Corona-Krise trifft kleine Firmen besonders hart

Warum Banken und Sparkassen bislang von großen Kreditausfällen verschont geblieben sind: KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib liefert mit einer neuen Analyse dafür eine Erklärung.
Fritzi Köhler-Geib, KfW-Chefsvolkswirtin | Foto: KfW
Fritzi Köhler-Geib, KfW-Chefsvolkswirtin | Foto: KfW
Reuters, Tamara Weise

Kleine Unternehmen sind laut einer Studie der staatlichen Förderbank KfW schlechter durch die Corona-Krise gekommen als mittelgroße Mittelständer. Betriebe mit unter fünf Beschäftigten leiden am häufigsten an den Krisenfolgen, wie aus neu veröffentlichten Studie hervorgeht.

Demnach mussten im Mai 41 Prozent von ihnen nach wie vor Umsatzeinbußen hinnehmen, 24 Prozent berichteten von einer niedrigeren Eigenkapitalquote.

"Auch wenn Krisen immer anders sind, so lassen sich doch einige unsere Erkenntnisse aus der aktuellen Corona-Krise auf andere Krisen übertragen. Dies gilt etwa hinsichtlich der höheren Verletzlichkeit kleiner Unternehmen", erläuterte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. "Sie haben aufgrund ihrer geringeren Unternehmensgröße grundsätzlich weniger Möglichkeiten, ausreichend große Reserven für die Überwindung von Krisen aufzubauen."

Dass es vor allem die kleinen Betriebe sind, die von den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie am heftigsten getroffen wurden, größere aber verschont blieben, könnte auch eine Erklärung dafür sein, dass bislang die meisten Banken und Sparkassen angaben, dass sie kaum Kreditausfälle in größerem Umfang verzeichnen.

Sparkasse Saarbrücken hat 2020 Corona-Folgen noch nicht gespürt

"Kreditengagements sind bei uns keine anonymen Kontonummern und Risikoprofile", sagt Peter Hanker 

Auslandsaktive Mittelständler hätten sowohl bezüglich der Umsatzeinbußen als auch bei der Entwicklung der Eigenkapitalquote die Pandemie-Phase schlechter überstanden als ausschließlich in Deutschland tätige Unternehmen. Die Gründe hierfür dürften laut KfW im Einbruch der Weltkonjunktur sowie in Beeinträchtigungen der Lieferketten liegen.

Die KfW-Chefökonomin geht allerdings davon aus, dass sich die Lieferengpässe in den nächsten Monaten abschwächen und sie dann letztlich verschwinden werden. Die Stimmungsindikatoren zeigten, dass auch die Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe den Materialmangel eher als eine "temporäre Schwierigkeit" einschätzten.

Auch der Präsident des Industrieverbands BDI, Siegfried Russwurm, zeigte sich jüngst überzeugt, "dass sich der Knoten lösen wird". Bis zum Jahresende könne die Wirtschaft ihr Vorkrisenniveau wieder erreichen.

Staatliche Hilfen zeigen Wirkung

Bei der Überwindung der Krise hätten staatliche Hilfsangebote wie Zuschüsse und Kredite mit Haftungsfreistellungen einen großen Beitrag geleistet, sagte die KfW-Chefvolkswirtin.

Die Virus-Krise habe vermutlich auch einige Übernahmen befördert, so Köhler-Geib. Die staatlichen Unterstützungsangebote hätten aber dazu beigetragen, dass sich dies in Grenzen hielt. "Wir sehen meistens, dass in Wirtschaftssystemen wie den USA, wo weniger Unterstützung für kleinere Unternehmen geleistet wird, es hier zu viel stärkeren Effekten kommt in Krisen."

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