Deutscher Private-Equity-Markt hat sich im zweiten Halbjahr 2020 erholt

In der zweiten Jahreshälfte tätigten Finanzinvestoren hierzulande 127 Transaktionen. Das aggregierte Volumen im Gesamtjahr übertraf mit 34,6 Milliarden Euro den Vorjahreswert, zeigt eine EY-Studie.
Sandra Krusch, Leiterin Private Equity für Deutschland, Österreich und die Schweiz bei EY | Foto: EY
Sandra Krusch, Leiterin Private Equity für Deutschland, Österreich und die Schweiz bei EY | Foto: EY

Der deutsche Private-Equity-Markt hat den Corona-Schock nach Ansicht der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY) überwunden. Im zweiten Halbjahr 2020 investierten Finanzinvestoren wieder häufiger, nachdem die Anzahl der Private-Equity-Transaktionen im ersten Halbjahr deutlich zurückgegangen war. Demnach tätigten Private-Equity-Investoren im zweiten Halbjahr 127 Transaktionen - das waren 33 mehr als im ersten Halbjahr, belegt eine EY-Studie.

"Die Corona-Pandemie hat den Private-Equity-Markt im ersten Halbjahr ausgebremst. Auch die Finanzinvestoren mussten mit einer Situation umgehen, die bisher einzigartig ist. Deswegen haben sie sich zunächst zurückgehalten und geplante Deals auf Eis gelegt", kommentierte Sandra Krusch, EY-Partnerin und Leiterin Private Equity für Deutschland, Österreich und die Schweiz, die Zahlen in einer Mitteilung.

"Im zweiten Halbjahr haben sich die Private-Equity-Häuser aber schnell von dem Schock erholt: Die Transaktionen nahmen wieder Fahrt auf und liegen erneut auf einem hohen Niveau", sagt Krusch weiter.

Auf das Gesamtjahr gesehen ging die Anzahl verglichen mit 2019 von 225 auf 221 Transaktionen zurück. Mit 57 Transaktionen wurden die meisten Private-Equity (PE)-Deals in der Informationstechnologie durchgeführt, gefolgt von 40 gezeichneten Transaktionen im Industriesektor.

Gesamtvolumen der Transaktionen in 2020 über Vorjahreswert

Das zweite Halbjahr blieb mit einem aggregierten Volumen der Transaktionen in Höhe von 10,4 Mrd. Euro sowohl hinter der ersten Jahreshälfte als auch dem Vorjahreszeitraum zurück.

Der aggregierte Transaktionswert im Gesamtjahr 2020 übertraf mit 34,6 Mrd. Euro allerdings den Wert des Vorjahres in Höhe von 32,2 Mrd. Euro. Das lag nach Ansicht der Berater vor allem am ersten Halbjahr und dem Verkauf der Aufzugssparte von Thyssenkrupp für 17,2 Mrd. Euro - der bislang größte "Buyout" überhaupt in Deutschland.

Die Übernahme von Deutsche Glasfaser durch das schwedische Private-Equity-Haus EQT und den kanadischen Pensionsfonds OMERS war die zweitgrößte PE-Transaktion mit einem Volumen von 2,8 Mrd. Euro, gefolgt vom Kauf der Flender Holding durch The Carlyle Group mit einer Summe von 2,0 Mrd. Euro.

Strategische Investoren wesentlich verhaltener

Deutlich zurückhaltender als Private-Equity-Häuser zeigten sich 2020 strategische Investoren: Sie tätigten im Gesamtjahr nur 425 Deals - das waren 25 Prozent weniger als im Vorjahr und entspricht dem niedrigsten Wert seit 2010.

"Unternehmen mussten sich 2020 angesichts der Pandemie zunächst mal darauf konzentrieren, das eigene Haus aufzuräumen und die Finanzen in Ordnung zu halten", kommentierte Wolfgang Taudte, Partner bei EY in der Mitteilung. "Viele befanden sich selbst auf der Verkäuferseite, weil sie Unternehmensteile, die nicht zum Portfolio passen, abstoßen wollten. Für strategische Investitionen blieb da relativ wenig Raum."

Entsprechend fanden Private-Equity-Häuser auf Seiten der strategischen Investoren auch weniger Abnehmer: Es kamen 46 sogenannte Exits - also Verkäufe von Finanzinvestoren an strategische Investoren - zustande. Im Vorjahr wurden 53 Exits durchgeführt.

Ausblick trotz anhaltendem Lockdown positiv

"Wir sehen wieder deutlich mehr Aktivität im Markt. Die Private-Equity-Häuser können die Auswirkungen der Pandemie auf ihr Portfolio inzwischen besser einschätzen und gegebenenfalls gegensteuern. Es gibt nach wie vor viel Anlagekapital im Markt, weshalb die Finanzinvestoren wieder vermehrt Transaktionen in Angriff nehmen", erwartet Taudte.

Taudte rechne nicht damit, dass der aktuelle Lockdown in Deutschland den Private Equity-Markt wesentlich beeinflussen wird: "Alle Marktteilnehmer haben gelernt, mit der Situation umzugehen."

"Finanzinvestoren schauen sich weiter nach attraktiven, zukunftsorientierten Übernahmeobjekten um", ergänzt EY-Partnerin Krusch. Insbesondere Technologieunternehmen oder moderne Industrieunternehmen stünden daher im Fokus der PE-Investoren, da sie auch jetzt in Pandemiezeiten einen stabilen Cashflow ausweisen - und meist mit einer prognostizierbaren positiven Entwicklung Sicherheit für Investoren böten, so Krusch.

Jetzt teilen

Zum Newsletter anmelden

Bleiben Sie mit unserem Newsletter immer auf dem aktuellen Stand der Entwicklungen Ihrer Branche.

Newsletter-Bedingungen

Die jüngsten FinanzBusiness-Artikel

Die GLS Bank ist bislang die einzige Bank, die Debitkarten aus Holz standardmäßig ausgibt. | Foto: GLS Bank

Zweifel an Nachhaltigkeit der neuen Genossen-Holzkarte

Für Abonnenten

Lesen Sie auch