Streit um N26-Betriebsrat eskaliert

Neue Wendungen im Streit um die Betriebsratswahlen bei N26: Das Fintech geht erneut gegen eine geplante Wahlveranstaltung vor. Die Initiatoren wiederholen ihren Trick vom Vortag. Dann kommt sogar die Polizei.
N26-Gründer Valentin Stalf (l.) und Maximilian Tayenthal | Foto: Mike WOlff, TSP
N26-Gründer Valentin Stalf (l.) und Maximilian Tayenthal | Foto: Mike WOlff, TSP

In der Online-Bank N26 schaukelt sich das Gezerre um die Betriebsratswahlen zunehmend hoch. Das Management ging erneut mit einer einstweiligen Verfügung gegen ein geplantes Treffen ihrer Mitarbeiter zur Gründung eines Betriebsrats vor.

Diesmal sollen die Mitarbeiter der N26 GmbH einen Wahlvorstand bestimmen, gestern wurde bereits ein entsprechendes Gremium für die N26 Ops GmbH gewählt.

Doch auch am Freitag (14. August) wehrte sich das Management gegen die geplante Wahl. "N26 hat eine weitere einstweilige Verfügung beantragt, um die heutige Wahl des Wahlausschusses für die N26 GmbH zu verhindern, diesmal gegen die Gewerkschaft Verdi.", heißt es in einem Tweet der Initiatoren von 10:06 Uhr.

"Damit hat die IG Metall den Vorsitz der heutigen Sitzung übernommen. Sie wird am gleichen Ort stattfinden, allerdings zeitlich verschoben, so dass die Leute es schaffen können", so die Initiatoren weiter. Ab 10:30 Uhr trafen sich dann die Mitarbeiter der N26 GmbH leicht verspätet.

Die zweite Wahl in zwei Tagen

Bereits am Donnerstag (13. August) hatten die Initiatoren sich des Tricks mit dem kurzfristigen Veranstalterwechsel bedienen müssen, um das Treffen wie geplant abhalten zu können, weil N26 auch dagegen gerichtlich vorgegangen war. Rund 50 Mitarbeiter der N26 Ops GmbH bestimmten daraufhin den Wahlvorstand, der nun dafür sorgen soll, dass ein Betriebsrat gegründet wird.

N26-Beriebsratswahlen finden doch statt

Bei N26 stößt man sich offiziell weiterhin an dem angeblich mangelnden Sicherheits- und Hygeniekonzept für das Treffen. Zudem seien in Berlin aufgrund der Covid19-Pandemie Veranstaltungen mit über 500 Menschen grundsätzlich verboten.

Zu der Wahl am Freitag (14. August) wurden aber rund 580 Mitarbeiter der N26 GmbH eingeladen. Die Gewerkschaften sahen diesen Punkt im Vorfeld gelassen - da erfahrungsgemäß nicht alle Eingeladenen auch zu den Treffen kommen.

Die Argumentation mit dem mangelnden Corona-Hygenie-Konzept hält man dort weiterhin für absurd. "Es geht darum, die Betriebsratswahl zu sabotieren", sagte Oliver Hauser, Gewerkschaftssekretär bei Verdi im Gespräch mit FinanzBusiness.

Dazu passt wohl auch, dass bei dem heutigen Treffen die Polizei vorbeischaute. "Jemand hat die Polizei gerufen, um die Sicherheitsmaßnahmen des Treffens zu überprüfen", hieß es auf dem Twitter-Acount der Initiatoren. "Sie haben kein Problem festgestellt und die Räumlichkeiten verlassen."

Der Druck bei N26 steigt

Die beiden Wahlen werden aber voraussichtlich einer erneuten gerichtlichen Überprüfung standhalten müssen. Käme das Berliner Landgericht im Nachhinein zu dem Schluss, dass sie unrechtmäßig stattgefunden haben, müssten sie eventuell wiederholt werden.

Das Fintech geht nun offensiv mit einer eigenen Version für "globale und moderne" Mitarbeiterbestimmung auf die Mitarbeiter zu. Das Employee Representation Board soll im Zweifel neben dem Betriebsrat existieren und könnte mit diesem zusammenarbeiten, stellte N26 in Aussicht.

Am Donnerstag hatte das Unternehmen bereits zu einer Infoveranstaltung gebeten, um über diese Form der Mitbestimmung zu sprechen - zeitlich parallel zu der geplanten Bestimmung des Wahlvorstandes. Zum Treffen der Gewerkschaft waren am Donnerstag nur rund 50 der knapp 400 eingeladenen Mitarbeiter gekommen.

Betriebsrat ist kein Projekt einzelner Unzufriedener

Verdi-Mann Hauser betont aber, dass die Idee, bei N26 einen Betriebsrat zu gründen, nicht über Nacht entstanden sei. Bereits seit etwa einem Jahr arbeite man auf die Einsetzung des Wahlvorstands hin.

"Es ist keine Initiative, die nur von einer Handvoll Leute getragen wird - auch wenn nur sechs Initiatoren, den ursprünglichen Aufruf namentlich unterschrieben haben, weil für sie Kündigungsschutz besteht. Andere wollen sich da nicht aus der Deckung wagen - zumal das Vorgehen von N26 ja deutlich zeigt, dass Mitarbeiter von den Veranstaltungen ferngehalten und abgeschreckt werden sollten", so Hauser weiter. 

Hauser berichtet zudem, dass das Management derzeit Mitarbeiter zum Gespräch bitte, um gezielt auf diese einzuwirken.

Unzufrieden sind die Mitarbeiter wohl vor allem mit den als ungleich empfundenen Arbeitsbedingungen, fragwürdigen Kündigungen und intransparenten Gehältern.

N26 will jetzt deeskalieren

Bei dem Fintech klingt das weiterhin ganz anders: "Wir unterstützen ausdrücklich Mitbestimmung", betont ein Sprecher im Gespräch mit FinanzBusiness.

"Das Ergebnis der beiden Wahlen nehmen wir zur Kenntnis und werden uns im weiteren Prozess vor allem um Deeskalation bemühen."

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