EZB plant keine schnelle Einführung des E-Euro

EZB-Direktor Mersch spricht bei einer Online-Konferenz über das Für und Wider einer digitalen Zentralbankwährung und will keinen "Modetrends" folgen.
Foto: Picture-Alliance / AP Photo
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Yves Mersch sieht derzeit keinen "konkreten Business-Case" für eine digitale Zentralbankwährung. Das sagte der EZB-Direktor am 11. Mai in einer Rede bei der Online-Konferenz Consensus 2020.

"Eine kürzlich von der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich unter 66 Zentralbanken durchgeführte Umfrage zeigt, dass mehr als 80 Prozent an Central Bank Digital Currencies (CBDCs) arbeiten", so Mersch. Die Europäische Zentralbank (EZB) sei eine davon.

Bereit für Innovationen

Damit folge die Zentralbank keinen "Modetrends", wie Mersch betont, sondern mache sich bereit für finanztechnische Innovationen. Besonders eilig hat es die EZB dabei allerdings nicht.

"Während elektronische Zahlungen in einigen Ländern, deren Währungen weniger attraktiv als der Euro zu sein scheinen, die Verwendung von Bargeld bereits verdrängen, gibt es im Euroraum keinen solchen Trend weg vom Bargeld", so Mersch.

Trotzdem hat sich die EZB viele Gedanken dazu gemacht, wie eine solche Digitalwährung aussehen könnte.

Dabei will man sich auf den Privatkundenbereich konzentrieren. "Ein CBDC im Großkundenbereich, der auf eine begrenzte Gruppe von finanziellen Gegenparteien beschränkt wäre, wäre weitgehend business as usual. Ein CBDC für Privatkunden, der für alle zugänglich ist, würde jedoch das Spiel verändern", so Mersch.

Es gebe aber noch viele offene Fragen, etwa ob das "ausschließliche Recht der EZB, die Ausgabe in Euro zu genehmigen, auch für eine digitale Ausgabe" gelte. Zudem müsse man darüber nachdenken, ob und wie Intermediäre zur Erleichterung des Umlaufs eines CBDC eingeschaltet werden könnten. "Inwieweit ist es uns gestattet, öffentlich-rechtliche Aufgaben an private Unternehmen auszulagern? Und was wäre der angemessene Umfang der Aufsicht über solche Einheiten?", fragt Mersch.

Man werde nur dann eine digitale Währung einführen, wenn die EZB fest davon überzeugt sei, "dass sie sowohl notwendig als auch verhältnismäßig ist, um unsere Aufgaben bei der Gewährleistung der Stabilität unserer Währung zu erfüllen".

Deutsche Kreditwirtschaft ist bei CBDC skeptisch

Auch die deutschen Banken hatten sich im April gegen eine schnelle Einführung von digitalem Zentralbankgeld ausgesprochen.

"Gegenwärtig besteht aus Sicht der DK keine Notwendigkeit, die Einführung von CBDC im Euroraum mit Vorrang in Angriff zu nehmen." Zwar könnten CBDC grundsätzlich die Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit des Zahlungsverkehrssystems erhöhen, "insbesondere, wenn weniger Bargeld verwendet wird und der private elektronische Zahlungsverkehr nicht effizient und wettbewerbsfähig ist", heißt es in der Stellungnahme der Deutschen Kreditwirtschaft (DK) vom 15. April 2020.

Zudem könnten CBDC die staatliche Souveränität "in einem Umfeld sichern, in dem globalagierende privatwirtschaftliche Zahlungsdienstleister zunehmend dominieren". Gemeint sind damit private Initiativen wie die von Facebook geplante Einführung der Digitalwährung Libra. Jedoch könnten CBDC auch die Flexibilität der Banken bei der Kreditvergabe im Konjunkturzyklus erheblich einschränken, wenn sie Guthaben bei den Geschäftsbanken ganz oder teilweise ersetzten, meint die DK.

Entsprechende Gefahren für die Finanzstabilität und mögliche Einschränkungen im Kreditangebot der Banken und Sparkassen müssten weiter erforscht werden. Außerdem gebe es weiterhin keinen ausreichenden Zusatznutzen für die Bürgerinnen und Bürger.

Die Bundesbank sieht die Einführung eines E-Euros der Zentralbanken ebenfalls noch in weiter Ferne.

BDB sieht digitales Zentralbankgeld nicht auf Sicht der nächsten fünf Jahre

Der Branchenverband Bitkom dagegen warnt vor der Gefahr, dass Europa bei Digitalwährungen weltweit abgehängt werden könnte.

Bitkom erteilt Nachhilfe zum digitalen Euro auf der Blockchain

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