.

Kreditautomatisierung für Firmenkunden

Der Studie zufolge werden Ökosysteme dabei nicht unbedingt autark entwickelt, als Standalone-Lösungen. Banken würden sich "verstärkt mit industrialisierten Geschäftsprozessen und Expertise in die Ökosysteme ihrer Kunden integrieren" - immerhin 45 Prozent der befragten Institute hätten eigene Abläufe und Produkte bereits an die Prozesse von Firmenkunden angebunden, zumeist mit dem Ziel der Kreditautomatisierung (74 Prozent).

Dass Kunden eines Tages generell rein digital mit ihrer Bank zusammenarbeiten und sich allein von Robotern beraten lassen würden, sehen die meisten Teilnehmer der Umfrage aktuell allerdings nicht: Nur 38 Prozent von ihnen können sich ein solches Szenario vorstellen.

Für den "Branchenkompass Banking 2021" wurden 100 Fach- und Führungskräfte von Banken mit Bilanzsummen von mehr als 500 Mio. Euro befragt, darunter Ulrich Scheer, CFO der Münchener Hypothekenbank, Olaf Zeitnitz, Gründer und Geschäftsführer von Visualvest, und der geschäftsführende Gesellschafter der Merkur Privatbank, Marcus Lingel.

Durchgeführt wurden die Interviews im Juli und August vergangenen Jahres von Moweb Research, Auftraggeber waren Sopra Steria und das FAZ-Institut.

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