So setzt die Commerzbank Datenanalysen fürs Risikomanagement ein

Big-Data-Chef Dominik Schmidt-Kiefer stellte auf einem Branchentreff verschiedene KI-Projekte vor. Dabei ist ihm aber wichtig: Die Technik soll die "wertvolle Ressource Mensch" nicht überfordern.
Foto: Handelsblatt
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Über den digitalen Umbau der Commerzbank dürften wenige so gut Bescheid wissen wie Dominik Schmidt-Kiefer. Das Institut machte ihn im vergangenen Jahr zum Head of Big Data and Advanced Analytics - setzte ihn damit an eine der zentralen Schaltstellen.

Schmidt-Kiefer ist auf operativer Seite dafür zuständig, Daten innerhalb und außerhalb der Bank zu sammeln, auszuwerten und dann möglichst passgenau an seine Kollegen in den einzelnen Abteilungen auszuspielen. Das soll dem Risikomanagement dienen und dazu beitragen, die Cost-Income-Ratio zu verbessern, wie er heute bei der Handelsblatt-Tagung Banktech sagte. "Bis jetzt funktioniert es, wir sind erfolgreich unterwegs", bekannte er.

Um den Teilnehmern einen Eindruck zu vermitteln, wie er und sein Team vorgehen, hatte er vier Beispiele aus dem Kreditumfeld mitgebracht.

Alle Arbeiten, betonte er, konzentrierten sich darauf, per Künstlicher Intelligenz in den Prozessen effizienter und zugleich effektiver zu werden - ohne jedoch die Kreditentscheider zu überfordern. "Wir wollen die wertvolle Ressource Mensch mit Daten versorgen, aber nicht zuschütten", so Schmidt-Kiefer. Seine Beispiele:

  • Firmenkunden-Kredite. Schmidt-Kiefer entwickelte mit seinem Team u.a. eine Art Presseschau, die aus weltweit rund 9.000 Quellen kreditkritische Informationen zu Unternehmen herausfiltert, genannt Press4Today. Die Informationen werden ihm zufolge maßgeschneidert an die zuständigen Mitarbeiter ausgeliefert. Dazu stellte er den Service Payment Signals vor: Auf Basis der Zahlungsbewegungen aus den vergangenen zwei Jahre erstellt das Tool für einzelne Unternehmen Prognosen zur Zukunft. Sobald es in den laufenden Daten dann zu Abweichungen kommt, reagiert die KI - sodass der zuständige Kreditkollege unmittelbar aktiv werden kann.
  • Privatkunden-Kredite. Bei Privatkunden kommt die KI unter anderem dann zum Einsatz, wenn sie ihr Konto überziehen. Die KI sei aber so eingestellt, dass sie jene Kunden, die erfahrungsgemäß von allein wieder aus dem Minus finden, in Ruhe gelassen werden. "Die meisten Kunden heilen sich selbst, man muss ihnen ja nicht extra auflauern", sagte Schmidt-Kiefer. Im regulären Kreditgeschäft - im Fall von Neuanträgen - kommen er und sein Team ebenfalls zum Zug: Stimmten die Kunden zu, wertet die Commerzbank-KI die Kontobewegungen aus und zeigt in Bruchteilen von Sekunden, wie viel Kredit sie sich leisten könnten, so Schmidt-Kiefer. Auch Konten, die bei anderen Banken verwaltet werden, lassen sich laut Schmidt-Kiefer mit einbinden - über die PSD2-Schnittstelle.

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