EZB-Chefökonom sieht keine Notwendigkeit für Inflationsängste in der Eurozone

Laut Philip Lane geht die Europäische Zentralbank (EZB) davon aus, dass die Inflation im Laufe dieses Jahres nachlassen wird und sich spätestens 2024 unterhalb der Zielmarke von zwei Prozent stabilisiert.
Die Europäischen Zentralbank und die Frankfurter Skyline | Foto: picture alliance / greatif | Florian Gaul
Die Europäischen Zentralbank und die Frankfurter Skyline | Foto: picture alliance / greatif | Florian Gaul
Reuters

EZB-Chefvolkswirt Philip Lane dämpft die Sorge vor einer länger anhaltenden hohen Inflation in der Eurozone. "Wir sehen kein Verhalten, das darauf hindeutet, dass die Inflation mittelfristig über unserem Ziel bleiben wird", sagte Lane der italienischen Tageszeitung "Il Sole 24 Ore". "Wir wussten, dass wir Ende 2021 eine Konzentration des Preisdrucks haben würden, insbesondere angesichts des starken Anstiegs der Energiepreise. Aber das Narrativ bleibt unverändert."

Die Inflation im Euroraum ist im Dezember überraschend auf ein erneutes Rekordhoch gestiegen. Waren und Dienstleistungen kosteten durchschnittlich 5,0 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, angetrieben von teurer Energie. Das ist der höchste Wert seit Beginn der Statistik 1997.

Mittelfristig: 2,0 Prozent

Im November hatte die Teuerungsrate bei 4,9 Prozent gelegen. Sie liegt damit weit mehr als doppelt so hoch wie das Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB). Die Notenbank peilt mittelfristig eine Rate von 2,0 Prozent als optimalen Wert für die Wirtschaft an.

Lane zufolge geht die EZB davon aus, dass die Inflation im Laufe dieses Jahres nachlassen wird. 2023 und 2024 werde sie sich dann unterhalb der Zielmarke von zwei Prozent stabilisieren. Wegen der starken Teuerung fordern manche Ökonomen zu einer Abkehr von der extrem lockeren Geldpolitik auf.

PEPP-Ende und APP-Brücke

Der EZB-Rat hatte im Dezember zwar das Ende der Anleihen-Zukäufe über das 1,85 Billionen Euro schwere Pandemie-Notprogramm PEPP ab dem Frühjahr beschlossen. Fällige Tilgungsbeträge sollen jedoch noch bis mindestens Ende 2024 reinvestiert werden.

Damit die Finanzmärkte nach dem Auslaufen der PEPP-Zukäufe ab April 2022 nicht auf dem Trockenen sitzen, schafft die EZB zudem eine flexible Brücke über das kleinere Anleihenprogramm namens APP. Dessen Ende, das als eine Voraussetzung für eine Zinswende gilt, ließen die Währungshüter aber bewusst offen. EZB-Chefin Christine Lagarde ließ durchblicken, dass die Nullzinspolitik auch im Jahr 2022 fortgesetzt werden soll

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