Mehr als die Hälfte privater Haushalte plant, Ausgaben trotz Corona konstant zu halten

Bei der erwarteten Einkommensentwicklung zeichnet sich ein heterogenes Bild ab. Unter anderem rechnet mehr als die Hälfte der Haushalte mit einem deutlichen Anstieg ihres Nettoeinkommens.
Die Nettoeinkommen der Privathaushalte werden durch Corona mehrheitlich beinträchtigt. | Foto: picture alliance/Fotostand
Die Nettoeinkommen der Privathaushalte werden durch Corona mehrheitlich beinträchtigt. | Foto: picture alliance/Fotostand

Die Corona-Pandemie hat - wie erwartet - die finanzielle Lage der Privathaushalte mehrheitlich beeinträchtigt. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Online-Befragung der Bundesbank mit 2000 Privatpersonen, die zu den Erwartungen privater Haushalte seit April 2020 monatlich durchgeführt wird.

Demnach verzeichneten im Schnitt mehr als 40 Prozent der Befragten Einkommenseinbußen oder sonstige finanzielle Verluste aufgrund der Corona-Pandemie beziehungsweise der damit verbundenen Maßnahmen. Die Auswirkung auf das Nettoeinkommen dürfte sich aber nur bedingt auf das Konsumverhalten übertragen - die Mehrheit der Befragten plane, in den nächsten Monaten ihre Ausgaben konstant zu halten.

Einkommenseinbußen betreffen vor allem Erwerbspersonen

Bei den Einkommenseinbußen waren Erwerbspersonen mit einem Anteil von 46 Prozent bisher stärker betroffen als Nichterwerbspersonen. Innerhalb der Nichterwerbspersonen-Gruppe, die hauptsächlich Rentner und Pensionäre umfasst, gaben lediglich 28 Prozent Einkommenseinbußen an.

Haushalte planen weniger Ausgaben für Reisen und Urlaub

Ausgabenseitig plant die Mehrheit der Befragten, in den kommenden zwölf Monaten genauso viel auszugeben wie in den vorangegangen zwölf Monaten. Verglichen mit Mai 2019 ist jedoch der Anteil derer gesunken, die angeben, mehr ausgeben zu wollen.

Demgegenüber ist der Anteil der Befragten, die geringere Ausgaben planen, für mehrere Ausgabenkategorien gestiegen. Dies betrifft vor allem die Kategorien Freizeitaktivitäten sowie Reisen und Urlaub.

Inflationserwartungen: Theorie und Praxis klaffen auseinander

Die geringere Ausgabenbereitschaft sei dabei auf pandemiebedingte Einkommensverluste sowie höhere Inflationserwartungen zurückzuführen, analysiert die Bundesbank.

Befragte, die mit Einkommenseinbußen rechnen, beabsichtigen eher, weniger für Gebrauchsgüter und Freizeitaktivitäten auszugeben. Auch diejenigen, die einen Inflationsanstieg erwarten, wollen ihre Ausgaben für Gebrauchsgüter zurückfahren.

Interessant dabei: Dies widerspricht laut Bundesbank einer gängigen Wirtschaftstheorie. Diese besagt, dass diejenigen, die von einer höheren Inflation ausgehen, mehr für Gebrauchsgüter ausgeben, um sich vor dem Anstieg der Inflation zu schützen.

Erwartungen zur Einkommensentwicklung sehr heterogen

Die Befragten rechnen laut Studie damit, dass ihr monatliches Nettoeinkommen in den kommenden zwölf Monaten im Schnitt um monatlich 64 Euro sinken wird. Dabei sei jedoch zu beachten, dass die Einkommenserwartungen äußerst unterschiedlich ausfallen, so die Bundesbank: 40 Prozent gingen davon aus, dass ihr Einkommen um durchschnittlich mehr als 500 Euro pro Monat sinken werde. 8 Prozent erwarten keinerlei Veränderung.

Es gibt jedoch auch Optimisten unter den Befragten: 52 Prozent rechnen mit einem Anstieg um durchschnittlich etwa 290 Euro. Bei der letzten Gruppe handelt es sich vor allem um Angestellte sowie Rentner und Pensionäre, die davon ausgehen, dass sie ihre Arbeitsstelle behalten beziehungsweise ihre Rente oder Pension weiter beziehen können, und um Studierende, die Aussicht auf eine Beschäftigung haben dürften.

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