Die Immobilienzinsen klettern auf den höchsten Stand seit 2011

Nach Prognosen von Interhyp könnte schon bald die Vier-Prozent-Hürde geknackt werden. Auch für das kommende Jahr rechnet Privatkundenvorständin Mirjam Mohr mit weiter moderat steigenden Zinsen.
Mirjam Mohr | Foto: Interhyp
Mirjam Mohr | Foto: Interhyp
Daniel Rohrig, dpa

Es ist seit elf Jahren ein neuer Höchststand. Der Baufinanzierungsvermittler Interhyp hat einen Zinsdurchschnitt für Immobilienkredite von annähernd vier Prozent ausgemacht. Ein zehnjähriges Annuitätendarlehen wurde nach den Auswertungen vor dem Wochenende mit 3,98 Prozent verzinst, teilte das Münchner Unternehmen mit und rechnet damit, dass die vier-Prozent-Schwelle demnächst geknackt wird.



”Dass die Zinsen zeitnah wieder spürbar sinken werden, ist unwahrscheinlich”, sagte Mirjam Mohr, die für das Privatkundengeschäft zuständige Vorständin. An der gesamtwirtschaftlichen Gemengelage aus gestiegener Inflation, gestraffter Geldpolitik der EZB und hohen Renditen für deutsche Staatsanleihen werde sich in den kommenden Wochen und Monaten vermutlich nichts ändern. ”Deshalb erwarten wir weiterhin moderat steigende Zinsen.”

Die schnelle Verteuerung der Immobilienzinsen seit Jahresbeginn hat viele Marktbeobachter und Unternehmen in der Immobilienbranche kalt erwischt - im Februar lag der Durchschnittszins für ein zehnjähriges Darlehen noch bei etwas über einem Prozent, im Juni bereits bei über drei Prozent.

Starker Rückgang vor allem seit dem Sommer

In der ersten Jahreshälfte war die Nachfrage nach Immobilienkrediten noch hoch, doch ist diese seit dem Sommer spürbar zurückgegangen. Damit hatte auch der Dr.-Klein-Mutterkonzern Hypoport nicht gerechnet und musste sogar die Jahresprognose 2022 komplett kassieren. Firmenchef Ronald Slabke rechnet aber für 2023 wieder mit einer Entspannung auf dem Immobilienfinanzierungsmarkt, wie er in einem FinanzBusiness-Interview sagte.

”Wir sind von den harten Marktreaktionen überrascht worden”, sagt Ronald Slabke

Auch Sparkassen, Genossenschaftsinstitute und Privatbanken bekommen die Auswirkungen des Zinsanstiegs zu spüren. Weniger Kunden - vor allem seit dem dritten Quartal 2022 - fragen Baufinanzierungen nach. Einige Institute haben sowohl für 2022 als auch für 2023 ihre Risikovorsorge angepasst, wie sie gegenüber FinanzBusiness erklärten.

Das Baufinanzierungsgeschäft der Banken und Sparkassen lahmt spürbar

Der Zinsanstieg der vergangenen Wochen von 3,5 auf 4 Prozent kann für Käufer bereits eine monatliche Mehrbelastung von deutlich mehr als 100 Euro bedeuten. Interhyp hat hierzu ein Rechenbeispiel gemacht. Demnach liegt die monatliche Rate bei einem Kaufpreis von 400.000 Euro, 50.000 Euro Eigenkapital, Tilgung von zwei Prozent und einem Zinssatz von 3,5 Prozent bei 1705 Euro. Bei einem Zinssatz von vier Prozent sind es demnach bereits 1860 Euro.

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