Verkauf der HCOB liegt auf Eis

Die Hamburg Commercial Bank wird aber für dieses Jahr eine Dividende ausschütten. Sie soll einem Medienbericht zufolge bei bis zu 1,5 Mrd. Euro liegen.
Haupteingang der HCOB | Foto: picture alliance
Haupteingang der HCOB | Foto: picture alliance
Anja Hall mit Material von Reuters

Die Eigentümer der Hamburg Commercial Bank (HCOB) haben einem Medienbericht zufolge ihre Pläne für einen Verkauf des Instituts auf Eis gelegt, liebäugeln aber mit einer Dividende zwischen einer Mrd. und 1,5 Mrd. Euro. Eine Veräußerung an ein anderes Geldhaus oder ein Börsengang seien wegen der drohenden Rezession und der Turbulenzen an den Börsen aktuell nicht möglich, berichtete das ”Handelsblatt” unter Berufung auf mehrere mit der Sache vertraute Personen. Die ehemalige HSH Nordbank lehnte einen Kommentar ab. In der Branche hieß es dazu: ”Im Moment kann man keine Bank verkaufen.”

Die HSH Nordbank war Ende 2018 als erste Landesbank privatisiert worden und ging für rund eine Mrd. Euro an Finanzinvestoren um Cerberus und JC Flowers. Branchenexperten gehen davon aus, dass die Investoren nach dem erfolgreichen Umbau der Bank mittelfristig ihren Ausstieg planen. Dies könnte über einen Börsengang geschehen, einen Verkauf oder ein Zusammengehen mit einer anderen Bank.

Anfang März hieß es, die Investmentbank Morgan Stanley sei beauftragt worden, bei mehreren Finanzinstituten vorzufühlen, ob diese Interesse an einer Übernahme der HCOB hätten. Dabei sei es um erste Sondierungsgespräche gegangen und noch nicht um einen formalen Verkaufsprozess.

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Erste Dividende ”seit gefühlt hundert Jahren”

Neuer HCOB-Chef ist seit Oktober der frühere Cerberus-Manager Ian Banwell. Sein Vorgänger und langjährige Bank-Chef Stefan Ermisch hatte im August für das laufende Geschäftsjahr eine Ausschüttung angekündigt. ”Wir werden eine Dividende zahlen - das erste Mal seit gefühlt 100 Jahren.” Ermisch hatte mit der Bekanntgabe der Halbjahreszahlen auch überraschend seinen Ausstieg aus der Bank angekündigt.

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Nach den ersten sechs Monaten lag die Kernkapitalquote (CET1) der HCOB bei 24,2 Prozent, was im Branchenvergleich recht hoch ist. Die HCOB hatte zu den Halbjahreszahlen erklärt: ”Künftig strebt die Bank an, ihre Kapitalpuffer zu normalisieren, zunächst auf eine Zielgröße von 17 Prozent CET1, bei gleichzeitigem Geschäftswachstum.” Rechnerisch könnte dies auf eine Dividende von mehr als einer Mrd. Euro hinauslaufen, wenn die Finanzaufsicht BaFin dem zustimmt. Wie das ”Handelsblatt” unter Berufung auf Insider berichtet, soll die Ausschüttung sogar bis zu 1,5 Mrd. Euro erreichen können. Das wäre mehr als die Summe, die das Käuferkonsortium 2018 für die Bank bezahlt hatte.

Der neue Chef soll den Ausstieg vorbereiten

Wie die Zeitung weiter meldet, halten die Eigentümer grundsätzlich an den Verkaufsplänen fest. Banwell solle den Exit vorbereiten - dies sei eine seiner wichtigsten Aufgaben. Insider spekulieren dem Bericht zufolge darauf, dass eine ausländische Bank zuschlagen werde, die ihre Position in Deutschland stärken wolle.

Die Übernahme durch ein deutsches Geldhaus sei dagegen eher unwahrscheinlich. Innerhalb der HCOB heiße es, die Chancen für einen Verkauf an ein ausländisches Institut oder einen Börsengang würden bei 50-50 liegen.

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