Bankenverband fordert in Sachen Nachhaltigkeit mehr Tempo von der Politik

Es müsse mehr Planungssicherheit und Klarheit herrschen, was nachhaltig ist und was nicht. Laut einer Umfrage wachsen die Auswirkungen des Klimawandels auf die Kreditinstitute.
Der Nachhaltigkeitsbeauftragte des BdB, Torsten Jäger | Foto: BdB
Der Nachhaltigkeitsbeauftragte des BdB, Torsten Jäger | Foto: BdB
Von Daniel Rohrig

Der Bankenverband (BdB) fordert sowohl von der deutschen als auch von der europäischen Politik ein höheres Tempo bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien. "Es muss mehr Planungssicherheit her", sagte der Leiter Nachhaltigkeit des BdB, Torsten Jäger, auf einer Pressekonferenz zur Vorstellung des aktuellen Sustainable-Finance-Berichts.

Bislang noch keine klaren Aussagen im Koalitionsvertrag

Der Hauptgeschäftsführer des BdB, Christian Ossig, lobte in Sachen Nachhaltigkeit ausdrücklich die EU für das bislang Erreichte. Die Union habe viele Initiativen angestoßen, um den Umbau der Wirtschaft in Richtung mehr Klimaschutz über den Finanzsektor zu steuern. "Diese Rolle muss sich auch im Koalitionsvertrag der kommenden Regierung widerspiegeln", forderte Ossig. Bislang seien in dieser Frage noch keine klaren Ergebnisse ans Licht gekommen.

Ausdrücklich forderte Ossig einen angemessenen CO2-Preis und einen "passenden ordnungspolitischen Rahmen". In Europa seien 70 Prozent der Investitionen kreditfinanziert. Mit Investitionen von geschätzten 350 Mrd. Euro pro Jahr, die für den nachhaltigen Umbau der Wirtschaft notwendig werden, geht es ohne die Banken einfach nicht“, machte Jäger indes deutlich.

EU-Green-Asset-Ratio ist noch nicht ausgreift genug

Die von der EU geplante Green-Asset-Ratio beispielsweise sei derzeit immer noch nicht ausgereift genug." Für erst zwei von sechs definierten Nachhaltigkeitskriterien liegt bislang eine Definition vor", moniert der Nachhaltigkeitsbeauftragte. Dieses Instrument soll zukünftig zeigen, wie viel eine Bank klimafreundlichen Unternehmen und Projekten leiht.

"Es muss sowohl auf deutscher als auch auf europäischer Ebene möglichst bald Klarheit darüber herrschen, was nachhaltig ist und was nicht." Vor allem, so Jäger, müsse im Umkehrschluss auch definiert werden, welche Bereiche als nicht transformierbar gelten.

Mittlerweile betonen laut einer aktuellen Umfrage des Verbands unter den Kreditinstituten 80 Prozent der Banken, dass sich der Klimawandel bereits heute auf ihr Institut und ihr Geschäft auswirkt. "Vor einem Jahr sahen 60 Prozent noch keine relevanten Konsequenzen für ihre Bank“, so Jäger.

Große Unterschiede zwischen kleinen und großen Instituten

Dabei gibt es allerdings, wie die Befragung zeigt, noch Unterschiede zwischen kleinen und großen Kreditinstituten. Während bei Kundengesprächen großer Banken in 75 Prozent der Gespräche das Thema Nachhaltigkeit eine Rolle spielt, sind es bei bei kleinen Instituten derzeit noch 38 Prozent. 70 Prozent der großen Banken bieten nachhaltige Kreditprodukte an, aber nur 19% der kleinen Häuser. "Das wird sich aber zeitnah angleichen", ist sich Jäger sicher.

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