UBS-Chef beklagt "sehr engstirniges Denken" über Großbanken

Sergio Ermotti kritisiert, dass Aufsicht und Politik das Entstehen großer Finanzinstitute in Europa verhindern anstatt fördern.
Sergio Ermotti bei einer Veranstaltung der UBS auf dem World Economic Forum 2024 in Davos. | Foto: picture alliance/KEYSTONE | LAURENT GILLIERON
Sergio Ermotti bei einer Veranstaltung der UBS auf dem World Economic Forum 2024 in Davos. | Foto: picture alliance/KEYSTONE | LAURENT GILLIERON

Sergio Ermotti, Chef der Schweizer Großbank UBS, hat die Politik und Aufsicht in Europa scharf kritisiert und die Behandlung von Banken im Vergleich zur amerikanischen Konkurrenz infrage gestellt. Er argumentiert, dass europäische Aufsichtsbehörden den Banken des Kontinents im Vergleich zu den USA eher Steine in den Weg legen, statt sie bei der internationalen Expansion zu unterstützen. 

”Europa hat alles getan, was es hätte tun können, um zu verhindern, dass Banken größer oder erfolgreicher werden”, sagte Ermotti in einem Podcast mit Nicolai Tangen, dem Chef von Norges Bank Investment Management, der am Mittwoch veröffentlicht wurde und von dem die ”Financial Times” berichtet. Der norwegische Staatsfonds ist hinter Blackrock der zweitgrößte Aktionär der Schweizer Bank.

Ermotti: Jedes Land will eigenen starken Player

Laut Ermotti spielen auch nationale Interessen eine Rolle in dieser Angelegenheit. Er meint, dass jedes Land in Europa seinen eigenen starken nationalen Akteur haben möchte, aber dabei die globale Marktdominanz außer Acht lasse. ”Es gibt in Europa immer noch ein sehr engstirniges Denken über große Banken”, sagte der UBS-Chef. 

Was die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS angeht - die größte Bankenfusion seit der Finanzkrise -, so sagte Ermotti, der einzige Grund, warum die UBS ihren Konkurrenten übernehmen durfte, sei die Tatsache gewesen, dass die Credit Suisse nach jahrelangen Verlusten in Konkurs gegangen war. Durch die Übernahme der Credit Suisse, bei der Anleihen im Wert von 17 Mrd. US-Dollar vernichtet wurden, wurde so der größte globale Vermögensverwalter und ein dominierender Akteur im Schweizer und europäischen Bankwesen geschaffen.

”Im Bankensektor finden alle wertschöpfenden Fusionen in Momenten des Stresses statt”, sagte Ermotti. Die US-Banken seien in ihre Position gekommen, weil sie während der Finanzkrise Wettbewerber, die kurz vor dem Scheitern standen oder bereits gescheitert waren, aufkaufen oder zusammenführen durften oder darum gebeten worden seien.

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