Isabel Schnabel will sich nicht zu schnell aus der Reserve locken lassen

Die Inflationsrate steigt. Trotzdem sollten Banken und Sparkassen nicht auf ein baldiges Ende der ultralockeren Geldpolitik hoffen. Dies stellt die EZB-Direktorin auf einer Veranstaltung klar.
Isabel Schnabel, Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank | Foto: picture alliance/dpa | Bernd von Jutrczenka
Isabel Schnabel, Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank | Foto: picture alliance/dpa | Bernd von Jutrczenka
reuters

Trotz erhöhter Inflation sollte sich die EZB laut Notenbankdirektorin Isabel Schnabel geldpolitisch nicht zu früh aus der Reserve locken lassen. Eine verfrühte Straffung wäre aus ihrer Sicht "Gift für den derzeitigen Aufschwung", erklärte die deutsche Ökonomin am Montag anlässlich des Baden-Badener Unternehmergesprächs.

Die EZB strebe an, dass sich die Teuerungsrate dauerhaft bei zwei Prozent einpendelt, um den Weg aus dem Niedrigzinsumfeld nachhaltig zu ebnen. "Diese Bedingung ist zum jetzigen Zeitpunkt trotz der aktuell recht hohen Inflationsraten noch nicht erfüllt", sagte Schnabel.

Im August lag die Jahresteuerung im Euroraum bei drei Prozent. Es sei ihr ein Anliegen, den Menschen die Sorge zu nehmen, dass die Inflation dauerhaft zu hoch bleiben oder sogar unkontrolliert in die Höhe schießen werde, betonte Schnabel: "Aller Voraussicht nach wird sich die Inflation im kommenden Jahr wieder spürbar abschwächen."

Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hatte jüngst gemahnt, die Gefahr einer zu hohen Inflation nicht aus den Augen zu verlieren. Angebotsengpässe könnten zusätzliche Preisschübe auslösen. Österreichs Notenbankchef Robert Holzmann erklärte unlängst, die EZB könne womöglich schneller aus ihrer jahrelangen ultralockeren Geldpolitik aussteigen als von vielen derzeit gedacht. Ein nachhaltiger Anstieg der Inflation und der Inflationserwartungen in Richtung des EZB-Ziels sei wünschenswert.

Barometer für Teuerungserwartungen ist gestiegen

Das Barometer für die langfristigen Inflationserwartungen in der Euro-Zone ist zuletzt gestiegen. Der sogenannte Five-Year-Five-Year-Forward erreichte am Montag zeitweise 1,8207 Prozent und damit den höchsten Stand seit Mitte 2015. Dies bedeutet, dass Investoren an den Finanzmärkten für die Zukunft im Zeitraum zwischen 2026 und 2031 durchschnittlich eine Teuerungsrate von etwas mehr als 1,8 Prozent erwarten.

Schnabel verwies darauf, dass Finanzmarktteilnehmer noch kurz vor Ausbruch der Pandemie langfristig nur eine Inflationsrate im Euroraum von etwa 1,3 Prozent erwartet hatten.

Die Ökonomen der EZB gehen in ihrer jüngsten Prognose davon aus, dass die Inflationsrate dieses Jahr 2,2 Prozent erreichen wird. Für 2022 erwarten sie 1,7 Prozent und für 2023 einen weiteren Rückgang auf 1,5 Prozent.

Die EZB hat angesichts der Konjunkturerholung im Euro-Raum beschlossen, das Tempo ihrer großangelegten Notfall-Anleihenkäufe moderat zu verringern. Den Leitzins beließ sie auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent. Dort liegt er bereits seit März 2016. 

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