Fall der Silicon Valley Bank schärft den Blick auf unrealisierte Verluste

Laut einer Analyse der EZB summierten sich diese bei den 110 wichtigsten europäischen Banken netto auf 73 Mrd. Euro. Für Alarmismus sieht sie dennoch keinen Grund. 
Logo der Silicon Valley Bank. | Foto: picture alliance / NurPhoto | Jaap Arriens
Logo der Silicon Valley Bank. | Foto: picture alliance / NurPhoto | Jaap Arriens

Unrealisierte Verluste tun nicht weh - wenn sie unrealisiert bleiben. Im Falle der Silicon Valley Bank verursachten sie erhebliche Schmerzen, musste die Bank doch Anleihen zu einem Zeitpunkt verkaufen, als deren Kurse aufgrund der Zinsexplosion stark gefallen waren. Entsprechend hoch waren die tatsächlichen Verluste, das Ergebnis war ein großflächiger Abzug von Einlagen und der Crash der Bank.

Zahlen von Februar

Bei Europas Banken ist die Situation weit weniger dramatisch. Dennoch haben sich die EZB und die EU-Bankenaufsicht EBA die sogenannten unrealisierten Verluste in den Anleihebeständen der von ihr beaufsichtigen 110 Banken genauer angeschaut. 

So beliefen sich diese im Februar 2023 netto auf 73 Mrd. Euro. ”Netto” heißt in dem Fall unter Berücksichtigung von Absicherungen. 

Auch Absicherungsgeschäfte angeschaut

Gesammelt wurden Infos über den Buchwert und den beizulegenden Zeitwert dieser Portfolios. Zugleich wurden auch Absicherungsgeschäfte erfasst, sowie die Sensitivität der Anleiheportfolios gegenüber Zinsänderungen und Kreditspreads.

Wörtlich heißt es in einer Mitteilung, die von EZB bereits am Freitag versandt wurde: ”Kurzfristig würden sich Verluste nur in dem unwahrscheinlichen Fall, dass die Banken solche Wertpapiere veräußern müssten, materialisieren. Selbst unter angespannten Marktbedingungen ist es unwahrscheinlich, dass die Banken diese Anleihen endgültig verkaufen würden, statt Liquidität über andere Kanäle – etwa in Form von Repogeschäften mit einer anderen Bank oder einer Zentralbank – zu beschaffen.”

Die unrealisierten Verluste (brutto) haben sich laut EZB seit Dezember 2021 sukzessive erhöht und beliefen sich im Dezember 2022 auf rund 124 Mrd. Euro. Im gleichen Zeitraum hätten die Banken verstärkt zu Absicherungen gegriffen, um diese auszugleichen. 

EZB: Aufmerksam bleiben

”Unter Berücksichtigung der Absicherungen schien das aggregierte Zinsänderungsrisiko aus Anleihen im Februar 2023 relativ begrenzt zu sein”, heißt es von der EZB. 

Allerdings fordern die europäischen Zentralbanker die Institute auf, weiter ”aufmerksam” zu bleiben und Strategien zum Zinsänderungsrisiko zu verfolgen. Denn: Aus der Analyse gehe hervor, dass sich die unrealisierten Verluste (netto) um weitere 155 Mrd. Euro erhöhen würden, wenn das im EU-weiten Stresstest 2023 vorgegebene adverse Marktrisiko-Szenario eintreten würde. 

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